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Lords of Salem: Roman (German Edition)

Lords of Salem: Roman (German Edition)

Titel: Lords of Salem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Zombie
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aufzuhalten. Lacy rangierte den Rollstuhl hindurch, beschrieb eine scharfe Kurve und steuerte auf Apartment fünf zu.
    » O Vater«, sagte Lacy so leise, dass man ihre Stimme über dem Quietschen der Räder kaum hören konnte. Ein unheimliches Glühen lag auf ihrem Gesicht. » Du gibst uns das Gift … erfülle uns mit deiner Essenz.«
    » Lass sie durch unsere Seele und unseren Geist brennen«, sagte Megan.
    » Wir treten das Kreuz mit Füßen«, verkündete Sonny.
    Alle gemeinsam intonierten, als vollführten sie ein Ritual: » Wir spucken auf das Buch der Lügen … Wir entweihen die Hure Jungfrau Maria.«
    Lacy blieb vor der Wohnungstür stehen und verbeugte sich. Sie ließ die Griffe los und trat vor den Rollstuhl. Mit einem Stück Kreide, das sie aus der Tasche zog, malte sie einen Kreis auf den Boden. In seine Mitte zeichnete sie achtsam und geschickt das Zeichen der Lords of Salem.
    » Wir schmähen seinen Heiligen Geist und frohlocken über sein Leiden«, sagte sie mit hasserfüllter Stimme. Sie trat zurück, verbeugte sich erneut und machte eine auffordernde Handbewegung. Als Megan in die Mitte des Kreises kam, achtete sie darauf, ihn nicht zu verschmieren oder zu verdecken. Sie legte eine Hand auf den Türknauf. Langsam und unter unverständlichem Gemurmel drehte sie ihn und öffnete die Tür.
    Hinter der Tür lagen nicht die leeren Zimmer von Apartment fünf. Hinter ihr lag ein völlig anderer Ort. Ein gewaltiger Raum, größer als das Haus selbst und verschwenderisch möbliert, erstreckte sich jenseits des Türrahmens. Er roch nach seltsamem Räucherwerk und verbranntem Haar und nach etwas, das sich nicht zuordnen ließ, etwas Stinkendem. Heidis Augenlider flatterten und schlossen sich wieder. Doch unter den Lidern bewegten sich die Augäpfel hin und her, als träumte sie.
    Megan hob die Arme und spreizte die Finger. » Führe dieses Kind, das noch in den Ketten des Unterdrückers liegt«, sagte sie. » Hilf ihr, sich von seiner Tyrannei zu befreien.« Sie trat aus dem Kreis und stellte sich neben die Tür.
    Sonny nahm den freien Platz im Kreis ein. Sie strich sich mit den Händen über die Brüste und an den Seiten hinab bis zur Hüfte. » Verlocke sie, diesen kostbaren Bissen zu nehmen«, sagte sie. » Damit ihr die Erlösung zuteilwird.« Sie verließ den Kreis.
    Lacy hatte die Hände in Heidis Achselhöhlen geschoben. Sie zerrte sie auf die Beine und taumelte mit ihr in den Kreis, wobei Heidis Füße die Linien verwischten und das Zeichen entstellten. Sonny und Megan streckten die Arme aus und hielten sie, während hinter ihr, knapp außerhalb des Kreises, Lacy eine vollendete Verbeugung zelebrierte.
    » Du bist der Drache, Lord Satan«, sagte sie. » Wir bejubeln die Schlange und stehen fest zu dir, als Krieger im Diesseits und im Jenseits.«
    Heidi stöhnte. Sie hob den Kopf, der ihr auf der Brust gehangen hatte, und ließ ihn wieder sinken. Während Sonny und Megan sie zogen und Lacy sie von hinten stützte, schlurfte sie nach vorn und verwischte mit den Füßen den Rest des Zeichens. Langsam und sehr vorsichtig traten sie alle vier durch die Tür in den opulent ausgestatteten Raum dahinter.
    Einen Moment lang verharrten sie am Türrahmen. Heidi war noch immer bewusstlos, und die drei Schwestern blickten sich verwundert um. Dann wurde von einer unsichtbaren Hand unvermittelt die Tür hinter ihnen zugeschlagen.

48
    S ie hielten ihr einen Spiegel vors Gesicht. Heidi war jetzt wach, aber der Anblick war ihr fremd: ein totenblasses Gesicht, blutrote Lippen. Sie hatten ihr einen Schönheitsfleck auf die Wange gemalt, einen schwarzen Punkt. Sie trug ein Abendkleid aus dem achtzehnten Jahrhundert, dessen Korsettstangen aus Fischbein Taille und Brust einengten, sodass es schmerzte, zu tief zu atmen. Das Kleid bauschte sich unterhalb der Taille auf, vervierfachte ihren Hüftumfang und war vielfach gefältelt und geschnürt. Sie kam sich vor wie Marie Antoinette auf dem Weg zum Schafott.
    Wo bin ich? , fragte sie sich. Was geschieht mit mir?
    Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, dass sie in ihrer Wohnung im Schlafzimmer gewesen war. Das hier war mit Sicherheit nicht ihr Zimmer. Vor ihr breitete sich eine gigantische Rokoko-Kathedrale aus, in der tiefe Nebelschwaden hingen, sodass man die Begrenzungen des Raums kaum erkennen konnte und er sich ins Unendliche zu erstrecken schien. In der Mitte befand sich eine mit rotem Samt bespannte Treppe, die zu einem schwarzen Kreuz hinaufführte. Mit dem Kreuz

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