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Lords of Salem: Roman (German Edition)

Lords of Salem: Roman (German Edition)

Titel: Lords of Salem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Zombie
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sich nur ein? Nein, sie konnte ihn sehen, konnte sogar, wenn sie genau hinblickte, feststellen, dass er atmete.
    » Ich wohne hier in Nummer zwei.« Ihre Stimme verlor allmählich ihre Freundlichkeit. » Mein Name ist …«
    Ehe sie ausreden konnte, schlug die Tür zu. Der Mann hatte sich so schnell bewegt, dass sie ihn kaum hatte sehen können. Es schien, als wäre er in einem Moment dort gewesen und im nächsten nicht mehr, als wäre die Tür in einem Moment offen gewesen und im nächsten geschlossen. Verblüfft starrte sie darauf. So viel zum Thema neuer Nachbar.
    Kopfschüttelnd kehrte sie in ihre Wohnung zurück und goss sich eine Tasse Kaffee ein. Was für ein Arschloch. Wenn Lacy die Wohnung so jemandem vermietete, wäre es besser gewesen, Nummer fünf stünde weiterhin leer.
    Sie trank einen Schluck Kaffee und seufzte. Mein Gott, tat das gut. Vielleicht würde sie ihren Kater doch überleben.
    Sie würde ihre Mutter anrufen müssen, dachte sie, während sie einen weiteren Schluck nahm. Es war eine Weile her, dass sie miteinander gesprochen hatten, und sie würde sich Sorgen machen. Seit ihr Vater gestorben war, hatte ihre Mutter niemanden mehr, mit dem sie reden konnte.
    Sie setzte sich an den Tisch und schlug die Salem News auf. Schon immer hatte sie das kleine Bild im Impressum lächerlich gefunden: eine Hexe, die auf ihrem Besen vor dem Mond über den Nachthimmel reitet. Warum klammerte sich eine Stadt derart an ihre schreckliche Vergangenheit voller Hexen und Morde? Wenn sie wetten müsste, würde sie darauf tippen, dass die meisten Frauen, die während der Salemer Hexenprozesse hingerichtet wurden, überhaupt nichts getan hatten; sie waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Aber als Moderatorin bei einem Radiosender in Salem zu arbeiten brachte es mit sich, dass sie genauso mit dem Hexenmythos herumspielen musste wie viele andere Unternehmen in der Gegend auch.
    Wenn man der Zeitung glauben konnte, war in der Stadt noch weniger los als sonst. Sie seufzte, trank noch einen Schluck Kaffee, und ihre Gedanken begannen erneut, um einen Schuss zu kreisen. Sie schüttelte den Kopf und verjagte sie. Stattdessen dachte sie über den Mann in Apartment Nummer fünf nach. Sein Gesicht war so ausdruckslos gewesen, dass sie darin nicht viel hatte lesen können, und sie hatte keine Ahnung, warum er sich so verhalten hatte. Vielleicht hatte sie sein Gesicht auch nicht gut genug gesehen, denn es fiel ihr schwer, sich sein Aussehen ins Gedächtnis zu rufen. War er eine Art Einsiedler? Oder vielleicht stumm? Sie würde ihre Vermieterin nach ihm fragen.
    Sie trank noch einen Schluck Kaffee, gähnte und sah auf die Uhr. Steve stand vor der Tür und starrte sie an. War es schon Zeit für ihn?
    » Kumpel«, sagte sie. » Ich will heute nicht zur Arbeit gehen.«
    Steve wedelte halbherzig mit dem Schwanz, ohne sich von der Tür abzuwenden. Nach einer Weile begann er zu winseln.
    » Immer mit der Ruhe«, sagte sie. » Warum kannst du nicht lernen, aufs Klo zu gehen wie diese Hunde im Fernsehen?«
    Steve war kurz still, dann winselte er erneut.
    » Komm schon, Junge«, flehte sie. » Lass mich wenigstens eine halbe Tasse Kaffee trinken, bevor wir rausgehen.«

9
    S ie hatte ihre Kunstpelzjacke, einen hübschen Schal, den sie sich im Sender aus der Tonne für zurückgelassene herrenlose Gegenstände » geborgt« hatte, und schwarze kniehohe Stiefel mit Ringschnallen angezogen. Als sie mit Steve im Treppenhaus die Stufen hinunterhüpfte, lief sie Lacy über den Weg.
    Lacy war eine nette Frau Ende fünfzig, die sich gut gehalten hatte. Sie trug ein Batikkleid, eine Art Hippie-Wickelrock, von dem Heidi schon immer vermutet hatte, dass er auf verschiedene Weisen gebunden und genauso gut als Rock oder Oberteil oder Schal getragen werden konnte. Sie wirkte entspannt und ungezwungen. Ihr blondes Haar war von grauen Strähnen durchzogen und hing offen und wirr herab. Sie stand im Flur neben den Briefkästen und sah ihre Post durch. Als sie Heidi bemerkte, sah sie kurz auf, lächelte und nickte abwesend.
    » Hi, Lacy«, sagte Heidi.
    » Hallo«, sagte Lacy langsam. Sie blätterte weiter durch ihre Post und würdigte Heidi kaum eines Blicks.
    Heidi wollte schon an ihr vorbeigehen, als sie sich an den Mann an der Tür erinnerte.
    » Du hast also endlich Nummer fünf vermietet«, sagte sie.
    Lacy blickte auf, und ein seltsamer Ausdruck huschte über ihr Gesicht. » Das wäre schön, Süße. Das wäre schön«, sagte sie. » Aus

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