Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords of Salem: Roman (German Edition)

Lords of Salem: Roman (German Edition)

Titel: Lords of Salem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Zombie
Vom Netzwerk:
gewesen wäre, hätte er bemerkt, dass es keine fremde Sprache war, sondern eine vertraute, die rückwärts vorgetragen wurde. Und dann war es nur noch ein kleiner Schritt zu der Erkenntnis, dass die Nonnen das Vaterunser von hinten nach vorn aufsagten.
    Ein junger Priester tauchte auf und unterbrach sie. Er stand mit gefalteten Händen lächelnd da.
    » Pater«, sagte die erste Nonne mit flacher ausdrucksloser Stimme und nickte ihm zu.
    » Pater«, sagte die zweite in einer perfekten Imitation des Tonfalls der ersten.
    » Schwestern«, sagte der Priester. » Ich glaube nicht, dass ich euch schon einmal gesehen habe. Täusche ich mich? Seid ihr gerade erst angekommen? Seid ihr zu uns geschickt worden, um uns beizutreten?«
    » Nicht ganz«, sagte die erste Nonne.
    » Wir sind aus einer anderen … Gemeinde«, sagte die zweite Nonne.
    » Wir sind nur auf der Durchreise«, sagte die erste.
    Der Priester nickte. » Ihr seid herzlich willkommen. Wenn ich euch helfen kann, zögert nicht, euch an mich zu wenden.«
    Die beiden Nonnen nickten. Die Priester blieb für einen Augenblick dort stehen und wartete, ob sie noch etwas zu sagen hatten, dann schlenderte er davon. Sie sahen ihm aus zusammengekniffenen Augen nach, während er den Mittelgang entlangging. Sobald er sich außer Hörweite befand, nahmen sie ihr gotteslästerliches Gebet wieder auf.
    » Ich kann ihn spüren«, sagte die erste Nonne.
    » Wen?«, fragte die zweite Nonne. » Mather?«
    » Hawthorne«, sagte die erste. » Obwohl er seit so vielen Jahren tot ist, spüre ich ihn.«
    » Es ist nicht er selbst, den du spürst«, sagte die zweite, » sondern seine Verwandtschaft. Sein Blut.«
    Die erste Nonne nickte. » Sein Blut fließt durch ihre Adern.«
    » Aber die Zeit ist gekommen«, sagte die zweite.
    » Die Zeit ist gekommen«, stimmte ihr die erste zu.
    Sie schlugen erneut das Zeichen vor ihrer Brust, dann standen sie auf und verließen die Bank. Sich gegenseitig stützend humpelten sie den Mittelgang entlang zur Tür.
    » Ich spüre ihn«, flüsterte die erste Nonne wütend. » Ich spüre ihn.«
    » Wir werden Rache üben«, sagte die zweite. » Und sie wird süß sein.«
    Und dann hatten sie die Kirche verlassen und standen auf der Treppe in der Morgensonne. Sie sogen schnüffelnd die Luft ein.
    » Da«, sagte die erste Nonne. » Da ist er.«
    » Ja«, sagte die zweite. » Ich spüre ihn. Ich kann ihn riechen .«
    Mitten auf dem mit roten Ziegeln gepflasterten Bürgersteig führte eine Frau in einer Kunstpelzjacke einen großen Labradormischling aus. Sie war stehen geblieben, um den Hund an einem Laternenpfahl schnüffeln zu lassen. Gedankenverloren blickte sie durch die Gegend. Nach einem Moment zog sie an der Leine, doch der Hund stemmte sich dagegen. Er war noch nicht fertig.
    Ihr Blick wurde langsam von den Nonnen angezogen. Sie standen reglos auf der Treppe, während ihre Trachten im Wind wehten.
    » Er sieht uns«, sagte die erste Nonne.
    » Nein«, sagte die zweite Nonne. » Es ist Hawthornes Blut, aber es ist nicht Hawthorne. Es ist eine Frau. Und sie weiß nicht, was sie sieht.«
    Die erste Nonne nickte. » Sie wird es nicht wissen, bevor es zu spät ist.«

11
    D er große Afroamerikaner stand auf der Treppe vor dem Haus und musste sich zusammenreißen, um nicht unruhig hin und her zu gehen. Er war auf eine Weise gekleidet, die ihn deutlich von den anderen Einwohnern Salems abhob und ihn erscheinen ließ, als wäre er geradewegs den Siebzigern entsprungen. Er trug leuchtend weiße Adidas-Schuhe, ein schwarzes geripptes T-Shirt und einen weißen Ledermantel. Seine enge Stoffhose war ebenfalls weiß und schien maßgeschneidert. Obwohl er Ende fünfzig war, machte er einen relativ sportlichen Eindruck. Er nahm eine Zigarre aus der Manteltasche, betrachtete sie und steckte sie wieder weg. Einen Moment später hielt er sie erneut in der Hand, hatte das Ende abgebissen und zündete sie an.
    Wenn ich schon warten muss, kann ich mir auch ein kleines Vergnügen gönnen , dachte er, als er die Zigarre in die Flamme hielt und paffte, bis die Spitze gleichmäßig glühte. Wo ist sie? , fragte er sich. Schon wieder zu spät. Er versuchte, sich keine Sorgen um Heidi zu machen. Als er an ihre Tür geklopft und niemand geöffnet hatte, war er ein wenig nervös geworden, doch Steve hatte nicht gebellt, und das bedeutete, dass sie, wo auch immer sie war, den Hund dabeihatte. Und das wiederum hieß, dass die Chancen, dass sie wieder zu spritzen angefangen hatte und

Weitere Kostenlose Bücher