Lords of Salem: Roman (German Edition)
Pausenraums und füllte CD s in eines der Regale. Er nickte Herman kurz zu, als dieser eintrat, dann machte er weiter. Chip MacDonald war auch da, aber er hielt sich eher im Hintergrund und beobachtete zweifellos Whitey. Das wenige Haar, das Chip noch geblieben war, stand ihm wirr vom Kopf ab. Er sollte einfach nach Hause gehen , dachte Herman. Er muss nicht hier bleiben, um auf uns aufzupassen; wir alle sind alte Hasen. Der Typ wird es nie lernen. Er macht Whitey bloß nervös und ist hinterher selber völlig überarbeitet.
Er hatte seine Kartons kaum auf den Tisch gestellt, als Chip loslegte.
» Nein, nein«, sagte er, ging zu dem Regal und zog eine CD heraus, die Whitey gerade hineingestellt hatte. » Rod Stewart muss bei S einsortiert werden, nicht bei R. Begreifst du nicht das System, vorrangig nach Nachnamen zu sortieren?«
Whitey zuckte die Achseln. » Hm, wir spielen die CD eh kaum. Spielt eigentlich keine Rolle.«
» Darum geht es nicht!«, sagte Chip. » Es geht darum, dass man seine Aufgaben gewissenhaft erledigt.«
Sichtlich verwirrt zuckte Whitey erneut mit den Schultern. » Aber ich muss sie nicht wiederfinden.«
» Aber was, wenn doch?«
Whitey schüttelte nur den Kopf. » Muss ich aber nicht.«
Chip wurde laut. » Es interessiert mich nicht, was du finden musst und was nicht!«
» Warum reden wir dann darüber?«, fragte Whitey nun völlig durcheinander.
» Beruhige dich, Chip, mein Freund«, sagte Herman. » Wegen einer Rod-Stewart- CD braucht man nicht den Dritten Weltkrieg anzufangen.«
Chip wandte sich zu ihm und zeigte mit dem erhobenen Finger auf ihn. » Und du«, sagte er. » Du bist noch schlimmer. Dieser Höhlenmensch versucht wenigstens, den Bestand zu ordnen.«
Das hat man davon, wenn man jemandem helfen will , dachte Herman. Denk dran, das in Zukunft zu lassen. Er schniefte und hob die Nase in die Luft. » Das, mein lieber Freund, ist Arbeit für Praktikanten«, sagte er.
Aber Chip fand das nicht witzig. » Muss ich dich noch daran erinnern? Das ist ein Rocksender. Wir haben keine Praktikanten. Willst du Praktikanten? Dann geh zu einem Latinosender. Die haben jede Menge Pesos.«
Wenn sein Chef Streit anfangen wollte, sollte er ihn bekommen. » Stimmt«, sagte er. » Du verstehst also mein Problem. Keine Praktikanten für die Praktikantenarbeit. Es ist wirklich erschütternd.«
» Mädels, bitte«, sagte Heidi und verdrehte die Augen.
Chip drehte sich zu ihr. » Und das ist auch eine Sache, die ich mit euch besprechen wollte. Bitte hört auf, jeden als Mädel oder Süße anzusprechen. Die Leute bekommen langsam einen falschen Eindruck.«
Heidi setzte einen gespielt besorgten und unschuldigen Ausdruck auf. » Moment, welche Leute? Was für einen Eindruck?«
» Dass wir alle …« Chip unterbrach sich, weil er nicht wusste, wie er sich ausdrücken sollte. » … anders sind als …«, sagte er und schüttelte den Kopf. » Nein, lass gut sein.«
» Anders?«, fragte Heidi. Herman konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Chip hätte es kommen sehen müssen, dachte er. Aber er trat in jedes Fettnäpfchen, und wenn es auch noch so offensichtlich und gut gefüllt war. Der Mann tat ihm beinah leid. Heidi blickte verstohlen nach links und nach rechts, trat einen Schritt näher an Chip heran und legte die Hand vor den Mund. Mit einem gespielten Flüstern sagte sie: » Du meinst, homosexuell?«
» Ich …«, sagte Chip. » Hör zu. Vergessen wir das Ganze. Es ist einfach verwirrend, das ist alles.«
» Du bist ein bisschen verwirrt, nicht wahr?«, sagte Heidi. » Du hast Probleme und Gefühle, von denen du nicht sicher bist, dass dein Pfarrer sie billigt?«
» Ich, nein.« Chip errötete. » Ich bin nicht …«
» Ist schon in Ordnung, Chip.« Sie tätschelte seine Wange. » Wir mögen dich, egal ob du dich outest oder nicht.«
Okay , dachte Herman, das reicht . Es hatte als Spaß begonnen, aber nun wurde es etwas gemein. Wenn sie weitermachte, würde Chip nicht mehr wissen, wo ihm der Kopf stand. Und dann wäre er bei der Sendung keine große Hilfe. » Hey«, ging Herman dazwischen. » Was sind das für irre Typen am Empfang?«
Erleichtert, über etwas anderes reden zu können, wandte sich Chip zu ihm. Er lächelte und gab sich Mühe, cool zu wirken. » Diese strammen jungen Vampire sind unsere ersten Gäste.«
Herman grinste. Er begann, einen wilden unrhythmischen Stepptanz aufzuführen, und sang dazu mit tiefer unmelodischer Stimme: » The freaks come out at night, the
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