Lords of Salem: Roman (German Edition)
nicht von der Tür ab. Sie beugte sich zu ihm hinab und packte sein Halsband.
» Kumpel, wie bist du rausgekommen? Lass uns wieder ins Bett gehen.«
Sie zerrte am Halsband und zog ihn langsam von der Tür weg. Er wollte dort bleiben und stemmte die Beine ein. Nach einem Moment fügte er sich, aber er winselte auf dem ganzen Rückweg zur Wohnung.
Als sie ihre Tür erreichte, hörte sie etwas hinter sich, ein Knarren. Sie wandte sich um und sah, wie sich die Tür zu Apartment fünf langsam einen Spaltbreit öffnete und schließlich ganz aufging. War doch jemand darin? Ja, dort leuchtete auf jeden Fall, wenn auch schwach, ein Licht, pulsierend und rötlich. Sie konnte die Lichtquelle nicht sehen, nur den Widerschein. Der Ursprung musste sich irgendwo tief im Inneren der Wohnung befinden.
Sie starrte lange auf die offene Tür und fragte sich, was sie tun sollte. Nach einer Weile bemerkte sie, dass sie sich noch immer nach unten beugte und Steves Halsband hielt. Steve winselte nun nicht mehr. Stattdessen hatte er mit dem Schwanz zwischen den Beinen zu zittern begonnen.
» Ist ja gut, Junge«, sagte sie. Schnell öffnete sie ihre Tür, stieß ihn hinein und schloss sie wieder. Kaum war er drin, begann er, an der Tür zu kratzen und zu winseln. Heidi ignorierte ihn und wandte sich zu Apartment fünf um.
Ja, ein rötlicher Schein, doch er schien die Wohnung nicht zu erhellen. Sie sah das Licht, aber aus irgendeinem Grund konnte sie trotzdem in der Wohnung nichts erkennen. Es war fast, als herrschte Dunkelheit, eine rötliche Dunkelheit, die die Dinge eher verbarg als preisgab.
Heidi trat einen Schritt vor. Dann noch einen. Sie hatte das Gefühl, von der Wohnung zugleich angezogen und abgestoßen zu werden. Sie zögerte, spürte jedoch, wie sich ihr Fuß fast gegen ihren Willen vom Boden hob und nach vorn bewegte. Schritt für Schritt ließ sie sich weiterschleppen.
Der rote Schein wurde stärker. Ich sollte das nicht tun , sagte sie sich. Ich sollte zurück in meine Wohnung gehen, bis morgen abwarten und mit Lacy reden. Doch sie war zu neugierig, was es mit dem Licht auf sich hatte, um sich noch zurückhalten zu können.
Je näher sie kam, desto langsamer ging sie. Sie hielt sich dicht an der Wand und rührte sich kaum noch. Der Lichtschein war immer noch da, und sie konnte ein wenig in die Wohnung hineinblicken. Sie sah nichts als Leere. Schließlich trat sie einen weiteren Schritt vor, lehnte sich langsam um den Türrahmen und spähte hinein.
Sie bemerkte, dass das Leuchten nicht aus der Wohnung kam, sondern von einem Fenster im hinteren Teil, das teilweise mit ausgefransten Gardinen verhangen war.
Es erleichterte sie, dass die Lichtquelle sich nicht in der Wohnung befand, doch sie fragte sich immer noch, worum es sich dabei handeln könnte. Ihres Wissens gab es dort draußen nichts, das so leuchtete. Vielleicht das Licht eines Kranken- oder Streifenwagens. Aber würde es dann nicht flackern, anstatt zu pulsieren?
Sie zögerte einen Augenblick. Beinahe wäre sie in ihre Wohnung zurückgekehrt, hätte die Sache für heute ruhen lassen und es sich mit Steve gemütlich gemacht. Das wäre schlauer, als nachts in einer fremden Wohnung herumzuschleichen. Oder zumindest , sagte sie sich, sollte ich runtergehen, bei Lacy klopfen und sie hochholen, damit sie es sich auch ansieht. Zu mehreren ist man sicherer. Es war spät, klar, aber das war wichtig.
Zögerlich blieb sie auf der Schwelle stehen und hielt sich am Türrahmen fest. Doch dann gewann die Neugierde die Oberhand, und anstatt umzukehren, ging sie hinein.
Es roch nach Staub. Die Luft war verbraucht und muffig, als wäre sie zu lange dort eingeschlossen gewesen. Langsam schlurfte sie durch den Raum auf das pulsierende Licht zu.
Sie zog die Gardinen auseinander und drückte das Gesicht an die Scheibe, damit sie besser sehen konnte. Dort, auf der Rückseite eines alten Ziegelgebäudes, stand in roter flackernder Neonschrift Jesus rettet . Sie starrte das Schild an. Nein, das kann nicht sein, sagte sie sich. Sie wusste, was sich hinter dem Haus befand, und das war es nicht. Etwas stimmte nicht.
Und während sie darüber nachdachte, begann sich das Schild zu verändern. Es schien zu schmelzen, die Worte verschoben und verbogen sich, und die leuchtenden Neonröhren flossen wie Wasser über die Wand, um eine Reihe unverständlicher Symbole zu bilden. Was zum Teufel? , dachte sie und bekam Angst. Sie rieb sich die Augen, aber als sie wieder hinblickte, waren die
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