Lords of Salem: Roman (German Edition)
Sie schloss die Augen und wollte sich zum Einschlafen zwingen, doch es funktionierte nicht. Aus dem Fernseher hörte sie die verzerrte Stimme sagen: » Ich wusste, dass sie sterben würden … Aber mir war nicht klar, dass ich im Laufe der Zeit das Töten genießen würde.«
Sie schlug die Augen auf und blickte zum Fernseher, doch anstatt des Killers mit der Kapuze sah sie ein schmutziges Zimmer. Von der Decke hing ein primitiver schmiedeeiserner Käfig herab. Ein Huhn war dort hineingestopft worden. Das Tier füllte den Käfig vollständig aus und war nicht in der Lage, sich zu bewegen oder umzudrehen. Seine Federn drückten gegen die Gitter oder stachen heraus. Es konnte nur den Kopf und den Hals rühren. Der Kopf ruckte verzweifelt umher, die Augen blickten hektisch von einer Seite zur anderen. Dann gab es plötzlich eine schnelle Bewegung, ein Flackern des Bildschirms, das Huhn war verschwunden, und an den Stangen des verbogenen und aufgerissenen Käfigs tropfte langsam Blut herunter.
Habe ich umgeschaltet? , fragte sie sich. Doch zu den Bildern des Käfigs hörte sie die Stimme des Interviewers, der eine umständliche Frage stellte. Vielleicht stimmte etwas mit dem Fernseher nicht.
Oder mit ihr stimmte etwas nicht.
Und dann schwenkte die Kamera langsam zur Seite, und ganz nah vor dem Objektiv tauchte ein seltsames Gesicht auf. Es wirkte irgendwie unmenschlich. Die Hautfarbe war eigenartig, beinah ziegelrot. Vielleicht liegt es an der Beleuchtung , dachte sie erst, und dann: Was zum Teufel ist das? Das Gesicht grinste mit offenem Mund, und die Zähne darin waren lang und spitz, offenbar gefeilt. Nein, das war kein Mensch. Es musste das Ergebnis einer Sendestörung sein, bei der sich zwei Signale überlagerten.
» Nach einer Weile«, sagte die verzerrte Stimme – und seltsamerweise bewegte sich der dämonische Mund auf dem Bildschirm dazu, als spräche er die Worte –, » fing ich an, mir ein paar Freiheiten zu nehmen. Ich habe nicht nur im Auftrag getötet. Das auch, aber ich bin auch herumgefahren, bis ich jemanden gefunden habe, und wenn es kein großes Risiko war, tja, dann habe ich mein abgesägtes Spielzeug rausgeholt.«
Die Augen leuchteten rot wie glühende Kohlen. Während die Stimme erklang, starrten die Augen sie unentwegt an. Als würden sie sie aus dem Fernseher heraussehen. Es fühlte sich an, als versuchten sie, sie hineinzuziehen.
Scheiße , dachte sie, was ist los mit mir? Sie stöhnte und suchte erneut nach der Fernbedienung. Als sie sie nicht finden konnte, drehte sie sich um und griff nach dem Glas Wasser auf dem Nachttisch. Sie trank, doch es war fast nichts darin, nur ein halber Schluck.
» Scheiße«, sagte sie. Weil sie noch immer Durst hatte, stand sie auf, taumelte zum Bad und schaltete auf dem Weg den Fernseher aus.
Das Badezimmerlicht blendete sie. Sie blieb blinzelnd stehen und wartete mit gesenktem Blick, bis ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten, dann ging sie zum Waschbecken. Sie füllte das Glas und trank gierig. Ich habe vergessen, meine Mutter anzurufen , fiel ihr ein. Sie füllte das Glas ein zweites Mal und verließ das Bad.
Auf dem Rückweg zum Bett merkte sie, dass etwas nicht stimmte. Der Raum fühlte sich anders an. Er war anders. Es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, woran es lag: kein Hundegeruch, keine Hundegeräusche, niemand, der um ihre Beine strich und gestreichelt werden wollte. Wo war Steve?
Sie pfiff, doch Steve kam nicht. Sie sah sich im Schlafzimmer um und ging dann in den vorderen Teil der Wohnung. Aber dort schien Steve auch nicht zu sein. Und die Wohnungstür stand offen.
» Au Mann, das gibt’s doch nicht«, sagte sie.
Nur um auf Nummer sicher zu gehen, schritt sie noch einmal durch die Wohnung und flüsterte seinen Namen. Er war nicht da. Sie zog sich die Kunstpelzjacke über den Pyjama und ging hinaus in den Flur.
Steve war dort. Er war irgendwie hinausgelangt, vielleicht war die Tür nicht richtig eingerastet, als Whitey gegangen war. Er kratzte am anderen Ende des Flurs an der Tür zu Apartment fünf.
Sie zischte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. » Steve«, flüsterte sie, » komm her … komm her!«
Steve ignorierte sie. Er kratzte einfach weiter an der Tür.
Sie versuchte es noch ein paar Male vergeblich, dann ging sie auf Zehenspitzen zu ihm.
» Was soll das, Mann«, flüsterte sie ihm zu. » Du verkratzt das Holz. Lacy bringt mich um.«
Steve winselte und kniff den Schwanz ein, wandte den Blick jedoch
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