Lords of Salem: Roman (German Edition)
schaffen , dachte Francis. Ich will es gut machen. Und warum habe ich überhaupt zugesagt? Als der Typ vom Sender es vorgeschlagen hatte, hatte er sich gut gefühlt – schließlich war er in einem Buchladen gewesen und hatte einen Stapel seiner eigenen Bücher signiert. Wer würde sich da nicht gut fühlen? Aber dann hatte er letzte Nacht den Fehler begangen, sich das Programm anzuhören, und festgestellt, dass das Big-H-Team nicht unbedingt ein geistreicher Gesprächspartner sein würde. Er könnte froh sein, wenn sie das Buch überhaupt gelesen hatten. Nein, er könnte froh sein, wenn sie auch nur ein Kapitel des Buchs gelesen hatten. Und gestern war dort ein Interview mit einer merkwürdigen satanistischen Rockgruppe gelaufen. Es war erniedrigend, gleich nach solchen Leuten auftreten zu müssen.
» Ich bin ein wenig nervös«, gab er zu, während Alice seine Schultern massierte. » Ich kann kaum glauben, dass ich mich zu so etwas habe überreden lassen. Ich hasse solche Sachen.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. » Beruhig dich«, sagte sie. » Es wird bestimmt Spaß machen, und du hast dich doch ständig beschwert.« Sie trat einen Schritt zurück und ahmte ihn nach – er hasste es, wenn sie das tat, aber er musste zugeben, dass sie ziemlich gut darin war: » Ich muss eine Möglichkeit finden, mehr Bücher zu verkaufen, Alice. Ich muss auf mich aufmerksam machen.«
Tja, das hatte er gesagt, und es stimmte auch. Sein Buch war gut, das wusste er, ein fundiertes, historisch korrektes Werk. Aber es kam nicht in die richtigen Hände. Und das Big-H-Team und seine Zuhörer waren ganz sicher nicht das richtige Publikum.
» So habe ich nicht geklungen«, log er. » Ich habe das nicht gesagt.«
» Was auch immer«, sagte Alice. » Sorg dafür, dass du Freikarten für den Film bekommst. Ich möchte ihn sehen.«
» Welcher Film?«
» Hast du es schon vergessen? Frankenstein gegen den Hexenjäger .«
» Du willst ihn dir wirklich ansehen?«, fragte er. » Ich dachte, das wäre ein Witz. Das ist beschämend. Alice, du weißt doch, was ich von diesen historisch unkorrekten Darstellungen von …«
Sie schnitt ihm mit einem Blick das Wort ab. » Sei ein Schatz, und besorg mir die Freikarten«, sagte sie.
» Ich werde nicht nach …«
» Tu einfach, was deine Frau sagt, dann gibt es auch keine Verletzten«, sagte sie.
Francis nickte seufzend. » Ja, Schatz.«
23
E in paar Stunden später war er dort. Ja, Alice hatte recht gehabt; es gab keinen Grund, sich fein zu machen. Keiner aus dem Big-H-Team trug einen Anzug – einer der Männer hatte anscheinend kein Hemd gefunden und trug ein glitzerndes goldenes T-Shirt, das eine Band namens Mattress anpries. Was war das denn für ein Name für eine Band? Der Bursche trug außerdem Cowboyhut und Sonnenbrille – im Haus! Was sollte das? Und er hatte einen Bart, um den ihn der Weihnachtsmann hätte beneiden können. Der andere, ein Mann namens Herman – Augenblick mal, das war verwirrend, weil sie beide Herman hießen, aber den ersten sollte er irgendwie anders nennen. Wie war das? White Herman? Wollten sie ihn auf den Arm nehmen? Was war das für ein Name? Jedenfalls, dieser andere Herman, der Afroamerikaner, war angezogen wie ein Komparse aus einem Blaxploitation-Film aus den Siebzigern; er trug sogar ein violettes Zuhälterhemd mit Goldknöpfen. Katzengold wahrscheinlich. Francis wusste nicht genau, was er davon halten sollte. Kleidete sich Herman seit den Siebzigern so, oder war das ein Modetrend, derart affig, dass es schon wieder angesagt war? Die Dritte, eine Frau namens Heidi, sah in Ordnung aus, vielleicht ein wenig schlampig, als wäre sie gerade erst aus dem Bett gestiegen, obwohl es doch bereits Abend war. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und wirkte unausgeschlafen, doch sie schien die Netteste von den dreien zu sein. Oder jedenfalls die Normalste.
Es machte ihn schon nervös, einfach nur dort zu sein. Nein, die drei waren wohl kaum seine Zielgruppe. Und sie hatten eindeutig das Buch nicht gelesen – keine einzige Seite! Sie waren nicht auf die Einzelheiten eingegangen. Herman, der die meiste Zeit über mit ihm gesprochen hatte, hatte den Titel falsch in Erinnerung gehabt. Francis hatte sich zusammenreißen müssen, um nicht laut aufzustöhnen und ihn stattdessen nur freundlich zu verbessern, wie Alice es ihm geraten hätte. Nein, das war jetzt schon eine Katastrophe.
Es lief gerade ein Werbespot für Anderton Auto.
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