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Lords of Salem: Roman (German Edition)

Lords of Salem: Roman (German Edition)

Titel: Lords of Salem: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Zombie
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inneres Selbst zu zeigen.
    » Jetzt haben wir das Sagen«, flüsterte sie dem Messer zu. Sie drehte es in die richtige Position, und schon sah sie ihre Spiegelung in der Klinge, verzerrt und an der Stirn abgeschnitten, aber immerhin. Sie sah sich in dem Messer. Sie war das Messer.
    Und was machst du jetzt mit mir? , fragte ihr Spiegelbild, fragte das Messer. Benutzt du mich?
    Sie stieß ein tiefes Lachen aus. Es klang seltsam, als wäre etwas mit ihren Stimmbändern nicht in Ordnung. Sie bemerkte es und speicherte es ab, aber es kümmerte sie nicht besonders. Es fühlte sich so gut an, frei zu sein.
    Sie ließ den Blick vom Messer zurück zum Fenster schweifen. Dort war ihr Spiegelbild. Sie sah zu, wie es langsam das Messer hob und begann, die Haare abzuschneiden. Strähnen schwebten auf die Spüle und die Arbeitsfläche hinab. Eine neue Virginia kam zum Vorschein, eine Frau mit kurzem Haar, das an manchen Stellen bis auf die Kopfhaut abgeschnitten war und an anderen strohig abstand. Sie sah hart aus, sogar gefährlich.
    Sie griff nach oben, um ihre neue Frisur zu betasten, und erschrak, als sie feststellte, dass noch sämtliches Haar da war. Das echte Messer hatte sich nicht von der Stelle gerührt – ihr Spiegelbild folgte nicht ihren Bewegungen, sondern zeigte ihr, was zu tun war. Jetzt gab es ihr ein Zeichen, dass sie an der Reihe war.
    Sie hob das Messer und packte eine Handvoll Haare. Das Spiegelbild im Fenster benahm sich wieder so, wie es sich gehörte. Es zeigte, was sie tat. Sie sah zu, wie ihr Haar hinabfiel, spürte das Reißen, als sie mit dem Messer durchs Haar fuhr und versuchte, es möglichst bis zur Kopfhaut abzusäbeln.
    Ihre Hand rutschte ab, und sie schnitt sich neben der Schläfe in den Kopf. Blut sickerte aus der pochenden Wunde. Im Fenster sah sie, wie ihr Spiegelbild nach oben griff, den Schnitt berührte und den blutverschmierten Finger zum Mund führte. Es leckte ihn mit leuchtenden Augen sauber.
    Kurz darauf war sie fertig. Ihr Blut hatte das Wasser in der Spüle eingetrübt. Sie betrachtete ihr Spiegelbild. Sie sah wunderschön aus mit ihrem beinah kahlgeschorenen Kopf und den blutigen Rinnsalen, die hier und dort herabrannen, wo sie abgerutscht war oder zu dicht an der Kopfhaut geschnitten hatte. Ja, sie sah fantastisch aus.
    Ihr Spiegelbild im Fenster lächelte. Dann schlüpfte es langsam aus der Bluse und warf sie zur Seite. Es zog den BH aus, sodass die Brüste schlaff herabhingen. Es nahm das Tranchiermesser und begann, sich sehr geschickt in die Brust zu schneiden. Es ritzte einen Kreis hinein, malte ein Kreuz in die Mitte und stattete es oben und unten mit einem nach außen offenen Halbkreis aus.
    Wow, sie konnte sogar noch schöner werden.
    Es gab ihr ein Zeichen. War sie nun an der Reihe? Ja!
    Sie zog die Bluse aus und warf sie zu Boden. Sie hakte den BH auf und ließ ihn fallen. Er landete im Wasser, wo er einen Moment lang schwamm, bis er sich vollgesaugt hatte und sank. Sie setzte sich das Messer an die Haut und drückte, bis es eindrang. Es tat ein wenig weh, aber es war ein Schmerz, den sie genoss. Es war der Schmerz des Loslassens und der Erneuerung, etwas, das sie kontrollieren konnte. Keuchend ritzte sie mit der Klinge einen ungleichmäßigen blutigen Kreis in die Haut. Der senkrechte Balken des Kreuzes war eine Qual, weil die Messerspitze über den Knochen kratzte, doch bald hatte sie es geschafft.
    Es tat weh. Gott, es tat verdammt weh, schlimmer als alles, was sie bisher erlebt hatte. Sogar schlimmer als damals, als Keith betrunken gewesen war und sie so verprügelt hatte, dass sie ins Krankenhaus musste. Aber als sie zu Ende geschnitten hatte, sah sie großartig aus. Sie stand dort wie eine dämonische Göttin mit ihrem geschorenen und blutigen Kopf und dem in die Brust geritzten Zeichen, das Feuer versprühte.
    Sie wollte das Messer auf die Arbeitsfläche legen, doch dann erhaschte sie einen Blick auf ihre Spiegelung in der Klinge.
    Noch nicht, Virginia , sagte es.
    » Noch nicht was?«, fragte sie ihr Spiegelbild.
    Ich glaube nicht, dass du damit schon fertig bist , sagte es.
    Noch nicht fertig? Was sollte sie noch damit tun? Vielleicht ein weiteres Zeichen einritzen? Sie hob das Messer dichter vors Gesicht, bis sie das Abbild ihres Auges auf der Klinge wackeln sah. Es blinzelte ihr langsam zu.
    Sieh her , hörte sie das Spiegelbild im Fenster sagen. Sie blickte auf und sah ihr leicht verzerrtes Abbild die Finger an die Lippen legen, sich umdrehen, von der Spüle

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