Lords of Salem: Roman (German Edition)
organisiert.«
Wirklich? Vielleicht hatte er beim Verlassen des Senders Bescheid gesagt oder schon beim Hereinkommen etwas in der Art erwähnt. Er konnte sich nicht erinnern. Da die Karten gratis waren, bestand Alice darauf, dass er ihr Popcorn kaufte. Das Kino war ziemlich voll, doch es gab ganz vorn, wo sie wegen seiner Sehschwäche gern saßen, zwei freie Plätze nebeneinander, und sie schmiegte sich an seinen Arm, als der Film begann.
Also ein schöner Abend. Jedenfalls bis zum Beginn des Films. Es war kein altes B-Movie, obwohl der Streifen darauf getrimmt war. Francis merkte es schnell – die Kostüme stimmten nicht ganz, waren zu modern, und die Frisuren passten auch nicht. Er hatte genügend der alten Hammer-Filme gesehen, mit Alice zusammen, um zu wissen, wie ein B-Movie aussah, und der Regisseur dieses Films offenbar auch. Er musste zugeben, dass der Film mindestens genauso pfiffig wie die meisten Hammer-Filme war, und, wenn man sich darauf einließ, auch genauso unterhaltsam. Er war ein bisschen billig, aber er hatte etwas. Der Schauspieler, der den Hexenjäger verkörperte, war großartig; er spielte ihn fast wie einen Sheriff in einem alten Western. Oder zumindest erinnerte er am Anfang an einen Westernhelden, doch dann wandelte er sich immer mehr zu einem Schurken, bis er schließlich der Teufel höchstpersönlich zu sein schien. Das Monster schwankte ebenfalls zwischen sympathisch und völlig durchgedreht und unbarmherzig, sodass man nicht recht wusste, was man davon halten sollte – was sich als positiv herausstellte und sein Interesse aufrechterhielt. Es erinnerte ihn an seine Empfindungen bezüglich der Hexenprozesse – waren es böse Männer, oder waren sie nur schrecklich verwirrt und versuchten, ihr Bestes zu tun? In einem Augenblick sah man, wie das Monster sich mit anderen verglich und zu verstehen suchte, was das Menschsein ausmachte, und im nächsten riss es einem Kind den Kopf ab, einfach so, ohne einen Gedanken darauf zu verschwenden. Er zuckte bei dieser Szene zusammen, und auch Alice versteifte sich, doch der Großteil des Publikums stieß ein ungläubiges und nervöses Lachen aus. » Wahnsinn, Mann!«, rief jemand ein paar Reihen vor ihm. Vielleicht war er zu alt dafür, dachte er einen Moment lang mürrisch.
Doch die Leute um sie herum schienen sich prächtig zu amüsieren; sie durchliefen ein Wechselbad von Lachen und Schrecken, das ansteckend war. Er ließ sich darauf ein und entspannte sich ausnahmsweise. Ja, es war wahrscheinlich besser, dass er der armen Heidi Hawthorne nichts gesagt hatte. Sonst hätte er ihr womöglich Angst eingejagt und den Schlaf geraubt. Es war besser, sie in Ruhe zu lassen, und sich vorzustellen, wie sie zu Hause schlief wie ein Baby.
Heidi starrte auf das Briefchen und fragte sich, wie lange sie durchhalten würde, bis sie es öffnete. Vielleicht würde es für eine Weile genügen, es einfach bei sich zu haben und zu wissen, dass sie es sich reinziehen konnte, wenn sie wollte, dass es als Sicherheitsnetz bereitlag.
Aber ich falle , dachte sie. Brauche ich das Sicherheitsnetz nicht jetzt schon?
Neben dem Bett winselte Steve mit angelegten Ohren.
» Keine Sorge, Kumpel«, sagte Heidi. » Alles wird gut.« Aber sie glaubte es selbst nicht. Sie nahm das Briefchen in die Hand, hielt es einfach nur fest und wartete. Dann ging sie in die Küche, kramte die Alufolie heraus und riss ein Stück ab. Sie faltete es zusammen und nahm es mit zurück ins Schlafzimmer. Mit unterschlagenen Beinen setzte sie sich aufs Bett. Die Alufolie, das Briefchen und das Feuerzeug lagen neben ihr und zogen sie magisch an.
Sie schaltete den Fernseher ein, zappte durch die Programme, aber es kam nichts Interessantes. Absolut nichts. Sie ließ einen Shopping-Sender laufen, der gerade einen Werbespot für kuschelige Kleiderbügel ausstrahlte. Warum zum Teufel sollte man mit einem Kleiderbügel kuscheln? , fragte sie sich. Es stellte sich heraus, dass sie eine flauschige Oberfläche hatten, von der die Kleider angeblich niemals herunterrutschten. Eine Frau mit einer hässlichen Stoffhose führte sie vor und demonstrierte, dass die Kleider selbst bei einem starken Erdbeben nicht von den Bügeln fielen. Sie wurden in 24er-Packungen geliefert und waren erhältlich in den Farben Graugrün, Gold, Schwarz, Silber, Türkis und …
» Und um unsere Kollektion zu vervollständigen«, sagte eine merkwürdig verzerrte Stimme, » haben wir auch Fleischerhaken im Angebot.«
Sie riss den Kopf
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