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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Sorge, Mama. Wenn solche Wesen hier erscheinen, so…«
    »Nein, es ist ganz anders«, warf Nanny ein. »Jene Geschöpfe leben außerhalb . Aber sie existieren… dort drüben.«
    Jetzt war Jason völlig verwirrt.
    Nanny Ogg zuckte mit den Schultern. Früher oder später blieb ihr gar nichts anderes übrig, als jemanden einzuweihen.
    »Die Herren und Herrinnen«, sagte sie.
    »Was hat es mit ihnen auf sich?«
    Nanny sah sich um. Immerhin: Sie befand sich hier in einer Schmiede. Hier hatte es schon lange vor dem Schloß eine Schmiede gegeben, lange vor dem Entstehen des Königreichs. Hier wimmelte es von Metall. Eisen gab es nicht nur an den Wänden, sondern auch darin . Wenn nicht hier, so konnte man an keinem Ort der Welt darüber sprechen. Dieser Welt jedenfalls.
    Trotzdem regte sich Unbehagen in Nanny.
    »Du weißt schon«, sagte sie. »Das schöne Volk. Die Schimmernden. Die Sternenleute. Du weißt schon.«
    »Wie bitte?«
    Nanny legte vorsichtshalber die Hand auf den Amboß und sprach das Wort aus.
    Die Falten verschwanden mit der Geschwindigkeit der aufgehenden Sonne aus Jasons Stirn.
    »Sie?« entfuhr es ihm. »Aber ich dachte immer, sie sind nett und…«
    »Na bitte«, sagte Nanny. »Du hast es falsch verstanden!«
     
    »Wieviel?« fragte Ridcully.
    Der Kutscher hob und senkte die Schultern.
    »Entweder ihr zahlt – oder ihr bleibt hier.«
    »Entschuldige bitte, Herr«, wandte sich Ponder Stibbons an den Erzkanzler. »Es ist die einzige Kutsche.«
    »Fünfzig Ankh-Morpork-Dollar! Das kommt Raub am hellichten Tag gleich!«
    »Nein«, widersprach der Kutscher geduldig und fuhr im Tonfall eines Fachmanns fort: »Mit Raub am hellichten Tag haben wir es zu tun, wenn jemand mitten auf dem Weg steht und uns mit einem Pfeil bedroht, während seine Freunde von nahen Felsen und Bäumen springen, um uns das Geld und alles andere abzunehmen. Raub in der Nacht unterscheidet sich vom Raub am hellichten Tag vor allem dadurch, daß die Räuber die Kutsche in Brand setzen, um besser zu sehen. Außerdem gibt es noch den sogenannten Zwielicht-Raub. Nun, bei einem normalen Zwielicht-Raub…«
    »Soll das heißen, ein Raubüberfall ist im Preis inbegriffen ?« fragte Ridcully.
    »Die Räubergilde verlangt vierzig Dollar pro Kopf«, erwiderte der Kutscher. »Es ist eine Art Pauschale.«
    »Was passiert, wenn wir sie nicht zahlen?« erkundigte sich der Erzkanzler.
    »Ihr hättet schon bald Gelegenheit, das sehr zu bedauern.«
    Die Zauberer berieten sich.
    »Wir haben hundertfünfzig Dollar«, sagte Ridcully. »Mehr kriegen wir nicht aus dem Tresor raus, weil der Quästor gestern den Schlüssel verschluckt hat.«
    »Darf ich eine Idee ausprobieren?« fragte Ponder.
    »Nur zu.«
    Stibbons wandte sich an den Kutscher und lächelte freundlich.
    »Haustiere reisen umsonst, oder?« fragte er.
    »Uugh!«
     
    Nanny Oggs Besen raste etwa einen halben Meter über dem Waldpfad und nahm die Kurven so scharf, daß ihre Stiefelabsätze durchs Laub strichen. Vor Oma Wetterwachs’ Hütte sprang sie ab, ohne zuvor die magische Handbremse anzuziehen: Der Besen sauste weiter und blieb im Abort stecken.
    Die Tür der Hütte stand offen.
    »Hallihallooo?«
    Nanny warf einen kurzen Blick in die Küche und eilte dann die schmale Treppe hoch.
    Oma Wetterwachs lag steif auf ihrem Bett. Das Gesicht war aschfahl, die Haut kalt.
    Ab und zu geschah es, daß man sie in diesem Zustand fand, und so etwas hatte schon zu peinlichen Situationen geführt. Deshalb beruhigte sie Besucher und forderte gleichzeitig das Schicksal heraus, indem sie ein kleines Schild in den erstarrten Fingern hielt. Darauf stand:
     
    ICH BINNE NICH TOT.
     
    Ein Stück Holz hielt das Fenster offen.
    »Du bist unterwegs, wie ich sehe«, sagte Nanny zu sich selbst. »Ich, ich, ich setze Tee auf und warte, bis du zurückbist, einverstanden?«
    Esmes Fähigkeit des Borgens beunruhigte sie. Es war durchaus in Ordnung, das Gehirn von Tieren und so zu berühren, aber viele, zu viele Hexen waren von solchen Reisen nicht zurückgekommen. Nanny hatte zum Beispiel mehrere Jahre lang Speck und kleine Stücke Schinkenrinde für eine Blaumeise beiseite gelegt, die sie für Oma Postalut gehalten hatte – Oma Postalut hatte eines Tages mit dem Borgen begonnen, ohne jemals zurückzukehren. Nanny fand das unheimlich. Falls es für Hexen überhaupt etwas gab, das diese Bezeichnung verdiente.
    Sie begab sich in die Küche, ließ einen Eimer in den Brunnen hinab, zog ihn hoch und dachte diesmal daran,

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