Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
»Hat Esme aufgefordert, direkt in die Sonne zu starren. Sie darf nicht wegsehen, nicht einmal blinzeln…«
    »Wann hat das Duell begonnen?«
    »Etwa vor einer Stunde«, antwortete Nanny. Sie klang bedrückt.
    »Das ist ja schrecklich!«
    »Und dumm«, fügte Nanny hinzu. »Ich verstehe überhaupt nicht, warum sich Esme auf so etwas eingelassen hat. Gerade sie sollte wissen, daß Hexerei kaum etwas mit Macht zu tun hat! Es geht doch dabei nicht darum, magische Kraft zu entfalten. Auf ihre Kontrolle kommt’s an.«
    Eine trübe, goldgelbe Dunstglocke hatte sich über dem Kreis gebildet: thaumaturgischer Fallout.
    »Spätestens bei Sonnenuntergang müssen sie eine Pause einlegen«, sagte Magrat.
    »Bis dahin hält Esme nicht durch«, entgegnete Nanny. »Sieh sie dir nur an. Ist bereits zusammengesackt.«
    »Wie wär’s, wenn du ein wenig Magie verwendest, um…«, begann Magrat.
    »Ausgeschlossen. Esme würde mir so etwas nie verzeihen. Und die anderen kämen bestimmt dahinter.«
    »Vielleicht gelänge es uns, eine kleine Wolke zu beschwören«, spekulierte Magrat.
    »Nein! Es wäre Mogeln!«
    »Du mogelst doch immer.«
    »Für mich selbst. Aber nie für andere Leute.«
    Oma Wetterwachs sackte noch etwas mehr in sich zusammen.
    »Ich könnte befehlen, daß sie aufhören«, meinte Magrat.
    »Was dich für immer Omas Freundschaft kosten würde.«
    »Ich dachte, Oma könnte mich nicht ausstehen«, sagte Magrat überrascht.
    »Wenn du das gedacht hast, fehlt es dir an Verständnis«, sagte Nanny. »Irgendwann findest du heraus, daß Esme Wetterwachs die beste Freundin ist, die du je hattest.«
    »Wir müssen ihr irgendwie helfen! Hast du denn überhaupt keine Idee?«
    Nanny Ogg blickte nachdenklich zum Kreis. Gelegentlich kräuselte Rauch aus dem Kopf ihrer Pfeife.

 
    Vogelpfeifes Buch Legenden und Bräuche der Spitzbornberge beschreibt das magische Duell folgendermaßen:
    »Als das Duelle schon neunzig Minuten dauerte, liefet plötzlich ein kleiner Junge über den Platz und betrat den magischen Kreis, woraufhinne er mit Schrei und Blitz fiel. Die ältere Hexe sahet sich um, stand auf, hob den Knaben und truget ihn zu seiner Großmutter, bevor sie erneut Platz nahm. Die junge Frau hingegen wandte nicht einmal den Blicke von der Sonne ab. Die anderen jungen Hexen beendeten das Duelle mit dem Hinweis: ›Sehet nur, Diamanda hat gewonnen, weil Oma Wetterwachs den Blick abwendigte.‹ Woraufhinne die Großmutter des Knaben mit lauter Stimme sprachet: ›Von wegen, das könnte euch so passen! Bei diesem Wettkampf geht’s nicht um Macht, ihr dummen Gören, sondern um Hexerei. Habt ihr denn überhaupt keine Ahnung, was es bedeutet, eine Hexe zu sein?
    Dreht sich eine richtige Hexe um, wenn sie ein Kind schreien hört?‹
    Und daraufhinne antworteten die Bewohner der Stadt wie aus einem Mund: ›JA!‹«
     
    »Das war wundervoll!« sagte Frau Quarney, die Gattin des Ladenbesitzers. »Die ganze Stadt hat gejubelt. Es war wirklich alles sehr lehrreich.«
    Sie waren im Hinterzimmer der Taverne. Oma Wetterwachs lag auf einer Bank, und ein feuchtes Handtuch bedeckte ihr Gesicht.
    »Ja, das stimmt, nicht wahr?« ließ sich Magrat vernehmen.
    »Das Mädchen konnte sich nicht herausreden – es hat eine klare Niederlage erlitten.«
    »Ja«, sagte Magrat.
    »Machte sich ziemlich sauer auf und davon, heißt es.«
    »Ja«, sagte Magrat.
    »Ist mit dem kleinen Jungen alles in Ordnung?«
    Sie sahen zu Pewsey, der in einer verdächtig wirkenden Lache auf dem Boden hockte und sich Bonbons in einen Mund stopfte, dem ein Zuckerrand gewachsen war.
    »Ihm geht’s bestens«, stellte Nanny Ogg fest. »Hat nur einen leichten Sonnenbrand erlitten, weiter nichts. Schreit sich beim geringsten Anlaß die Lungen aus dem Leib«, fügte sie so stolz hinzu, als sei das eine ebenso seltene wie lobenswerte Eigenschaft.
    »Gytha?« erklang Omas Stimme unter dem Handtuch.
    »Ja?«
    »Du weißt ja, daß ich normalerweise keine starken Sachen anrühre. Allerdings erinnere ich mich daran, daß du einmal den medizinischen Nutzen von Brandy erwähnt hast.«
    »Kommt sofort.«
    Oma hob das Handtuch und sah mit einem Auge zu Magrat.
    »Guten Tag, Euer Fast-Majestät«, sagte sie. »Bist du gekommen, um gütig und gnädig zu mir zu sein?«
    »Du hast gute Arbeit geleistet«, erwiderte Magrat kühl. »Kann ich dich bitte allein sprechen, Na… Frau Ogg? Draußen?«
    »Selbstverständlich, Euer Königin.«
    In der Gasse vor dem Wirtshaus drehte sich Magrat abrupt um

Weitere Kostenlose Bücher