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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mit den anderen passiert ist.«
    Magrat öffnete den Sack, der aus dem Arsenal stammte. Er beinhaltete
    einen mit Schwingen ausgestatteten Helm, den Shawn für unpraktisch
    hielt.* Hinzu kamen Kettenhemd-Handschuhe und einige rostige Waf-
    fen.
    »Aber da draußen sind sicher noch mehr Elfen!«
    »Besser da draußen als hier drinnen.«
    »Kannst du kämpfen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Magrat. »Hab’s nie probiert.«
    »Wenn wir hier warten… Früher oder später kommt sicher jemand.«
    »Ja, genau das befürchte ich.«
    »Ich meine: Du mußt nicht hinaus.«
    »Doch. Ich heirate morgen. So oder so.«
    »Aber…«

    * Darüber wußte Shawn Bescheid, weil die letzte Ausgabe von Rund um Rüstungen einen großen Test gebracht hatte: »Die besten zwanzig Helme unter 50
    Ankh-Morpork-Dollar«. Ein zweiter Artikel hieß: »Streitäxte: Wir haben die
    besten zehn auf Herz und Nieren geprüft.« Am Ende dieses Tests folgte ein
    Stellenangebot für sechs neue Tester.

    »Sei still!«
    Sie geht in den Tod, dachte Shawn. Es genügt nicht, ein Schwert in der Hand zu halten. Man sollte auch wissen, welches Ende man in den Leib des Gegners stoßen muß. Meine Pflicht besteht darin, alle Gefahren vom Schloß fernzuhalten, und jetzt bricht Fräulein Magrat auf, um sich umbringen zu lassen…
    Aber…
    Aber…
    Sie hat einen Elfen erschossen, durchs Schlüsselloch. Ich wäre dazu nicht in der La-ge gewesen. Ich hätte zuerst »Hände hoch!« oder so gesagt. Die Elfen waren ihr im Weg, und deshalb beschloß sie einfach, sie… aus dem Weg zu räumen.
    Trotzdem wird sie sterben. Vermutlich auf eine sehr tapfere Weise.
    Ich wünschte, meine Mama wäre hier …
    Magrat rol te die fleckigen Reste des Hochzeitskleids zusammen und
    verstaute sie im Sack.
    »Haben wir Pferde?«
    »Äh…wir haben Elfenpferde. Auf dem Hof, Fräulein Königin. Aber
    ich bezweifle, ob du in der Lage bist, eins von ihnen zu reiten.«
    Shawn begriff sofort, daß es klüger gewesen wäre, auf die letzte Be-
    merkung zu verzichten.

    Das Tier war schwarz, und Magrat hielt es für viel größer als ein norma-
    les menschliches Pferd. Es starrte sie aus blutunterlaufenen Augen an und versuchte, sich in die richtige Position für einen Tritt zu bringen.
    Magrat gelangte nur deshalb auf den Rücken des Rosses, weil sie vor-
    her alle Beine an den Ringen in der Stallwand festband. Doch als sie erst
    einmal auf dem Rücken saß, veränderte sich das Pferd. Von einem Au-
    genblick zum anderen legte es den Gehorsam absoluter Hoffnungslosig-
    keit an den Tag; es schien überhaupt keinen eigenen Willen mehr zu ha-
    ben.
    »Das Eisen ist der Grund«, sagte Shawn.
    »Was bewirkt es denn? Es fügt ihm doch keine Schmerzen zu, oder?«
    »Weiß nicht, Fräulein Königin. Irgendwie sorgt Eisen dafür, daß Pferde
    innerlich erstarren oder so.«

    »Laß hinter mir das Fal gatter herunter.«
    »Fräulein…«
    »Soll ich viel eicht hier im Schloß bleiben?«
    »Aber…«
    »Sei still.«
    »Aber…«
    »Ich erinnere mich an ein Volkslied, in dem es um eine vergleichbare
    Situation geht«, sagte Magrat. »Die Elfenkönigin stahl einer jungen Frau
    ihren Verlobten, und die vergeudete keine Zeit damit, Tränen zu vergie-
    ßen. Nein, sie ritt los, um den Entführten zu befreien. Daran nehme ich
    mir nun ein Beispiel.«
    Shawn rang sich ein Lächeln ab.
    »Willst du singen ?«fragte er.
    »Ich werde kämpfen. Dazu habe ich auch allen Grund, oder? Die Um-
    stände lassen mir gar keine andere Wahl.«
    Du irrst dich! wol te Shawn rufen. Wirklich in den Kampf ziehen… Mit irgendwelchen Volksliedern hat das überhaupt nichts zu tun. Im wirklichen Kampf droht einem der Tod. In Volksliedern braucht man sich nur einen Finger ins Ohr zu stecken und mit der nächsten Strophe zu beginnen. Aber auf einem Schlachtfeld singt niemand »Fiedelbumm trallala«. Auf dem Schlachtfeld erklingen die grausamen Melodien des Todes!
    Statt dessen sagte Shawn:
    »Aber wenn du nicht zurückkehrst…«
    Magrat drehte sich im Sattel um.
    »Ich kehre zurück.«
    Shawn beobachtete, wie sie das träge Pferd antrieb und über die Zug-
    brücke ritt.
    »Viel Glück!« rief er.
    Dann ließ er das Fal gatter herab und kehrte in die Schloßküche zu-
    rück. Dort lagen drei Armbrüste schußbereit auf dem Tisch.
    Daneben ruhte das Buch über Kampfkunst, von dem Shawn noch
    immer glaubte, daß es der König extra für ihn bestel t hatte.

    Er legte einige Holzscheite ins Feuer, drehte den Stuhl zur Tür, griff
    nach dem

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