Lords und Ladies
Teu-
erste? Hör dem Krieger zu…«
Er griff nach Shawns gebrochenem Arm und drehte ihn.
Shawn versuchte, nicht zu schreien. Purpurne Lichter blitzten vor sei-
nen Augen auf. Er fragte sich, was geschehen mochte, wenn er in Ohn-
macht fiel. Er wünschte sich, seine Mutter wäre hier.
»Hübsche Dame?« fragte der Elf. »Wenn du…«
»Na schön.« Magrats Stimme kam irgendwo aus der Finsternis. »Ich
komme heraus. Bitte versprich mir, daß du mir nichts tust.«
»Oh, natürlich verspreche ich das, Teuerste.«
»Läßt du auch Shawn los?«
»Ja.«
Die beiden Elfen rechts und links der Tür nickten sich zu.
»Bitte?« fügte Magrat hinzu.
»Ja.«
Shawn stöhnte. Seine Mutter oder Frau Wetterwachs hätten sich be-
stimmt zur Wehr gesetzt und bis zum Tod gekämpft, jawohl. Mama hat-
te recht: Magrat war viel zu sentimental und weich und so…
Allerdings hatte sie gerade mit einer Armbrust durchs Schlüsselloch ge-
schossen.
Eine Art achter Sinn veranlaßte Shawn dazu, vorsichtig das Gewicht zu
verlagern. Wenn der Elf seinen Griff auch nur für einen Sekundenbruch-
teil lockerte… Er wol te die Chance sofort nutzen, um zur Seite zu tau-
meln.
Magrat erschien in der Tür. Sie trug eine ziemlich alt aussehende Holz-
kiste; an der einen Seite bildete abblätternde Farbe das Wort »Kerzen«.
Shawn blickte hoffnungsvol durch den Flur.
Magrat bedachte den Elfen an ihrer Seite mit einem freundlichen Lä-
cheln. »Das ist für dich«, sagte sie und reichte ihm die kleine Kiste. Der
Elf nahm sie automatisch entgegen. »Aber öffne sie nicht. Und denk
daran: Du hast versprochen, mir kein Leid zuzufügen.«
Die anderen Elfen näherten sich ihr von hinten. Einer von ihnen holte
mit einem Steinmesser aus.
»Junge Dame?« fragte er und drehte die hölzerne Kiste langsam hin
und her.
»Ja?« erwiderte Magrat fast unterwürfig.
»Ich habe gelogen.«
Das Messer zielte auf den Rücken der ehemaligen Hexe.
Und zerbrach dort.
Der Elf vor Magrat musterte das unschuldige Gesicht seines vermeint-
lichen Opfers und öffnete die Kiste.
Greebo hatte zwei lange und ihn sehr verärgernde Minuten hinter sich.
Wenn sich eine Katze – oder, wie in diesem Fal , ein Kater – in einem
geschlossenen Behälter befindet, so kann sie entweder tot sein oder noch
leben. Man erfährt es erst, wenn man nachsieht – das Öffnen des Behäl-
ters entscheidet über den Zustand der Katze. Unter den gegenwärtigen
Umständen gab es jedoch drei mögliche Zustandsformen: lebendig, tot
oder verdammt wütend.
Shawn neigte sich zur Seite, als Greebo wie ein ganz spezieller Spreng-
satz explodierte.
»Sei ihm nicht böse«, sagte Magrat verträumt, als der Elf nach dem
zornigen Kater schlug. »Eigentlich ist er ein lieber Kerl.«
Sie zog ein Messer hervor, drehte sich um und rammte dem hinter ihr
stehenden Elfen die Klinge in den Leib. Sie traf nicht etwa das Herz oder
ein anderes lebenswichtiges Organ, aber das brauchte sie auch gar nicht
– das Messer bestand aus Eisen.
Im Anschluß daran hob sie den Saum ihres Kleids und trat dem dritten
Elf vors Knie.
Shawn sah das Metall aufblitzen, als der Fuß wieder unter weißer Seide
verschwand.
Magrat stieß den schreienden Elf mit dem Ellenbogen beiseite, eilte
noch einmal ins dunkle Zimmer und kehrte mit einer Armbrust zurück.
»Wer hat dir weh getan, Shawn?« fragte sie.
»Al e«, antwortete er. »Aber Greebos Gegner hat Diamanda verletzt.«
Der entsprechende Elf zog sich gerade den Kater vom Gesicht. Grün-
blaues Blut strömte aus Dutzenden von Wunden, und Greebo kral te
sich an dem Arm fest, während er immer wieder an die Wand geschmet-
tert wurde.
»Hör auf«, sagte Magrat.
Der Elf sah die Armbrust und erstarrte.
»Ich werde nicht um Gnade flehen«, sagte er.
»Gut.« Magrat schoß.
Damit blieb nur noch der Elf übrig, der auf dem Boden hin und her
rollte und sich dabei das Knie hielt.
Magrat stieg gleichgültig über den Köper eines anderen Elfen hinweg,
verschwand erneut im Arsenal und kam kurze Zeit später mit einer Axt
wieder heraus.
Das Geschöpf auf dem Boden rührte sich plötzlich nicht mehr und sah
zu Magrat auf.
»Nun«, begann die Fast-Königin im Plauderton, »in Hinsicht auf deine
Chancen will ich dich nicht belügen – du hast keine. Ich werde dir gleich
einige Fragen stellen. Doch vorher möchte ich deine Aufmerksamkeit
wecken.«
Der Elf hatte damit gerechnet, und deshalb gelang es ihm, sich recht-
zeitig zur
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