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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sicher, ob…«
    »Ja, Herr Quarney?«
    »Oh, äh…«
    »Gut, gut«, sagte Nanny, als ihr Sohn zurückkehrte. »Die Leute haben
    mir gerade mitgeteilt, wie gut ihnen deine Rede gefal en hat, Shawn. Sie
    fühlen sich richtig angefeuert.«
    »Donnerwetter!«
    »Bestimmt sind sie jetzt bereit, dir bis in die Hölle zu folgen«, fügte
    Nanny hinzu.
    Jemand hob die Hand.
    »Kommst du auch mit, Frau Ogg?«
    »Ich schlendere hinter euch her«, lautete die Antwort.
    »Oh. Na schön. Bis in die Höl e, einverstanden. Aber weiter nicht.«
    »Erstaunlich«, sagte Casanunda zu Nanny, als die Menge widerstrebend
    in Richtung Arsenal stapfte.
    »Man muß nur richtig mit den Leuten umgehen können.«
    »Sind sie immer bereit, sich von einem Ogg anführen zu lassen?«
    »Nein, nicht unbedingt«, erwiderte Nanny. »Aber wenn sie vernünftig
    sind, gehen sie dorthin, wohin eine Ogg ihnen folgt.«

    Magrat trat aus dem Wald, und vor ihr erstreckte sich das Moor.
    Wolken wirbelten über den Tänzern. Besser gesagt: Sie wirbelten dort,
    wo sich die Tänzer einst befunden hatten. Im flackernden Licht sah Ma-
    grat einige umgestürzte und über den Hang gerol te Steine.
    Der Hügel glühte, und mit der Landschaft schien irgend etwas nicht zu
    stimmen. Sie wölbte sich dort, wo sich eigentlich gar nichts wölben soll-
    te. Entfernungen boten sich nicht mehr auf die gewohnte Weise dar.
    Magrat erinnerte sich an einen Holzschnitt, der als Lesezeichen in einem
    alten Buch gedient hatte. Er zeigte das Gesicht einer Greisin, doch wenn
    man genauer hinsah, wurde daraus die Miene einer jungen Frau. Die
    Nase metamorphierte zu einem Hals, und eine Braue verwandelte sich in
    eine hübsche Kette. Die Bilder schaukelten hin und her. Wie viele andere
    Betrachter hatte Magrat geschielt, um al e Einzelheiten gleichzeitig zu
    erkennen.
    Mit der Landschaft verhielt es sich ähnlich. Was sich als Hügel präsen-
    tierte, war gleichzeitig eine weite, schneebedeckte Ebene. Lancre und das Land der Elfen rangen um den gleichen Platz.
    Das fremde Land hatte es nicht leicht. Lancre setzte sich zur Wehr.
    An der Grenzfläche zwischen den beiden Landschaften zeichneten
    sich einige Zelte ab und wirkten wie ein Brückenkopf an feindlichen
    Gestaden. Sie glänzten bunt. Jeder wußte: Alles Elfische war wunder-
    hübsch – bis das Bild kippte und man es von der anderen Seite sah…
    Irgend etwas ging da vor sich. Mehrere Elfen saßen auf Pferden, und
    zwischen den Zelten führte man weitere Rösser herbei.
    Offenbar brach man gerade das Lager ab.

    Die Königin saß auf einem provisorischen Thron in ihrem Zelt. Der
    El enbogen ruhte auf einer Armlehne, und Finger wölbten sich am
    Mund – die Haltung deutete auf Nachdenklichkeit hin.
    In einem Halbkreis vor dem Thron saßen einige andere Elfen. Ob-
    wohl: Das Wort »sitzen« vermittelt keine klare Vorstellung. Sie rekelten sich. Elfen konnten es sich sogar auf einem Draht bequem machen. Hier
    gab es viel Spitze und Samt, dafür weniger Federn. Viel eicht ein Zeichen
    von elfischer Aristokratie, vielleicht auch nicht. Elfen trugen, was ihnen

    gefiel, in der unerschütterlichen Überzeugung, immer atemberaubend
    auszusehen.*
    Sie alle beobachteten die Königin und spiegelten ihre Stimmungen wi-
    der. Wenn die Herrin lächelte, so lächelten sie ebenfal s. Wenn die Her-
    rin etwas sagte, das sie für amüsant hielt, so lachten die Zuhörer.
    Derzeit konzentrierte sie ihre Aufmerksamkeit auf Oma Wetterwachs.
    »Was geschieht, Alte?« fragte sie.
    »Es ist nicht leicht, oder?« erwiderte Oma. »Obwohl du geglaubt hast,
    al es sei ganz einfach, nicht wahr?«
    »Vermutlich steckt irgendeine Art von Magie dahinter. Du hast etwas
    beschworen, das nun Widerstand leistet.«
    »Nein, mit Magie hat das nichts zu tun«, sagte Oma. »Überhaupt
    nichts. Du bist nur zu lange fort gewesen. Die Dinge verändern sich. Das
    Land gehört jetzt den Menschen.«
    »Ausgeschlossen«, entgegnete die Königin. »Menschen nehmen ein-
    fach. Sie pflügen das Land mit Eisen. Sie verwüsten es.«
    »Gelegentlich ist das der Fall, zugegeben. Doch es kommt auch vor,
    daß mehr gegeben als genommen wird. Manchmal bezahlen Menschen
    mit Liebe. Sie haben Humus in den Knochen und sagen dem Land, was
    es ist. Dazu sind Menschen da. Ohne sie wäre Lancre nur ein Stück Bo-
    den mit grünen Dingen drauf. Und die grünen Dinge wüßten nicht ein-
    mal, daß sie Bäume sind. Hier gehören wir zusammen – die Menschen
    und das Land. Es ist einfach nicht

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