Lords und Ladies
still.«
Magrat stieg ab und ließ das Pferd laufen.
Sie wußte, daß sie sich nun in der Nähe der Tänzer befand. Buntes
Licht flackerte am Himmel.
Sie wünschte sich, nach Hause zurückkehren zu können.
Die Luft hier war kühler, viel zu kühl für eine Sommernacht. Während
Magrat einen Fuß vor den anderen setzte, wirbelten Schneeflocken im
Wind und schmolzen zu Regen.
Ridcully materialisierte im Schloß und hielt sich an einer Säule fest, bis er wieder zu Atem gekommen war. Die Transmigration ließ immer blaue
Punkte vor seinen Augen flimmern. Niemand schenkte ihm Beachtung.
Im Schloß herrschte ein heilloses Durcheinander.
Nicht al e waren heimgekehrt. Während der letzten Jahrtausende hat-
ten immer wieder irgendwelche Heere beschlossen, durch Lancre zu
marschieren, was dazu führte, daß Erinnerungen an die sicheren Mauern des Schlosses einen festen Platz im kollektiven Gedächtnis der Bürger
fanden. In Notfäl en lautete die Botschaft: Lauft zum Schloß. Derzeit hielt sich hier ein großer Teil der Bevölkerung von Lancre auf.
Ridcully blinzelte. Überall liefen Leute herum, und jemand redete auf
sie ein: ein kleiner junger Mann, der ein ziemlich großzügig geschnittenes
Kettenhemd und eine Armschlinge trug sowie weit und breit die einzige
Person zu sein schien, die versuchte, al es in den Griff zu bekommen.
Als sich Ridcul y wieder kräftig genug fühlte, ließ er die Säule los und
trat dem jungen Burschen entgegen.
»Was ist hier lo…«, begann er und unterbrach sich abrupt, als Shawn
Ogg den Kopf drehte.
»Die hinterlistige… Hexe!« stieß der Erzkanzler hervor. »Hat mich auf-
gefordert, die Armbrust zu holen – und ich bin glatt darauf hereingefal-
len! Selbst, wenn ich jetzt imstande wäre, sofort zurückzukehren – wo-
hin? Ich weiß doch gar nicht, wo wir waren!«
»Wie bitte?« fragte Shawn.
Ridcully schüttelte sich. »Was geht hier vor?« fragte er.
»Keine Ahnung«, antwortete Shawn. Er schien den Tränen nahe zu
sein. »Ich glaube, wir wurden von Elfen angegriffen! Aus den Leuten
kriegt man kaum ein vernünftiges Wort heraus! Sie sol en während der
Vorstellung erschienen sein! Oder was weiß ich!«
Ridcullys Blick glitt über die Menge der Verängstigten.
»Und Fräulein Magrat ist aufgebrochen, um ganz allein gegen die An-
greifer zu kämpfen!«
Falten der Verwirrung bildeten sich auf der Stirn des Erzkanzlers.
»Wer ist Fräulein Magrat?«
»Die zukünftige Königin! Die Braut! Du weißt schon? Fräulein Ma-
grat?«
Ridcullys mentaler Magen konnte nur jeweils eine Sache verdauen.
»Warum ist sie aufgebrochen?«
»Die Elfen haben den König verschleppt!«
»Esme Wetterwachs dürfte sich jetzt ebenfal s in ihrer Gewalt befin-
den.«
»Was, Oma Wetterwachs?«
»Ich bin hierher zurückgekehrt, um sie zu retten«, sagte Ridcully. Eine
Sekunde später wurde ihm klar: Es klang entweder nach Unsinn oder
nach Feigheit.
Shawn war viel zu aufgeregt, um darauf zu achten. »Ich hoffe nur, daß
die Elfen keine Hexen sammeln. Dann hätten sie’s auch auf unsere Ma-
ma abgesehen.«
»Mich haben sie noch nicht erwischt«, ertönte Nanny Oggs Stimme.
Shawn drehte sich um.
»Mama! Wie bist du hereingekommen?«
»Mit dem Besen. Du sol test einige Bogenschützen nach oben schik-
ken, um zu verhindern, daß Elfen übers Dach reinkommen können.«
»Was sollen wir jetzt machen, Mama?«
»Sie treiben sich überal herum«, sagte Nanny. »Und über den Tänzern
glüht es…«
»Wir müssen sofort angreifen und sie kalten Stahl schmecken lassen!«
rief Casanunda.
»Guter Mann, der Zwerg«, lobte Ridcul y. »Er hat recht! Ich hole nur
schnel eine Armbrust!«
»Es sind zu viele«, sagte Nanny schlicht.
»Oma und Fräulein Magrat sind da draußen, Mama«, gab Shawn zu
bedenken. »Fräulein Magrat wurde auf einmal ganz seltsam, legte eine
Rüstung an und brach auf, um gegen sie al e zu kämpfen!«
»Aber im Wald und am Hügel wimmelt’s von ihnen«, erwiderte Nanny
Ogg. »Es ist eine doppelte Portion Höl e mit zusätzlichen Teufeln. Dort
droht jedem der sichere Tod.«
»Der sichere Tod droht überal «, warf Ridcul y ein. »Darin besteht eine
der wichtigsten Eigenschaften des Todes: Man kann ihm nicht auf Dauer
entkommen.«
»Gegen eine solche Übermacht hätten wir überhaupt keine Chance«,
meinte Nanny.
»Das stimmt nicht ganz«, widersprach Ridcully. »Wir hätten eine Chan-ce. Der Kontinuinuinuum-Kram bleibt mir auch
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