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Lords und Ladies

Lords und Ladies

Titel: Lords und Ladies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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weiterhin schleierhaft,
    aber nach Ansicht des jungen Stibbons bedeutet er folgendes: Irgendwo
    geschieht alles. Das bedeutet, es könnte auch hier geschehen, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit nur eins zu einer Million beträgt.«

    »Klingt ganz gut«, räumte Nanny ein. »Allerdings läuft es auf folgendes
    hinaus: Für jeden Ridcully, der heute nacht überlebt, müssen 999999
    sterben.«
    »Und wenn schon«, brummte der Erzkanzler. »Die anderen sind mir
    gleich. Geschieht ihnen ganz recht, weil sie mich nicht zu ihrer Hochzeit
    einladen.«
    »Wie?«
    »Schon gut.«
    Shawn hüpfte von einem Bein aufs andere.
    »Wir sol ten gegen die Elfen kämpfen, Mama!«
    »Seht euch nur die Leute an!« Nanny winkte. »Sind hundemüde und
    naß und verwirrt! Das ist doch kein Heer.«
    »Mama, Mama, Mama!«
    »Ja?«
    »Man muß die Leute anfeuern, Mama! Das ist so üblich, bevor Trup-
    pen in den Kampf ziehen, Mama! Ich hab’ in Büchern davon gelesen!
    Man tritt vor die Leute, hält eine Rede, feuert sie ordentlich an und ver-
    wandelt die Menge in eine schreckliche Kampftruppe, Mama!«
    »Sie sehen schon jetzt schrecklich aus.«
    »Ich meine schrecklich wie grimmig, Mama!«
    Nanny Oggs Blick galt den gut hundert Bürgern von Lancre. Die Vor-
    stellung, daß sie gegen irgend etwas kämpfen sollen, fiel ihr nicht leicht.
    »Kennst du dich damit aus, Shawn?« fragte sie.
    »Ich habe al e Ausgaben von Bögen und Bolzen der letzten fünf Jahre, Mama«, sagte Shawn vorwurfsvoll.
    »Na schön. Versuch’s, wenn du glaubst, daß es was bringt.«
    Shawn zitterte vor Aufregung, als er auf einen Tisch kletterte, mit der
    Hand des unverletzten Arms das Schwert zog und mit dessen Griff aufs
    Holz pochte, bis Ruhe herrschte.
    Er hielt eine Rede.
    Er wies darauf hin, daß der König verschleppt und die zukünftige Kö-
    nigin losgeritten war, um ihn zu befreien. Er betonte die Pflichten treuer

    Untertanen. Er erklärte: Wer jetzt nicht hier sei und sich daheim unter
    dem Bett versteckte, würde es nach dem glorreichen Sieg sehr bedauern,
    nicht dabeigewesen zu sein und sich unter dem eben erwähnten Bett
    versteckt zu haben, ihr wißt schon, das Bett von vorhin. Eigentlich war
    es sogar besser, daß sie nur so vergleichsweise wenige waren, denn auf
    diese Weise durften die Überlebenden prozentual mit mehr Ehre pro
    Kopf rechnen. Dreimal verwendete Shawn das Wort »Ruhm«. Er meinte,
    noch in vielen Jahren würden sich die Leute an den heutigen Tag – be-
    ziehungsweise die Nacht – erinnern, stolz ihre Narben zeigen (was natür-
    lich nur für die Überlebenden galt) und spendierte Getränke trinken. Er empfahl den Zuhörern, sich am Verhalten des Schwingenden Fuchses
    von Lancre ein Beispiel zu nehmen, Kraft zu sammeln sowie Sehnen und
    Muskeln mit einigen Übungen auf erhebliche Anstrengungen vorzubereiten, wobei das Training natürlich nicht übertrieben werden sol te, im-
    merhin durfte niemand müde und erschöpft sein, wenn die Schlacht be-
    gann, denn sonst verlangte der Sieg noch mehr Opfer. Shawn erinnerte al e Bürger von Lancre daran, wie wichtig es sei, die Pflicht zu erfül en. Und
    äh. Und ähm. Bitte?
    Stille folgte.
    Nach einer Weile räusperte sich Nanny Ogg und sagte: »Die Leute
    denken darüber nach, Shawn. Warum führst du den Herrn Zauberer
    nicht zu seinem Zimmer und hilfst ihm bei der Suche nach seiner Arm-
    brust?«
    Sie nickte bedeutungsvol in Richtung Treppe.
    Shawn zögerte, aber nur kurz. Er hatte das Funkeln in den Augen sei-
    ner Mutter gesehen.
    Als er gegangen war, kletterte Nanny auf den gleichen Tisch wie zuvor
    ihr Sohn.
    »Nun«, begann sie, »die Sache sieht folgendermaßen aus. Wenn ihr das
    Schloß verlaßt, müßt ihr viel eicht den Elfen gegenübertreten. Aber
    wenn ihr hierbleibt, bekommt ihr es ganz gewiß mit mir zu tun. Elfen sind schlimmer als ich, zugegeben. Aber ich bin sehr beharrlich.«
    Weber hob unsicher die Hand.
    »Äh, Frau Ogg?«

    »Ja, Weber?«
    »Was hat es mit dem Schwingenden Fuchs von Lancre auf sich?«
    Nanny kratzte sich am Ohr.
    »Nun, ich glaube, er bewegt die Vorderbeine so und die Hinterläufe so .«
    »Nein, nein, nein«, ließ sich Quarney der Ladenbesitzer vernehmen.
    »Der Schwanz neigt sich in diese Richtung. Die Beine bewegten sich so .«
    »Das sind keine richtigen Schwingungen, sondern nur Oszillationen«,
    behauptete jemand. »Du denkst dabei an den Ringelschwänzigen Oze-
    lot.«
    Nanny nickte.
    »Das wäre also geklärt.«
    »Einen Augenblick. Ich bin nicht

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