Loreley
mir s u chen.«
»Ja«, sagte Springsfeld mit einem Kopfnicken. »Und sie werden sogar hier, in di e sem Wirtshaus, Ausschau halten. Doch bis dahin sind wir längst anderswo. Und du mit uns, wenn du willst.«
Sie sah die Spielleute reihum an, und ihr Herz schlug schneller, als sie erkannte, dass das Angebot ihrer Freundschaft von allen gleichermaßen unterstützt wurde.
»Ich muss versuchen, Fee zu retten«, sagte sie. »We r det ihr mir dabei helfen?«
Darauf schwiegen sie, und Ailis beschloss, ihnen ein wenig Zeit zu geben. Vie l leicht gelang es ihr ja später, sie zu überzeugen, spätestens dann, wenn die Männer in ihr ein gleichwertiges Mitglied ihrer Gruppe sahen.
»Gut«, brach sie schließlich das verlegene Schweigen, »wenn ihr es wirklich wollt, dann bleibe ich bei euch.« Alle jubelten und klatschten in die Hände. Die Schan k magd brachte neues Bier.
5. Kapitel
.Lee lag mit geschlossenen Augen im Bett und tat, als schliefe sie. Sie wusste, dass Baan neben ihr längst wach war. Hin und wieder bewegte er sich unter der Decke. Sie spürte, dass er sie betrachtete, eine ganze Weile schon.
Sie lag auf dem Rücken, trug kein Nachtgewand und hatte den Deckensaum nur knapp bis zu ihren Brüsten heraufgezogen. Die rosigen Höfe ihrer Brustwarzen scha u ten wie aufgehende Sonnen unter dem Stoff hervor, und in die sanfte Senke zwischen den beiden Hügeln ha t te sie ein gekräuseltes Schamhaar gelegt. Sie konnte fü h len, wie erregt er war, während er sie ansah, und beinahe war ihr, als könne sie seine Gedanken lesen: War das Haar von ihr oder von ihm? Gleich würde er sich über sie beugen um sie wach zu küssen, erst auf Stirn und Wa n gen, dann oberhalb ihrer Brüste.
Sie genoss es, von ihm begehrt zu werden, und sie reizte und neckte ihn, wo sie nur konnte. Auf weitere Demütigungen hatte sie verzichtet, seit sie entdeckt hatte, welche Macht über ihn in ihren Hüften und Brüsten und Lippen lag. Er war ihr längst in jeder Hinsicht unterl e gen, ihr Spielgefährte bei Nacht, eine liebesblinde Mar i onette am Tag.
Das Andere in ihr war immer weniger ein Fremdkö r per. Es schien sich zurückz u ziehen, wenn es sah, dass alles zu seiner Zufriedenheit verlief. Oder aber, was ihr noch wahrscheinlicher erschien, es verschmolz allmä h lich mit ihrem eigenen Selbst. So wurde aus zwei Wesen eines, mächtig und verführerisch. Sie hieß jede Regung des Anderen willkommen, lernte von seiner Weisheit und erfreute sich an seiner heiteren Natur. Heimlich lachte sie über Baans Ergebenheit und die tölpelhafte Dummheit der Bauern und Diener, berauschte sich dabei an der e i genen Überlegenheit.
Das Leben im Turm war eintönig, die Tage erfüllt von Langeweile. Baan gab sich Mühe, sie mit Überraschu n gen zu erfreuen, mit Ausritten über seine öden Ländere i en, sogar mit Gedichten, die er für sie schrieb. Einmal hatte er sie zu einer warmen Quelle geführt, die aus dem Boden eines winzigen Felskraters sprudelte. Fee hatte sogleich ihre Kleidung abgestreift, ohne auf die Blicke der Wachen zu achten, und sich in den erquickenden Fl u ten vergnügt. Baan hatte ihre Begleiter fortgeschickt, sich ausgezogen und war zu ihr ins Wasser gestiegen. Eine neue, faszinierende Erfahrung.
Aber es gab viel zu wenige solcher Momente. Baan war oft fort, um die abgelegenen Höfe seiner Leibeig e nen zu besuchen, und obwohl er ihr angeboten hatte, ihn zu begleiten, verließ sie den Turm nur ungern für längere Zeit. Insgeheim fürchtete sie die karge, weite Landschaft der Hochebene mit ihren gewaltigen Gras- und Heid e meeren, fürchtete den Himmel, an dem Stürme die Wo l ken in die Unendlichkeit trieben.
Früher hatte sie diese Furcht nicht gekannt, und tief im Inneren wusste sie, dass es in Wahrheit die Furcht des Anderen war, die sich auf sie übertragen hatte. Demütig hatte sie auch dieses Geschenk entgegengenommen und sich gesagt, dass es gewiss einen guten Grund dafür gab. Bald schon hatte sie überhaupt nicht mehr daran gedacht, hatte den Gedanken vergessen wie so vieles andere, das einst Teil von ihr gewesen war.
Baan beugte sich über sie und küsste ihre Stirn, dann ihre Wangen, genauso wie sie es vorhergesehen hatte. Er war so durchschaubar in seiner Verliebtheit, so schwach, so verletzlich.
»Guten Morgen«, flüsterte sie und schlug die Augen auf.
Er lächelte und küsste ihre Lippen. »Du hast heute Nacht geträumt.«
»So?« Sie konnte sich an keine Träume erinnern.
»Ich habe dich im Schlaf
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