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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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offenbarte den Ansatz
ihrer Brüste und ein feines Rinnsal Schweiß, das dazwischen hinabrann.
    »Unter
F«, sagte sie.
    »F«,
wiederholte er etwas begriffsstutzig. Im Moment fiel ihm zu dem Buchstaben
eigentlich nur ein Thema ein.
    Er nahm
einen feinen süßlichen Geruch wahr, der ihm keineswegs unangenehm war. Ganz im
Gegenteil. Es war genau der Geruch, der – um ein Bild aus dem Tierreich zu
nehmen – einen Rüden dazu bewegte, sich unter Zäunen hindurchzubuddeln und
über hohe Mauern zu springen: die lockende Duftmarke eines Weibchens.
    Er zückte
sein Taschentuch. »Vielleicht möchten Sie sich ja das abtupfen, was ich als
Gentleman natürlich nicht bemerkt habe.«
    »Danke.«
Sie nahm das Taschentuch.
    Diskret
richtete er den Blick auf die Regalreihen hinter ihr – und stutzte. Irgendetwas stimmte da
nicht. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht, aber sein Verstand war zu träge,
es zu benennen.
    Angestrengt
versuchte er sich zu konzentrieren. »F«, überlegte er laut. »Griechisch fängt mit
einem G an. Dichtung mit einem D. Erotika mit einem E. Poesie mit einem P. Lyrik
mit ...«
    Sie
betupfte sich die Stirn mit seinem Taschentuch. »F für Fremdsprachen«, unterbrach
sie ihn.
    »F für
Fremdsprachen«, wiederholte er.
    Sie nickte.
    Schweigend
sah er sich um. Er blinzelte kurz, dann trat er an eines der Regale, neigte den Kopf
zur Seite und starrte ungläubig auf die Buchrücken.
    »Sie haben
sie alphabetisch geordnet«, sagte er tonlos.
    »Ja, habe
ich«, erwiderte sie munter.
    »NachTiteln«,
sagte er.
    »Ja, bis
auf die in fremder Sprache. Erst wollte ich nach Autoren ordnen, aber ich dachte mir,
dass Sie sich Titel bestimmt leichter merken können.«
    Er drehte
sich um und sah sie an. Anscheinend glaubte sie ihn anderweitig beschäftigt,
denn sie hatte ihr Mieder geöffnet und tupfte mit seinem Taschentuch den Schweiß
zwischen den Brüsten ab.
    Die Pest
soll sie holen, dachte er.
    Nicht zu
fassen war das. Geradezu diabolisch.
    Er spannte
das Kinn und widmete sich wieder den Regalreihen.
    »Da stehen
ganz schön viele Bücher unter D«, meinte er gleichmütig. »Die elementaren
Gesetze von Natur und Politik. Der praktische Landmann und Pflanzer.
    Der
alchemistisehe
Skeptiker.«
    »Ja, nicht
wahr? Wirklich unglaublich, wie viele es davon gibt«, sagte sie vergnügt.
    »Und hier,
gleich daneben unter E, findet sich auch eine ganz erstaunliche Anzahl.«
    Sie trat
neben ihn an das Regal und las: »Ein allgemeines System der Natur. Eine Untersuchung
zu den Prinzipien der Moral. Eine Abhandlung über Brüche.« Sie deutete zu
einem anderen Regal. »Und erstaunlicherweise gibt es auch einige Üs.
    Über dies
und jenes. Überlegungen zu was auch immer.«
    »Und F für
Fremdsprachen«, sagte er.
    »Ja.«
Sie strahlte ihn an.
    »Lady
Charlotte«, sagte er.
    »Aber nein,
Sie müssen mir nicht danken«, beeilte sie sich zu sagen. »Es war mir ein Vergnügen.«
Sie gab ihm sein Taschentuch zurück, legte den Homer auf einem bedenklich
schiefen Bücherstapel ab und ging.
    Er sah ihr
nach, wie sie mit sich wiegenden Hüften und am Leib klebenden Kleid hinausrauschte.
    Als ihre
Schritte verklungen waren, schaute er sich in Ruhe um. Überall standen offene
Bücherkisten herum, manche bereits leer geräumt, andere noch halb voll. Einige
der leeren Kisten waren umgedreht worden, um Bücher darauf zu stapeln. In den
Regalen staute es sich mittig unter D, E und F. Anderswo standen nur vereinzelt
ein oder zwei Bände.
    »Es war ihr
ein Vergnügen«, sagte er. »Kann ich mir denken.«
    Er schaute
hinunter auf Daisy, die am Fuß der Leiter liegen geblieben war. Als sie seine
Stimme hörte, ließ sie von den Predigten ab und sah hoffnungsvoll zu ihm auf.
Schön anzusehen war sie nicht. Aber Bulldoggen züchtete man auch nicht wegen
ihrer Schönheit, sondern weil sie gute und furchtlose Kampfhunde waren. Einer
der wilden Bullen oder Bären, den zu hetzen und zu Tode zu beißen sie gezüchtet
wurden, musste sich dereinst auf einem von Daisys Vorfahren niedergelassen
haben – mit verheerenden Folgen für sämtliche Nachkommen. Kurze krumme Beine
sahen unter dem walzenförmigen und übergewichtigen Leib hervor und schiefe
Zähne aus der sabbernden Schnauze. Andererseits hatte Daisy sehr schönes,
glänzendes weißbraunes Fell und schien von
friedlichem Temperament zu sein – vielleicht weil sie so klein geraten war,
selbst für ein Weibchen. Das kleine Sorgenkind des Wurfs, vermutete er.
    Kleines
Sorgenkind oder nicht –

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