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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine verführerisch unnahbare Lady
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dem Hund verbringt.«
    Das lenkte
ihre Aufmerksamkeit von dem Gebüsch ab, hinter dem der Junge verschwunden war.
»Aber wann?«, fragte sie. »Nach dem heutigen Tag werden meine Stiefmutter
und ich nicht mehr so häufig hier sein. Wir müssen uns zumindest ein wenig den
Vorbereitungen für unsere Gäste widmen.«
    »Ach ja,
das Balzritual«, bemerkte er.
    »Es ist
kein ...«
    Aber
natürlich war es das.
    Für sie war
es ein Albtraum. Eine Ungeheuerlichkeit.
    Doch seine
so beiläufige wie treffliche Bemerkung beschwor Bilder vor ihr herauf, die
ebenso lustig und lebensnah waren wie die Karikaturen Rowlandsons oder
Cruikshanks. Trotz allen Schmerzes stieg Gelächter in ihr auf.
    Sie stellte
sich die Gentlemen vor, wie sie sich in die Brust warfen und um die Damen
herumscharwenzelten und glaubten, sie wären so feinsinnig und diskret, wenn
doch alles gar zu offensichtlich war. Wie oft schon hatte sie dieses Ritual mit
angesehen? Wie oft hatte sie nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken können, wenn
sie die Herren wie Pfauen umherstolzieren sah, wenn sie zu laut und vor allem
zu viel redeten und ganz einfach nur angeben wollten? Wie oft hatte sie schon
zugesehen, wie sie eine begehrte junge Dame umlagerten und versuchten, sich den
Rang streitig zu machen? Und was war mit den taktischen Manövern der Damen, die
vielleicht etwas diskreter sein mochten als die der Männer, doch nicht minder
komisch?
    Und dann
lachte sie, lauthals, denn sie konnte es nicht länger zurückhalten. Vielleicht
war ihr Herz so voll der Trauer und des Kummers, dass es herausmusste, so wie
schlechtes Blut, wenn ihr Herz nicht bersten oder brechen sollte. Lachen wirkte
wie ein Aderlass.
    Als sie
auch Mr. Carsington leise neben sich lachen hörte, konnte sie sich erst recht
nicht mehr beherrschen. Wie ein Schulmädchen kicherte sie und konnte gar nicht
mehr aufhören. Sie hielt sich die Hand vor den Mund, wie ein kleines Mädchen es
tun würde, und versuchte, artig und gut zu sein. Aber das war ihr schon immer
schwerer gefallen als den anderen Mädchen. Und so gab sie es auf. Warum sollte
sie in der Gegenwart
eines Mannes, der so wenig auf schöne Worte und scheinheiliges Getue gab, mit
ihrer Freude an sich halten?
    Sie spürte
seinen Blick auf sich ruhen, und auch das feine Lächeln entging ihr nicht, das
seine Züge so viel weicher erscheinen ließ, dass man fast meinen konnte, er
wäre in diesem Augenblick ein anderer. Jemand, der weniger zynisch und nicht so
kühl und rational war. Jemand, der war wie der Mann, den sie in ihm zu sehen
meinte, wenn er sie in seinen Armen hielt.
    »Sie geben
mir also recht«, stellte er fest. »Es verhält sich genauso wie bei Pferden
und Zuchtbullen, nur schmücken wir das Prozedere mit recht aufwendigen
gesellschaftlichen Ritualen aus. Und beträchtlich aufwendigerem
Balzkleid.«
    »Hat Papa
es Ihnen gegenüber so ausgedrückt?«, wollte sie wissen. »Eben noch haben Sie
die Vorzüge bestimmter Schweinerassen erörtert, dann sind Sie nahtlos zur
Erörterung seiner Gäste übergegangen?«
    Mr.
Carsington nickte. »So ähnlich.«
    »Ja, so
ähnlich hat er es auch mir gegenüber dargestellt«, sagte sie. »Mein Vater
geht gern methodisch vor, müssen Sie wissen.«
    »Um Sie
endlich an den Mann zu bringen.«
    Wie konnte
er das nur sagen? Aber darauf lief es ja wirklich hinaus. Armer Papa, musste
seine nicht mehr taufrische Tochter an den Mann bringen. Da bedurfte es schon
der Methode.
    »Ich
glaube, er hofft bei der Gelegenheit auch gleich einige meiner Cousinen an den
Mann zu bringen, wie Sie es so romantisch genannt haben«, sagte sie. »Wenn
Papa sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann ist er mit ganzem Herzen bei der
Sache und nicht mehr so schnell von seinem Vorhaben abzubringen.«
    »Sind Ihre
Cousinen ebenso alt wie Sie?«, fragte Mr. Carsington.
    »Du lieber
Himmel, nein!«, entgegnete sie. »So alt wie ich ist keine.« Sie ging
ein paar Schritte, wobei sie es sorgsam vermied, die Richtung einzuschlagen, in
die der Junge verschwunden war.
    Mr.
Carsington folgte ihr. »So alt sind Sie ja nun auch wieder nicht«, meinte
er. »Noch besteht Hoffnung.«
    »Danke«,
sagte sie. »Das zu hören beruhigt mich sehr.«
    »Betrachtet
man die Sache indes ganz objektiv«, fuhr er fort, »in rein reproduktiver
Hinsicht – und darin liegt ja der Hauptgrund einer Heirat —, so gilt eine Frau
mit siebenundzwanzig durchaus als alt. Die Blüte ihrer fortpflanzungsfähigen
Jahre nähert sich unaufhaltsam dem Ende. Deshalb

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