Loretta Chase
zunächst gar nicht auffiel, wie das Zucken und
Zittern langsam nachließ. Sie brabbelte auch kein wirres Zeug mehr. Ihre Zähne
hatten aufgehört, so schauderlich zu klappern.
Er hielt
inne und sah sie an.
»Oh«, sagte
sie. »Und ich dachte schon, mir würde niemals mehr warm werden. Oh, Lisle.
Warum hast du mich nur so echauffiert? Du weißt doch, was passiert, wenn ich
wütend werde und es mit mir durchgeht.«
»Ja, ich
weiß.«
»Was habe
ich mir nur dabei gedacht? Als ob ich allein etwas ausrichten könnte. Eigentlich
wollte ich auch nur ein bisschen herumspionieren. Glaube ich. Es war so
finster. Nirgends Licht in den Fenstern. Hätte ich dich nur mitkommen lassen.
Wir ergänzen uns so gut.«
Was sie da
redete, ergab zwar immer noch nur zur Hälfte Sinn, aber zur Hälfte war schon
mal ziemlich gut. Sein Herzschlag beruhigte sich. Ihre Haut begann sich unter
seinen Händen spürbar zu erwärmen. Das Frösteln ließ weiter nach.
In seinem
Kopf kehrte Ruhe ein, sein Verstand klärte sich.
Und dann
sah er es, ganz deutlich.
Olivia, die
vor dem prasselnden Kaminfeuer lag, nur in eine Decke gehüllt. Zerstreut
liegende Kleider, lose Knöpfe.
»Oh,
Lisle«, sagte sie. »Deine Hände sind so warm. Deine wunderbaren, warmen Hände.«
Er blickte
auf seine Hände hinab, die ihren Arm umfassten. Genug. Das musste aufhören. Er
würde sie auf der Stelle loslassen.
Nein, würde
er nicht.
Stattdessen
strich er langsam ihren Arm hinauf. Und hinab. Hinauf. Und hinab. Sorgsam war
er darauf bedacht gewesen, sie nicht zu entblößen, die Decke nur dort kurz zu
lüften, wo er an ihre Arme, ihre Füße gelangen wollte. Auch jetzt deckte er den
rechten Arm wieder zu, ehe er die Decke vom linken hob und ihn zu massieren
begann. Ganz langsam und bedächtig. Und sehr beharrlich.
»Wie gut
sich das anfühlt«, seufzte sie benommen. »Ich weiß keine Worte dafür.
Wunderbar. Wie machst du das bloß?«
Er schob
die Decke ein Stück weit hoch, enthüllte ihre Füße. Lisle fuhr ihr mit der
flachen Hand über die Fußsohle, und Olivia stöhnte.
Er schob
ihr ein paar Kissen unter Kopf und Schultern und bettete sie darauf. Seufzend
schloss sie die Augen. Öffnete sie indes gleich wieder, um ihn zu beobachten.
Er hatte
sich abermals ihren Füßen zu gewandt. Erst rieb er den einen warm, dann den
anderen. Dann die Waden, wozu er die Decke noch höher schieben musste. Seine
Hände umfassten beide Waden, strichen über die warme, samtweiche Haut. Olivia
atmete ruhig und tief und hatte zu zittern aufgehört.
Reglos lag
sie auf den Kissen und sah ihn an. Ihre blauen Augen spiegelten den Feuerschein,
als würden Sterne darin tanzen. Das warme Licht ließ ihre Haut erglühen, hob
die anmutigen Wangenknochen hervor, den geschwungenen Hals, das störrische
Kinn. Die Decke war ihr von den weiß schimmernden Schultern gerutscht. Er ließ
das Handtuch fallen und strich mit dem Handrücken über ihre Wange. Ihre Haut
war so glatt wie Seide – so glatt wie jene Seide, welche nur die reichsten
Ägypterinnen sich leisten konnten und die so fein gesponnen war, dass man eine
ganze Elle durch einen schmalen Ring ziehen konnte. Doch war dies keine Seide,
sondern Haut. Warme, pulsierende Haut. Ihre Haut. Eben noch hatte er
geglaubt, Olivia für immer verloren zu haben. Die Welt hatte aufgehört sich zu
drehen, alles war ihm
finster und leer erschienen.
Er drehte
seine Hand um, damit er all diese weiche, warme Lebendigkeit an seiner
Handfläche spüren konnte.
Sie wandte
ihr Gesicht, um seine Handfläche mit den Lippen zu berühren.
Tu das
nicht. Tu es nicht, nicht, nicht.
Aber nein.
Das wäre gelogen. Das war nicht, was er wollte.
Es war so
einfach. Nur der Hauch einer Berührung. Nur ihre Lippen an seiner Hand. Doch
weil er eine Ewigkeit darauf gewartet hatte, fuhr die Berührung wie ein Schock
durch ihn, als hätte er einen Schlag erhalten. Und noch einen. Und noch einen.
Ihre Berührung schlug in seinem Herzen ein, ließ es dumpf und verstört
stolpern. Dann raste sie abwärts, fuhr ihm heiß in die Lenden. Sein Körper
spannte und straffte sich, sein Verstand umwölkte sich.
Er kniete
zu ihren Füßen und sah nichts mehr außer ihr, wie sie da lag, im Feuerschein
erglüht. Warme Haut nun, wo immer er sie berührte. Warm und lebendig. Ihr Busen
hob und senkte sich unter der Decke.
Neben ihnen
prasselte das Feuer, ansonsten war es still. In den Zimmerecken tanzten dunkle
Schatten.
Mit einer
Hand hielt sie die Decke vor ihrer Brust
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