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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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boten weiteren
Schutz gegen eine schottische Herbstnacht. Außerdem hatte sie eine Wolldecke
mitgenommen.
    Nicht dass
sie die gebraucht hätte. Ihr heißes DeLucey-Blut hielt sie warm.
    Die Geister
waren also verschwunden?
    »Das werden
wir ja sehen«, murmelte sie.
    Sie hätte
mit ihm wetten sollen. Das hätte sie nach ihrem in eisiger Höflichkeit
durchgestandenen Dinner tun sollen.
    Sie sind
nicht verschwunden, und ich werde es dir beweisen . Das hätte sie sagen sollen.
    Worauf er
erwidert hätte : Nichts wirst du beweisen.
    Worum
wollen wir wetten?
    Wie wäre
es mit der Burg des Grauens? Die kannst du gerne haben.
    Du
kannst sie nicht verwetten, denn sie gehört dir nicht mal. Aber ich mache dir
einen Vorschlag: Wenn ich beweisen kann, dass die Geister nicht verschwunden
sind, hörst du auf, dich wie ein Dummkopf zu benehmen ... oh nein, tut mir
leid! Wie konnte ich das vergessen? Du kannst ja nicht anders.
    »Und dann
hätte er gesagt ...« Sie schaute zum Nordturm hinauf. Alle Fenster waren
dunkel, woraus sie schloss, dass er schlief – und hoffentlich von höllischen
Alpträumen geplagt wurde. »Und dann hätte er gesagt ... Was würde er wohl
gesagt haben?«
    Egal. Sie
würde ihm schon zeigen, dass die Geister längst nicht aufgegeben hatten. Sie
überdachten nur ihre Strategie. Das würde sie zumindest tun.
    Aber eine
solche Wette hätte ihn nur argwöhnisch werden lassen. Da war es schon besser,
wenn er glaubte, sie schmollte. Hätte er von ihren Plänen geahnt, wäre er ihr
nur wieder in die Quere gekommen. Und er konnte ja so lästig sein.
    Nichts konnte
sie jetzt weniger gebrauchen, als einen missgelaunten, uneinsichtigen Mann, der
ihr alles verdarb.
    Nicht
einmal Bailey hatte sie in ihr nächtliches Unterfangen eingeweiht. Bailey würde
nur gewacht haben, bis Olivia zurück wäre, doch war noch nicht absehbar, wann
das sein würde. Wenn es sein musste, würde sie bis Tagesanbruch ausharren. Es
wäre unverantwortlich, Bailey um ihren wohlverdienten Schlaf zu bringen.
    Olivia
hatte sich für eine lange Nacht eingerichtet und ihr Versteck mit Bedacht
gewählt. Der im Südwesten des Burghofs gelegene Wachturm war einst genau für
solche Zwecke erbaut worden. Wenngleich er nunmehr eine Ruine war und als
Ausguck wenig taugte, hatte man von der Tür aus doch einen guten Blick über den
Hof, ohne selbst gesehen zu werden.
    Das
Anstrengendste war das Warten. Einfach nur stillzusitzen, kein Kartenspiel und
kein Buch zur Zerstreuung, das war nicht gerade unterhaltsam. Und auf einer
blanken Steinstufe zu sitzen war auch nur kurze Zeit bequem. Olivia spürte die
Kälte durch Wollstoff und Flanell kriechen. Der Wind heulte ums Gemäuer. Nach
einer Weile schienen Mond und Sterne zu verblassen. Olivia spähte aus ihrem
Versteck. Wolken jagten über den Himmel, schoben sich vor den Mond und ließen
die Sterne verschwinden. Olivia zog sich tiefer in ihr Versteck zurück und zog
die Wolldecke fester um sich. Die Zeit verging, und es wurde immer kälter und
kälter. Die Glieder wurden ihr steif. Sie streckte sich vorsichtig.
    War das ein
Regentropfen, der eben ihre Wange gestreift hatte? Oder war es nur der eisige
Wind? Ihre Finger begannen taub zu werden. Draußen wurde es immer finsterer.
Man konnte kaum noch die Umrisse der Burg erkennen.
    Der Wind
pfiff durchs Mauerwerk. Sie versuchte sich zu bewegen, doch es war zu eng. Mit
den Füßen auf den Boden zu stampfen wagte sie nicht, aber ihre Zehen schmerzten
vor Kälte. Ihren Po spürte sie schon gar nicht mehr.
    Sie dachte
an Lisle und die abscheulichen Dinge, die er gesagt hatte, und was sie ihm
hätte erwidern sollen, doch nicht einmal ihre Wut konnte sie noch wärmen. Sie
würde aufstehen und ein wenig umhergehen müssen, sonst würde ihr noch alles
absterben. Olivia machte Anstalten aufzustehen.
    Aus den
Augenwinkeln nahm sie einen kurz aufblitzenden Lichtschein wahr. Oder hatte sie
sich das nur eingebildet? Ein Licht, ganz kurz nur. Eine abgeblendete Laterne?
Nun schien es ihr auf einmal noch dunkler als zuvor, und die Nacht legte sich
wie eine kalte, feuchte Decke um sie. Im nächsten Moment hörte sie Schritte.
»Pass mit der Laterne auf«, sagte jemand mit leiser Stimme.
    Klock.
Dong. Boing .
    »Ich seh
nix, verdammt. Und jetzt regnet’s auch noch. Ich hab dir gleich gesagt ...«
    »Ist nur Nebel.«
    »Quatsch,
Nebel. Das ist Regen. Ich hab dir gleich gesagt ... Mist!«
    Das Licht
schien Olivia ins Gesicht, blendete sie.
    Das zerknitterte und angesengte

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