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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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sich
langsam aus der Kirche, die Treppe hinab, über den Platz und durch die Gasse
begaben. Wenn er sie so hielt, war sie ganz nah, und er konnte ihr Haar riechen
und ihre Haut ...
    Geh weiter,
ermahnte er sich. Immer schön einen Fuß vor den anderen setzen. Rathbournes
Stieftochter. Immer dran denken .
    »Lisle«,
sagte sie.
    »Untersteh
dich«, sagte er.
    »Ich weiß,
dass du wütend bist. Aber wo wir doch nun schon mal da waren, wie hätte ich da
nicht, denn wer weiß, wann ich wieder die Gelegenheit gehabt hätte, und ich bin
wirklich nur ein ganz kleines Stück ...«
    »Nur«,
schnaubte er. »Nur dies, nur das. Und wenn du dir das Genick gebrochen hättest,
was hätte ich dann deiner Mutter sagen sollen, deinem Stiefvater? 'Olivia hat
sich nur das Genick gebrochen'?«
    Daran
konnte und wollte er gar nicht denken.
    Brauchte er
auch nicht. Sie lebte ja. Aber er hatte sie berührt, und mit jeder Berührung
hatte sein Körper sich an den langen, leidenschaftlichen Kuss von voriger Nacht
erinnert und daran, wie ihr nacktes Bein sich an seinem hinaufgeschlängelt
hatte. Ihr Duft stieg ihm in die Nase, und ihre Brust drückte gegen seinen Arm,
was in ihm jenen Instinkt weckte, der sich in ganz ursprünglicher Manier
vergewissern wollte – gleich hier an der Mauer dieser Gasse –, dass sie lebte,
dass sie ebenso rege und lebendig war wie er.
    Sie ist
verletzt, du Schwein .
    »Ja, aber
ich habe mir nicht das Genick gebrochen«, sagte sie. »Es sieht dir so gar nicht
ähnlich, sich darüber Gedanken zu machen, was hätte sein können.«
    »Es
sieht mir nicht ähnlich?« , fragte er. »Was weißt du schon, wie ich
normalerweise bin? Du erlebst mich immer nur hier, in einem Zustand ständiger
Anspannung, immer darauf lauernd, welches Unheil als Nächstes geschehen
könnte.« Und stets darauf bedacht, nichts unwiderruflich Verrücktes und
Unverzeihliches zu tun. Er war ein Mann der Vernunft und hehren Prinzipien.
Zudem hatte er ein Gewissen, was das Leben nicht leichter machte. Er wusste
zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. Aber hier hatte er eine Grenze
überschritten, und seine sorgsam geordnete Welt begann aus den Fugen zu
geraten.
    »Also
wirklich, Lisle, du machst vielleicht ein Theater wegen ...«
    »Jedes Mal,
wenn ich nach Hause komme, ist es dasselbe!«, platzte es aus ihm heraus. »Nimmt
es da wunder, dass ich nicht in England bleiben will? In Ägypten muss ich es
nur mit Schlangen, Skorpionen, Sandstürmen, Dieben und Halsabschneidern
aufnehmen. Hier werden andauernd Szenen gemacht und Probleme geschaffen, wo
zuvor keine waren. Wenn nicht gerade meine Eltern herumschreien und schluchzen
und sich wie von Sinnen aufführen, dann bist du es, die Streit vom Zaun bricht
und alles daransetzt, sich ums Leben zu bringen.«
    »Das kann
ja wohl nicht wahr sein«, sagte sie und versuchte, sich von ihm loszumachen.
    »Sei nicht
dumm«, sagte er. »Du wirst auf die Nase fallen.«
    »Ich kann
mich an den Hauswänden abstützen, vielen Dank«, sagte sie. »Ich brauche dich
nicht.«
    Er zog sie
fester an sich. »Jetzt bist du wirklich kindisch.«
    »Ich!«
    »Ja, du!
Bei dir muss immer alles ein einziges Drama sein. Immer nur große Gefühle, von
Anfang bis Ende.«
    »Tut mir
leid, dass ich nicht mit einem steinernen Skarabäus anstelle eines Herzens in
der Brust geboren wurde!«
    »Vielleicht
könntest du statt deines Herzens einfach mal deinen Kopf benutzen«, meinte er.
»Vielleicht könntest du einfach mal nachdenken, bevor du mitten in der Nacht in
einer verfallenen Kirche herummarschierst. Oder vielleicht – nur so ein Gedanke
– könntest du mir ja mal sagen, was du vorhast.«
    »Dann
hättest du mich davon abgehalten.«
    »Mit gutem
Grund.«
    »Das sagst
ausgerechnet du!«, rief sie. »Der du andauernd in Grabhöhlen und Katakomben
herumkriechst.«
    Er zog sie
mit sich in Stonegate. Wenn er nicht ganz fest den Arm um sie gelegt hielt,
würde er sie noch beim Nacken packen und schütteln. »Ich weiß auch sehr genau,
was ich da tue«, sagte er und mühte sich ruhig zu bleiben. »Ich denke nach,
bevor ich handle. Ich folge nicht blind meinen fantastischen Eingebungen und
stürze mich in jedes Abenteuer.«
    »Das habe
ich doch gar nicht getan! Du drehst mir jedes Wort im Mund herum.«
    »Und du
scheinst dir deines eigenen Tuns nicht bewusst zu sein!«, rief er. »Weißt du
eigentlich, was du da tust? Mit den Männern ist es genau dasselbe. Du bist
gelangweilt, und sie müssen zu deiner Unterhaltung herhalten.

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