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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Mann ist? Warum
können wir nicht selbst Planeten sein? Warum müssen wir Monde sein?«
    »Genau
genommen«, sagte er, »kreisen all diese Planeten um die Sonne.«
    »Musst du
immer alles wörtlich nehmen?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte
er. »Denn ich habe bekanntlich keine Fantasie und du hast derer zu viel.
Beispielsweise sehe ich dort hinten eine Kathedrale sich über die Häuser
erheben. Was siehst du?«
    »Ich sehe
eine gespenstische Ruine, die sich wie ein finsteres Ungetüm vor dem
sternenfunkelnden Nachthimmel auftürmt.«
    »Siehst du?
Ich kann von hier aus nicht sehen, ob es sich um eine Ruine handelt«,
sagte er. »Aber gleich werden wir es wissen.«
    Nach ein
paar Schritten hatten sie das Ende von Stonegate erreicht. Sie überquerten High
Petergate, bogen in eine weitere Gasse ein und gelangten so zu der
gespenstischen Ruine oder – je nach Blickwinkel – der leicht beschädigten Kathedrale
von York.
    Lisle vermutete, dass das flackernde
Licht hinter dem Buntglasfenster Olivia nur Bestätigung für die »gespenstische«
Atmosphäre des Ortes wäre. Für ihn war es einfach ein Lebenszeichen.
    »Scheint
jemand da zu sein«, meinte er. »Trotzdem könnte etwas Licht nicht schaden. Ich
habe keine Lust, hier zu stolpern.« Aus seiner Rocktasche zog er Zunderbüchse
und eine kleine Wachskerze.
    »Ich habe
Schwefelhölzer«, frohlockte sie.
    Er
schüttelte den Kopf. »Schreckliche, stinkende Dinger.« Lieber mühte er sich mit
seiner Zunderbüchse ab. Zufrieden sah er, wie der Kerzendocht Feuer fing.
    »Stimmt,
sie stinken höllisch«, sagte sie. »Aber sie können verdammt nützlich sein.«
    »Sie sind jenen nützlich, die noch nie ein Feuer machen mussten, weil ihre
Dienstboten sich darum kümmern«, sagte er. »Mit ein wenig Geschick lässt sich
mit einer Zunderbüchse viel sicherer und einfacher ein Funken zünden.«
    »Die
meisten Menschen haben Besseres zu tun, als derlei hunderttausend Mal zu üben,
nur um andere damit zu beeindrucken«, sagte sie.
    »Ich habe
das nicht hunderttausend... Herrje, warum gehe ich überhaupt darauf ein? Wäre
es zu viel verlangt, wenn du dich in meiner Nähe halten würdest? Wir wissen
nicht, wie weit die Aufräumarbeiten hier drin gediehen sind.«
    »Nur weil
ich meinen riesigen Hintern in eine Männerhose gezwängt habe, musst du nicht
glauben, dass auch mein Hirn auf Männergröße geschrumpft ist«, erwiderte sie.
»Ich habe schon verstanden, dass du die Kerze nicht aus der Hand geben willst,
und ich habe wahrlich keine Lust über verstreut liegende Kathedralenteile zu stolpern.
Ganz schön finster hier, was? Und so still. In London herrscht nachts ebenso
viel Betrieb wie bei Tage. Besser beleuchtet ist es auch. Aber das passt schon:
mittelalterliche Ruine, mittelalterliche Finsternis, Totenstille.«
    Es sollte
sich zeigen, dass der Weg freigeräumt war. Aber weit kamen sie dennoch nicht.
Gerade als sie das südliche Querschiff durchmaßen, eilte ein Mann mit einer
Laterne auf sie zu.
    »Tut mir
leid, Gentlemen«, sagte er. »Keine Besuche nach Einbruch der Dunkelheit. Ich
weiß, dass manche die düstere Atmosphäre zu schätzen wissen oder sich hier ein
wenig gruseln wollen ...«
    »Wir wollen
die Kirche nicht besichtigen«, sagte Lisle. »Wir sind nur gekommen, weil ...«
    »Sie müssen
bei Tage wiederkommen. Da geht es hier zwar recht geschäftig zu, von wegen der
ganzen Arbeiter und so. Aber bevor wir hier wieder alles aufbauen können, muss
ja erst mal aufgeräumt werden. Und jetzt noch die Sache mit der Krypta, wo uns
alle die Türen einrennen, um mal einen Blick zu erhaschen.«
    »Deswegen
sind wir nicht ...«
    »Wenn Sie
wüssten, wie viele Gelehrte wir schon zu Besuch hatten, die hier alles
vermessen und sich gegenseitig in die Haare bekommen. So weit ich weiß, soll es
Tausende kosten, das alles wieder herzurichten, und das schließt noch nicht mal
die Krypta mit ein, denn da ist man sich noch uneins, wie man verfahren will.
Die einen sagen, sie soll ganz freigelegt werden, die anderen meinen, alles
soll so bleiben, wie es ist.«
    »Es geht
nicht um die ...«
    »Kommen Sie
morgen wieder, meine Herren, dann wird man Sie herumführen und Ihnen gern all
Ihre Fragen beantworten – auch bezüglich des Disputs, ob der Bau normannisch
oder Perpendicular ist.« Er scheuchte sie zurück zur Tür.
    Lisle, der
zu dem Schluss gelangt war, dass der Nachtwächter sowohl schwerhörig als auch
redselig war, sagte etwas lauter: »Wir suchen zwei alte Damen.«
    Der Mann
horchte

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