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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein verlockend beherrschter Earl
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Was kümmert es
dich, wessen Gefühle dabei verletzt werden. Du bist gelangweilt und stellst
einfach mal so mein Leben auf den Kopf, täuschst meine Familie ebenso wie deine
und trägst Unfrieden in ich weiß nicht wie viele ...«
    »Das tut
mir in der Tat leid«, unterbrach sie ihn. »Ich wüsste nicht, wann mir jemals
etwas so sehr leidgetan hätte.«
    Damit hätte
es gut sein sollen. Ganz weit hinten in seinem aufgewühlten Verstand wusste er,
dass er niemals damit hätte anfangen sollen. Aber der kleine Funken Vernunft
schaffte es nicht durch wütenden Sturm.
    »Mir tut es
auch leid«, sagte er. »Es tut mir leid, dass ich überhaupt heimgekommen bin. Es
tut mir leid, mich auch nur in deine Nähe gewagt zu haben. Ich hätte bleiben
sollen, wo ich war. Lieber erblinde ich beim Versuch, die Hieroglyphen zu
entziffern. Lieber verdorre ich in der Wüste, lasse mich unter Sandstürmen
begraben und nehme es mit Schlangen, Skorpionen und Halsabschneidern auf.
Überall wäre ich lieber, alles wäre mir recht, was mich nur von dir und meinen
Eltern fernhält.«
    »Wärst du bloß niemals heimgekommen!«, schrie sie. »Dann geh
doch endlich wieder. Ich würde sogar deine Reise bezahlen, wenn du nur niemals
wiederkommst. Ist mir
doch egal, was aus dir wird. Geh nach Ägypten. Scher dich zum Teufel. Nur geh!«
    »Könnte ich
nur zur Hölle fahren«, seufzte er. »Nach zwei Tagen mit dir dürfte es das
Paradies auf Erden sein.«
    Da schubste
sie ihn, und das nicht zu knapp.
    Damit hatte
er nicht gerechnet. Er verlor das Gleichgewicht, fiel gegen eine Ladentür und
lockerte seinen Griff um Olivias Taille. Nur kurz, doch das genügte ihr. Im Nu
machte sie sich von ihm los.
    »Ich hasse
dich«, verkündete sie.
    Sie
humpelte auf die andere Seite der Gasse, stützte sich an der Hauswand ab und
mühte sich langsam vorwärts.
    Einen
Moment stand er reglos da und beobachtete sie. Das Herz raste ihm in der Brust.
    Er ging
nicht zu ihr, denn er traute sich nicht, zu ihr zu gehen. Vor allem aber traute
er sich selbst nicht.
    Langsam
gingen sie weiter – er auf seiner Seite, sie auf ihrer. Und so gelangten sie –
schleppend, schweigend und Welten voneinander getrennt – zurück zum Gasthof.

Kapitel 9
    Montag, 10. Oktober
    Idiot.
    Schuft.
    Es war ein
langer, beschwerlicher Ritt, mehr als hundert Meilen von York nach Alnwick in
Northumberland. Am Anfang war Lisle noch wütend auf Olivia gewesen, am Ende nur
noch wütend auf sich selbst.
    Was er
gestern Abend zu ihr gesagt hatte!
    Dabei war
sie doch seine beste Freundin. Zugegebenermaßen eine gefährliche und etwas
verrückte Freundin, aber er war ja auch keineswegs perfekt.
    Zum einen
war da sein unbeherrschtes Temperament. Er konnte aufbrausend sein, das wusste
er – doch wann hatte er jemals seine Laune so grausam an einer Frau
ausgelassen?
    Noch dazu
an der Frau, die ihm so treu und zuverlässig, Woche um Woche geschrieben hatte.
Über Jahre. Dies war die Frau, die schon immer verstanden hatte, was Ägypten
ihm bedeutete.
    Idiot.
Schuft . Und das war
erst der Anfang. Bis sie das »White Swan« in Alnwick erreicht hatten, Stunden
nach Sonnenuntergang, hatte er sich aller Verwünschungen bezichtigt, die er
kannte. In einem halben Dutzend Sprachen.
    Sich des
Umstandes bewusst, dass ein langer Tagesritt, kein Bad, kein Abendessen
erheblich zur Katastrophe des vorigen Abends beigetragen hatten – was längst
keine Entschuldigung
war –, badete er, kleidete sich um und dinierte, ehe er sich auf den Weg zu Olivias
Zimmer machte.
    Er klopfte
einmal. Klopfte noch mal. Endlich öffnete Bailey ihm die Tür.
    »Ich muss
mit Miss Carsington sprechen«, sagte er.
    »Ich bin
nicht da«, rief Olivia von drinnen. »Ich bin ausgegangen. Ich bin losgezogen,
um dem Teufel meine verkommene Seele zu verkaufen.«
    Lisle
winkte Bailey fort. Fragend schaute sie erst ihre Herrin an, dann ihn. Danach
trat sie beiseite.
    »Also
wirklich, Bailey«, tadelte Olivia. »Ich kann kaum glauben, dass du dich von ihm
einschüchtern lässt.«
    »Ja, Miss«,
sagte Bailey. »Verzeihen Sie, Miss.« Damit entfernte sie sich ins Nebenzimmer.
Die Tür ließ sie offen.
    Lisle ging
hinüber und schloss sie.
    Er wandte
sich Olivia zu. Beim ersten Blick durchs Zimmer hatte er kaum mehr
wahrgenommen, als dass sie am Kamin saß. Nun wurde ihm klar, weshalb sie nicht
gleich aufgesprungen und zur Tür geeilt war, um ihn eigenhändig hinauszuwerfen,
mit dem Schürhaken zu attackieren oder ihm eine Klinge in die Kehle zu

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