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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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seine
Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen. Ich wünschte, er würde zu Hause
bleiben, und es den Damen überlassen, beispielhaft zu sein. Der Predigt
lauschen zu müssen, bereitet ihm stets übelste Laune. Nach dem Gottesdienst
behelligt ihn meist noch irgendwer mit Beschwerden oder Wünschen oder derlei
Verdrießlichkeiten mehr, weshalb er stets später als gedacht nach Hause kommt.
Trotzdem beharrt er darauf, vor dem Gottesdienst zu fasten, obwohl sein Arzt
der Ansicht ist, dies könne ihm in seinem Alter nicht wohl bekommen. Was auch
erklärt, weshalb er, wenn er dann endlich nach Hause kommt, hungrig ist wie ein
Bär. Und bekanntlich hat das noch niemandes Laune verbessert.«
    Er
errötete. »Was ich damit sagen will: Er dürfte Sie wohl auch sonst nicht mit
offenen Armen empfangen haben, aber da heute Sonntag ist, ist der Empfang wohl
schlimmer geraten, als er es unter anderen Umständen gewesen wäre.«
    Schön
gesprochen, dachte Benedict. Der junge Mann entschuldigte sich gewissermaßen
für das Verhalten seines Großvaters, ohne sich indes abschätzig über ihn zu
äußern – und ließ dabei sogar noch Mitgefühl erkennen.
    Benedicts
Großmutter väterlicherseits hatte eine messerscharfe Zunge und keinerlei
Geduld. An Lord Mandevilles Stelle würde sie vielleicht etwas mehr
Selbstbeherrschung an den Tag gelegt haben, hätte aber auch nicht mehr Milde
walten lassen.
    Mit den
Launen der Alten muss man Nachsicht haben.
    Diese Regel
hatte Benedict sich jüngst in Erinnerung gerufen. Nur ihr war es zu verdanken,
dass er Lord Mandeville nicht aus dem nächsten Fenster geworfen hatte. »Das ist
das berüchtigte Temperament der DeLuceys«, klärte
Bathsheba ihn auf. »Anscheinend findet es sich in allen Zweigen der Familie.
Ich bin daran gewöhnt.«
    »Natürlich.
Du hast es«, sagte Benedict.
    »Und doch
war nicht ich es, die den Lakaien durch die Tür des Salons geworfen hat«,
sinnierte sie.
    »Ein
widerlicher Bursche«, sagte Benedict. »Dafür werde ich mich nicht entschuldigen.«
    »Das dürfte
Vater für Sie eingenommen haben«, meinte DeLucey. »Er wollte Joseph schon
seit Ewigkeiten loswerden, aber Großvater ...« Er hielt inne, und seine
blauen Augen weiteten sich. »Ja, da schau einer an, Sie sind ja doch ganz
richtig im Oberstübchen!« Fragend schaute er Bathsheba an.
    »Ich dachte
mir, dass Ihre Familie Schwachsinn eher verzeihen würde als ein unbeherrschtes
Temperament«, meinte sie entschuldigend.
    »Manchmal
raubt meine Schwester mir tatsächlich den Verstand«, fügte Benedict hinzu.
»Ansonsten bin ich aber geradezu erschreckend vernünftig. Und ich wüsste keinen
vernünftigen Grund, weshalb Sie den Weg nach Bath auf sich nehmen sollten, nur
um einen erzürnten Gastwirt zu beschwichtigen und meinen treuen Diener aus
seiner Not zu erlösen. Und zurück müssten Sie auch wieder fahren, was doch
wenig interessant zu werden verspricht. Zumal Sie praktisch allein sein werden,
denn Thomas fiele es nicht im Traum ein, sich mit Ihnen zu unterhalten. Doch
wenn es Sie nicht drängt, so bald nach Throgmorton zurückzukehren, sind Sie
herzlich eingeladen, mich zu begleiten.«
    »Wie es
scheint, werde ich nicht gebraucht«, bemerkte Bathsheba.
    Benedict
blinzelte. Er hatte fest damit gerechnet, dass sie darauf beharren würde, mit
ihnen zu fahren. Er hatte sich bereits für das unvermeidliche Wortgefecht
gewappnet.
    Doch sie
ließ keines ihrer üblichen Anzeichen der Entschlossenheit
erkennen, genau das zu tun, von dem er nicht wollte, dass sie es tat. Ihr
Gesicht war bleich und angespannt. Die Anstrengungen des Tages und die
Ausschweifungen der Nacht forderten ihren Tribut. Sie dürfte nicht nur kaum
geschlafen haben, sondern hatte auch Mandevilles von Hunger und Predigt
beflügelten Zorn abbekommen. Ihre übrigen Verwandten hatten ebenfalls wenig
Zustimmung oder Vertrauen erkennen lassen.
    Trotzdem
hatte sie sich wacker geschlagen, fand Benedict. Den Kopf hoch erhoben, hatte
sie sich von nichts und niemandem aus der Fassung bringen lassen. Sie hatte
Würde gezeigt – wie es sich für eine Dame gehört.
    »Mr. DeLucey
und ich kommen gewiss allein zurecht«, meinte Benedict zu ihr.
    »Während
wir fort sind, liebe Schwester, solltest du dich ausruhen. Die nächsten Tage
dürften gewiss anstrengend werden.«
    Da Peter
DeLucey den
vermeintlichen Geschwistern getrennte Zimmer besorgt hatte, sah Bathsheba
Rathbourne erst am folgenden Morgen wieder, als sie ihn in einem
privaten Speiseraum des Gasthofs

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