Loretta Chase
baldige Rückkehr nach Ägypten vor. Und Sie wissen doch ebenso gut
wie ich, meine Liebe, dass Rupert mit keiner anderen als mit Daphne
durchbrennen würde. Er ist ganz ...«
»Er doch
nicht«, unterbrach ihn seine Mutter. »Warum nur bist du so
begriffsstutzig, Ned? Weshalb sollte ich mir die Mühe machen, nach dir zu
schicken, hätte ich dir nichts anderes mitzuteilen, als dass Rupert wieder eine
Torheit begangen hätte? Eher würde ich nach dir schicken, wenn er durch eine
Laune des Schicksals mal etwas Vernünftiges getan hätte. Meines Wissens ist ihm
das nur einmal in seinem Leben gelungen – als er das kluge rothaarige Mädchen
mit dem stattlichen Vermögen geheiratet hat. Da sich dieses Wunder erst vor
wenigen Monaten zugetragen hat, rechne ich zu meinen Lebzeiten nicht mit
weiteren.«
»Dann
dürfte Ihr Informant wohl einen meiner Sprösslinge mit einem unserer Cousins
verwechselt haben«, mutmaßte Lord Hargate. »Geoffrey ist mit seiner
Familie nach Sussex gefahren, um seine Schwiegereltern zu besuchen. Alistair
ist in Derbyshire und erwartet die Geburt meines Enkels. Darius befindet sich
ebenfalls in Derbyshire, um Alistair in der Stunde seiner Not beizustehen.
Völlig ausgeschlossen, dass einer von ihnen sich in den letzten Tagen auf der
Straße nach Bath herumgetrieben hat.«
»Einen Sohn
hast du vergessen«, erinnerte sie ihn.
»Benedict
können Sie unmöglich meinen, Mutter«, sagte Lord Hargate.
Sie reichte
ihm den Brief.
Als
Bathsheba sich
umschaute, verließ sie der Mut.
Throgmorton
war riesig. Weitläufige Gartenanlagen umgaben das Haus. Die Gärten gingen in
einen noch weitläufigeren Park über, hinter dem sich meilenweit Waldungen und
Ackerland erstreckten. Wenn die Kinder erst mal auf das Anwesen gelangt waren –
und für Olivia wäre das ein Kinderspiel –
könnten sie dort Tage oder gar Wochen unentdeckt zubringen.
Inmitten
der Parklandschaft lagen Tempel, Ruinen, Grotten und andere Verstecke. Im
Schutz eines Kieferwäldchens stand eine pittoreske Hütte, die sich für
sommerliche Picknicks anbot und ein geradezu idealer Unterschlupf wäre. Am Ufer
eines Sees stand eine Fischerhütte. Der ausgedehnte Park war nicht allein für
die Familie,
sondern auch für deren zahlreiche Gäste angelegt worden. Obwohl die DeLuceys
sich nur selten in London aufhielten, waren sie doch keineswegs ungesellig.
Zudem stand das Haus jeden Dienstag und Donnerstag Besuchern offen. Es war
somit ein Leichtes, auf das Anwesen zu gelangen und auf Abwege zu geraten. Die
offizielle Besichtigungstour schloss indes nicht das Mausoleum ein. Zwar stand
es im südwestlichen Teil des Parks auf einer kleinen Anhöhe, war jedoch von
Bäumen umstanden, die es vor den Blicken neugieriger Besucher schützen sollte.
Bathsheba stand mit Rathbourne und Lord Northwick nicht weit vom Mausoleum
entfernt auf einer anderen, etwas höher gelegenen Erhebung. Sie hatten sich
beim alten Pförtnerhaus eingefunden, einem Cottage, das laut Northwick noch aus
elisabethanischer Zeit stammte.
Thomas war
derweil am Mausoleum und beging das Gelände. Von oben aus war er gut zu sehen.
Northwick hatte nicht zu viel versprochen, als er meinte, hier biete sich einem
der beste Ausblick auf die Ruhestätte seiner Ahnen. Bathshebas Blick fiel
ungehindert auf das Grabmal, einen romanischen Tempel mit reich verzierten
Giebeln. Eine kurze Treppenflucht führte hinauf zu einem von korinthischen
Säulen getragenen Portikus. Eine breite Zufahrt führte hinab und verzweigte
sich am Fuße der Anhöhe in schmalere Wege, von denen einer hinauf zum alten
Pförtnerhaus, einmal um das Cottage herum und auf der anderen Seite wieder den
Hang hinab führte. Ein weiterer
folgte dem unteren Verlauf des Hügels. Von dort aus gelangte man über weitere
Pfade in die bewaldeten Hänge und hinab zu dem Fußweg, der um den See
herumführte.
»Das
Mausoleum ist noch gar nicht so alt«, erzählte Lord Northwick gerade. »Ein
paar Jahre nachdem Edmund DeLucey seine neue Berufung gefunden hatte, wurde
mit dem Bau begonnen. Sein Bruder William – mein Großvater – brachte viel Zeit
hier oben am Pförtnerhaus zu. Um ein Auge auf die Arbeiter zu haben, wie er
sagte.«
»Ich dachte mir eben, dass es auch ein idealer Ort für geheime
Treffen wäre«, bemerkte Rathbourne. »Hat Ihr Großvater sich hier mit einer
Geliebten getroffen oder mit seinem Bruder, dem schwarzen Schaf der
Familie?«
Northwick
hob die Brauen.
»Rathbourne
ist so eine Art Detektiv«, erklärte ihm
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