Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
Vom Netzwerk:
schlug heiß über ihr
zusammen und ließ sie schärfer sprechen als beabsichtigt. »Ich sollte Sie
überhaupt nicht hier sehen. Was um alles in der Welt führt Sie nach Soho?«
    »Sie«,
erwiderte er. »Seit Stunden suche ich nach Ihnen. Aber ich werde Sie nicht hier
im Regen stehen lassen, derweil ich mich
erkläre. Lassen Sie uns schnell zur St. Anne's Church laufen und eine Droschke
nehmen. Dann können wir in Ruhe reden.«
    Wider
besseren Wissens flog ihr Blick abermals südwärts, zur Kirche.
    Oh, was war
es verführerisch.
    Aber mit
einem Mann, der sie sich wieder in eine törichte Sechzehnjährige verwandeln
ließ, in einem geschlossenen Gefährt zu fahren, verhieß nichts Gutes. »Nein,
danke«, sagte sie. »Ich hielte es für das Beste, wenn wir getrennter Wege
gingen.« Erneut machte sie sich in östlicher Richtung auf.
    Wie von
fern nahm sie ein leises Grummein wahr. Im nächsten Augenblick hoben ihre Füße
vom Boden ab, und noch ehe sie fassen konnte, was mit ihr geschah, hatte er sie
auch schon hochgehoben und trug sie die Dean Street hinunter.
    Erst auf
Höhe der Compton Street hatte sie ihre sieben Sinne wieder beisammen und ihre
Zunge in der Gewalt. »Lassen Sie mich herunter«, sagte sie.
    Er lief
weiter.
    Und war
dabei nicht einmal außer Atem.
    Aber sie.
Seine Arme hielten sie fest wie eiserne Riemen. Mit breiter Brust und breiten
Schultern hielt er den Wind und beinah auch den Regen ab. Sein Rock war feucht
vom Regen, doch warm von seinem Körper.
    Wenngleich
ihr längst aufgefallen war, dass er gut in Form war – der figurbetonte Schnitt
seiner Kleider ließ keinen Zweifel daran –, so hatte sie seine Kraft
unterschätzt. Sie wusste, dass er groß war und gut proportioniert. Sie hatte
nicht geahnt, wie groß und wie gut.
    Fast zuviel
des Guten.
    Überwältigend.
    Ein Bild
kam ihr in den Sinn – von starken Kriegern, die Burgen
erstürmten, Männer niedermetzelten und sich mit den Frauen davonmachten.
    Seine
Vorfahren mussten solche Krieger gewesen sein.
    »Lassen Sie
mich herunter«, wiederholte sie und wand sich in seinen Armen. Er hielt
sie nur noch fester, drückte sie enger an sich.
    Ihr wurde
warm und ganz benommen. Sie wusste, dass sie sich wehren sollte, aber ihr Wille
schwand dahin. Möglicherweise auch ihre Moral.
    Etwas
verspätet wurde ihr bewusst, wo sie waren: auf einem öffentlichen Gehsteig.
Wenn sie sich wehrte, zöge sie nur unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich.
Passanten standen in Hauseingängen beisammen, wo sie vor dem Regen Schutz
gesucht hatten. Sie warteten und hatten gewiss nichts Besseres zu tun, als die
Vorübergehenden zu mustern.
    Jemand
könnte ihn erkennen. Oder sie. Wenn sich herumspräche ...
    Daran
durfte sie gar nicht denken.
    Sie hielt
den Kopf gesenkt und versuchte ihren Verstand damit zu beschäftigen, sich
brüske Zurückweisungen auszudenken und auf Vergeltung zu sinnen. Doch leider
sollte sich herausstellen, dass ihr Verstand sich eine Pause gönnte und ihrem
Körper das Kommando überlassen hatte.
    Ihrem
Körper war warm und wohlig. Er drängte sich näher an den anderen Körper, den
stärkeren, wärmeren. Am liebsten wollte er sich in seinem Rock verkriechen. Zum
Glück hatten sie nur noch eine kurze Strecke zurückzulegen, und Lord Rathbourne
lief schnell. In wenigen Minuten hatten sie den Droschkenstand erreicht.
    »Die Dame
ist ausgerutscht und hat sich den Knöchel verletzt«, ließ er den Fahrer
des vordersten Wagens wissen. »Es wäre wünschenswert, die Fahrt mit einem
Minimum an plötzlichem
Anfahren, Anhalten und Ruckeln zurückzulegen, wenn ich bitten dürfte.«
Damit verfrachtete er sie in die Droschke, wechselte noch ein knappes Wort mit
dem Kutscher und nahm dann neben ihr Platz.
    »Mein
forsches Zupacken tut mir sehr leid«, sagte er, als der Wagen sich in
Bewegung gesetzt hatte. »Nun ja, so sehr nun auch wieder nicht.« Er
deutete ein Lächeln an.
    Sie suchte
nach einer trefflichen Erwiderung, doch ihr Verstand war träge, derweil das
Herz ihr wie von Sinnen schlug.
    »Mag sein,
dass ich etwas ungeduldig war«, meinte er. »Aber es schien mir unsinnig,
dort noch länger mit Ihnen im Regen zu stehen und darüber zu streiten, wer nun
schuld sei und sich entschuldigen solle. Ich wollte Ihnen lediglich ein Angebot
machen.«
    Sie
erstarrte. Das verstand sie sehr wohl. Da gab es nicht viel zu verstehen. Das
war ziemlich offensichtlich. Die wohlige Wärme schwand jäh dahin und ließ sie frösteln.
Mit aller unterkühlten Würde, die sie

Weitere Kostenlose Bücher