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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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Stunden später ein Tischtuch aus dem Schrank nahm und den Brief fand,
den Olivia für sie zurückgelassen hatte.
    Müde, erhitzt und sehr gereizt traf
Peregrine bei Hyde Park Corner ein. Er hatte sich ein paar Mal verlaufen, und
zweimal hatte er vor Rabauken Reißaus nehmen müssen, die an seiner
kostspieligen Garderobe Anstoß genommen hatten. Unter normalen Umständen würde
Peregrine sich auf sie gestürzt und sie grün und blau geschlagen haben. Doch
dazu war ihm keine Zeit geblieben, und dass er wie ein Feigling hatte
davon rennen müssen, hatte seine Laune nicht gerade verbessert. Außerdem war er
wütend auf sich selbst, weil er nicht daran gedacht hatte, einfach eine
Droschke zu nehmen, was ihm viel Ärger erspart hätte.
    Alles in
allem nicht die beste Gemütsverfassung, um sich Olivia zu nähern, die gerade
mit einigen Frauen plauderte, die Pasteten verkauften. Neben ihr stand ein
leibhaftiger Stier in Gestalt eines Jungen: gewiss Nat Diggerby. Sein Kopf
verschwand ohne ersichtlichen Hals geradewegs zwischen seinen Schultern, die so
breit waren, dass er wahrscheinlich nur seitwärts durch Türen kam. Reglos stand
er da, den Kopf leicht gesenkt, während die Augen ruhelos umherschweiften.
    Peregrine
straffte die Schultern, blähte die Brust und marschierte zu den beiden hinüber.
Statt der wohlgesetzten Rede, einem wahren Meisterwerk der Überredungskunst,
die er eingeübt hatte, sagte er nur: »Miss Wingate, ich bin gekommen, um Sie
nach Hause zu bringen.«
    Ihre großen
blauen Puppenaugen weiteten sich. »Warum? Ist Mama etwas passiert?«
    »Nein, aber
Ihnen«, erwiderte Peregrine förmlich. »Ich würde auf einen Sturz auf den
Kopf tippen. Nur so ließe sich dieses
absolut blödsinnige Vorhaben erklären.«
    Mit
finsterer Miene stellte sich der Stierjunge vor Olivia. »Hör mal, du – verpiss
dich«, sagte er.
    »Verpiss
dich selber«, sagte Peregrine. »Ich habe nicht mit dir gesprochen.«
    Der Junge
packte Peregrine beim Revers.
    »Nimm deine
Hand da weg«, beschied Peregrine.
    »Oooh, hör
dir den mal an«, sagte der Junge. »Da sind wir aber ein ganz Feiner,
was?«
    »Nein, sind
wir nicht«, entgegnete Peregrine und verpasste Stierjunge einen Kinnhaken.
    Benedict befand sich in seinem Club, als man
ihm mitteilte, dass einer seiner Diener ihn zu sprechen wünsche.
    Was kein
gutes Zeichen war.
    Das letzte
Mal, dass einer seiner Diener in seinem Club um ihn nachgesucht hatte, war, als
Ada nach der Rückkehr von einer ihrer Gebetsstunden zu Hause zusammengebrochen
war.
    Dennoch
wirkte er ruhig und gefasst, als er das Vorzimmer betrat, wo Thomas ihn
erwartete.
    Schon von
Weitem sah er, wie es in Thomas' Gesicht arbeitete.
    Ein sehr
schlechtes Zeichen.
    Ohne dem
Gefühl eisiger Kälte Beachtung zu schenken, das sich in ihm ausbreitete, wies
Benedict ihn an, sich so kurz wie möglich zu fassen.
    »Es geht um
Lord Lisle, Mylord«, sagte Thomas und blinzelte angestrengt. »Ich weiß
nicht, wo er ist. Er ist zur Tür der Grafikhandlung reingegangen – so wie immer.
Ich bin solange zu Porters Kaffeehaus gegangen, wie ich das immer mache. So wie
immer stand ich ein paar Minuten vor Ende der Stunde wieder vor der
Grafikhandlung. Aber er ist nicht wieder herausgekommen, Sir. Ich habe eine
Viertelstunde gewartet, dann
bin ich nach oben gegangen. Das Klassenzimmer war abgeschlossen, und als ich
geklopft habe, hat niemand geöffnet. Ich bin runter in den Laden und habe Mr.
Popham gefragt, ob die Zeichenstunden für heute vorbei wären. Er hat gesagt,
heute wären überhaupt keine gewesen. Mrs. Wingate wäre früh nach Hause
gegangen, weil ihr Schüler nicht gekommen ist.«
    Die
Eiseskälte breitete sich weiter aus und betäubte alles Gefühl. Selbst die Zeit
schien, starr vor Kälte, stehen zu bleiben. »Verstehe«, sagte Benedict. Dann
ließ er sich Hut und Gehrock bringen und verließ mit seinem Diener den Club.
    Während des
kurzen Heimwegs, seine Gefühle sicher unter Verschluss, maßregelte Benedict
seinen Verstand dahingehend, das Problem ebenso ruhig und gefasst zu
analysieren, als wäre es nur eines der vielen anderen Probleme, die jeden Tag
an ihn herangetragen wurden und gelöst werden wollten.
    Bis er zu
Hause angelangt war, hatten sich unter den unzähligen aberwitzigen
Möglichkeiten, die sich einem weniger klaren Verstand aufgedrängt hätten, zwei
herauskristallisiert, die unter den gegebenen Umständen am wahrscheinlichsten
waren.
    1. Peregrine war weggelaufen.
    2. Trotz aller getroffenen

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