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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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»Es war eigentlich so gedacht, dass du mein Knappe bist«,
sagte sie. »Knappen sind treu und standhaft. Sie lassen ihre Ritter nicht
einfach im Stich.«
    »Ich habe Hunger«, sagte er. »Und ich will
schlafen.«
    »Da hast du
hier aber schlechte Karten«, meinte sie. »Das ist das größte und beste
Gasthaus in ganz Maidenhead. Hier muss man ein Vermögen für ein Zimmer zahlen,
und ich kann dir jetzt schon verraten, dass man uns kaum aus bloßer
Barmherzigkeit eines der schönen Gemächer überlassen wird.« Anerkennend
sah sie sich um und fügte dann hinzu: »Und du kannst wohl kaum von mir
erwarten, dass ich jetzt mitten in der Nacht noch das nötige Kleingeld
verdiene.«
    »Verdienen?«,
spottete er. »Du meinst wohl erschwindeln.«
    Sie zuckte
die Schultern. »Du bekommst von deinem Vater Geld. Ich muss mir meins eben
erarbeiten.«
    Peregrine
hatte zwar so seine Zweifel, ob man derlei zweifelhafte Methoden, an Geld zu
kommen, als Arbeit bezeichnen konnte, aber er war zu müde, um sich über Worte
zu streiten. »Ganz richtig«, meinte er nur. »Ich bekomme Geld von meinem
Vater. Und ich habe sogar welches dabei.«
    Ihr Blick
verfinsterte sich noch mehr.
    »Erstens
ist es nicht viel«, beeilte er sich zu sagen. »Und zweitens brauchst du
gar nicht so zu schauen, ich habe dich deswegen nämlich nicht belogen.«
    »Du hast
mir nicht gesagt, dass du Geld dabeihast«, sagte sie.
    »Du hast
nicht gefragt«, erwiderte er. »Hast du mich überhaupt nur einmal um meinen
Rat, meine Hilfe oder meine Meinung gefragt?« Ohne ihre Antwort
abzuwarten, fuhr er fort: »Ich spendiere dir ein Abendessen, und wenn wir Glück
haben, reicht es auch noch für ein Bett. Aber dafür musst du mir versprechen,
fortan niemandem mehr diese dumme Geschichte von unserer sterbenden Mutter zu
erzählen – oder überhaupt Leute zu erfinden, die es gar nicht gibt.«
    »Warum?«,
fragte sie.
    »Weil es
unsportlich ist.«
    »Weil es
was ist?«
    »Unsportlich«,
wiederholte er.
    »Du meinst
wohl, es ist unschicklich«, spottete sie.
    Peregrine
zog die Tür auf. »Nein, ich meine«, sagte er, »dass es so ist, als würde
ein großer, kräftiger Junge einen kleinen Knirps verprügeln. Das habe ich
gemeint.« Er winkte sie herein.
    »Aha«,
sagte sie und ging hinein.
    Danach war
sie ruhig, was Peregrine sehr entgegenkam. Er wollte essen, und er wollte
schlafen. Wenn er sich ausgeruht hatte, wäre er wieder bereit zu reden.
Vielleicht.
    Und ruhen
konnte er, ganz wunderbar sogar, wenngleich der Gasthof tatsächlich teuer war
und sie letztlich in einem besenkammergroßen Zimmer landeten, auf harten Pritschen,
die für Dienstboten gedacht waren.
    Obwohl es
spartanischer war als alles, was er in seinem Leben bislang gewohnt war –
selbst in der Schule waren die Betten komfortabler – schlief Lord Lisle tief
und fest, als Lord Rathbourne um halb drei morgens durch Maidenhead fuhr.
    Benedict
nahm Maidenhead kaum wahr.
    Die ersten,
schweigend verbrachten Minuten ihrer Fahrt widmete er dem Versuch, seine
berühmte Selbstbeherrschung wiederzuerlangen, die kläglichen Reste seiner Moral
zusammenzuraffen und sich die befremdlichen Anwandlungen auszutreiben, die von
ihm Besitz ergriffen hatten.
    Dann
ergriff Mrs. Wingate das Wort, und alle Bemühungen waren dahin.
    »Ich hielte
es für das Beste, wenn wir uns in Twyford trennten«, sagte sie. »Ich werde
mit Olivia nach Bristol fahren und ihr die fixe Idee mit diesem Schatz ein für
alle Mal austreiben.«
    »Nach
Bristol?«, fragte er. »Haben Sie sich in Colnbrook nicht nur die Hand,
sondern auch den Kopf gestoßen?«
    »Wir können
nicht gemeinsam zurück nach London fahren«, erwiderte sie, »aber Sie
wissen selbst, dass Sie schleunigst zurückkehren sollten, wenn Sie kein
unnötiges Aufsehen erregen wollen. Sie wollten doch heute nach Schottland
aufbrechen, nicht wahr?«
    »Das tut
jetzt gar nichts zur Sache«, meinte er. »Die Sache ist die, dass Sie nicht
alleine nach Bristol reisen können.«
    »Ich reise
ja auch nicht allein – Olivia ist bei mir.«
    »Sie haben
aber kein Geld«, beharrte er.
    »Doch, ein
bisschen.«
    »Viel kann
es nicht sein«, befand er. »Als ich zu Ihnen kam, wollten Sie gerade zum
Pfandleiher.«
    »Olivia und
ich sind immer mit wenig Geld gereist«, sagte sie. »Ich habe auch
keineswegs vor, eine Chaise zu mieten. Wir werden laufen.«
    »Bis nach
Bristol? Sind Sie des Wahnsinns? Das sind fast hundert Meilen.« Sofort
musste er wieder daran denken, wie die Männer an der

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