Loretta Chase
Dieselbe Widerspenstigkeit, die eben noch in ihren
blauen Augen aufgeblitzt hatte, schmolz nun in seinem Mund dahin.
Sie wand
sich in seinen Armen, bis er sie hinunterließ, doch ihr Mund verließ nie den seinen.
Während sie langsam an ihm hinabglitt, trank er flüssiges Feuer, spürte, wie
ihre weichen Rundungen
sich an ihm rieben und ihn am ganzen Leib erbeben ließen.
Er musste
von ihr lassen. Sofort.
Dazu müsste
er lediglich seinen Arm von ihrer Taille nehmen. Was er aber nicht tat. Er
hielt sie fest an sich gezogen, derweil der Kuss zu einem verwegenen Spiel
zwischen ihnen wurde, neckend, lockend, verlangend.
Leidenschaft.
Leidenschaft
war nicht erlaubt. Niemals. Leidenschaft war Wahnsinn, Chaos, Aufruhr. Er
kannte Dutzende Regeln, die gegen Leidenschaft sprachen.
NEIN.
Schlag mich. Tritt mir auf den Fuß. Du weißt, wie man sich wehrt. Du weißt zu
kämpfen.
Doch sie
hielt ihn fest, mit zierlich schmaler Hand, die ihm so fest und unerbittlich
wie ein Schraubstock vorkam.
Er hörte
die Stimmen der Vernunft und des Pflichtgefühls lauthals Regeln schreien. Aber
sie brachte sie mit einem einzigen Flüstern ihrer Finger zum Verstummen, indem sie
den Rücken seiner Hand streichelte, jener Hand, die er flach an die Tür
gedrückt hielt, um sie nicht auf Abwege geraten zu lassen, bis er die Kraft
gefunden hätte, auch seine andere Hand zurückzuziehen.
Ihre Finger
schlossen sich um sein Handgelenk, und nun konnte er gar nicht anders, als
seine Hand ihr zuzuwenden und seine Finger mit ihren zu verschränken. Die
Vertraulichkeit dieser Geste weckte eine tiefe Sehnsucht in ihm, und dieses
Sehnen machte ihn wütend. Sie war wie für ihn geschaffen. Warum konnte ...
warum durfte er sie nicht haben?
Er riss
sich von ihrem Kuss los und schmiegte sein Gesicht an ihren Hals, schmeckte
ihre Haut und sog ihren Duft in sich auf, und alles war genauso, wie er es in
Erinnerung hatte, wie er sich ständig daran erinnerte, trotz aller
verzweifelten Versuche zu vergessen.
Schließlich
konnte er seine Hände nicht länger still halten. Er fuhr ihren Rücken hinauf
und hinab, umfing ihre schmale Taille und den Schwung ihrer Hüften. Und wie es
schien, forderte er sie heraus, oder vielleicht spürte sie es auch, vielleicht
empfand sie dasselbe wahnwitzige Verlangen, das ihn beherrschte, denn nun
wanderten auch ihre Hände über ihn und sorgten, wo immer sie ihn berührten, für
Aufruhr. Sie schlüpften unter seinen Rock und in seine Weste und huschten fast
schwebend über das feine Linnen seines Hemdes, wobei sie doch gewiss wusste –
sie musste es wissen dass er sie auf seiner Haut spüren wollte.
Er tastete
am Rücken ihres Kleides, fand indes keine Verschlüsse, tastete sich nach vorn
und entdeckte sie dort. Im Nu hatte er die Bänder gelöst, streifte den dünnen
Stoff ihres Kamisols beiseite, schob seine Hand unter ihr Korsett und umfing
ihre Brust. Seine Haut auf ihrer Haut.
Sie hielt
den Atem an.
Sag mir,
dass ich aufhören soll. Sag mir, dass ich aufhören soll.
Sie wich
zurück und zerrte an ihrem Korsett, lockerte es und sah ihn dabei an, ihre
Augen dunkel und herausfordernd. Mit beiden Händen fasste sie seinen Kopf und
zog ihn zu sich hinab, und er hörte sie leise seufzen vor Lust, als er mit
seinen Lippen ihre sanft sich wölbenden Brüste berührte.
Das war das
Ende aller Vernunft und jeglicher Gedanken.
Danach gab
es nur noch gedankenloses Ich will und Ich muss und Ich brauche und Sie ist
mein, mein, mein.
Das Tier in
ihm erwachte.
Er raffte
ihre Röcke hoch, immer weiter, bis sie sich bauschten und flüsternd an seinem
Ärmel raschelten, bis endlich seine Hand über ihr bestrumpftes Bein glitt, und,
weiter hinauf, wo zarte, weiche Haut war, und noch weiter hinauf, bis er ihren
Schoß fand, ihren warmen, weichen, feuchten Schoß.
Mit einer
Hand tastete er nach seinen Hosenknöpfen, doch sie kam ihm zuvor, und als ihre
Hand seine pulsierenden Lenden streifte, musste er seinen Mund um ihre Schulter
schließen, um nicht aufzuschreien wie ein unbedarfter Junge, der zum ersten Mal
die Freuden des Leibes erfährt.
Ungeduldig
war er und halb von Sinnen, doch nun, da er ihre Hand auf sich spürte, wollte
er diese quälende Wonne noch länger auskosten und ließ sie gewähren. Er spürte
sie erst einen Knopf öffnen, dann den nächsten. Seine Männlichkeit drängte an
den Hosenstoff, ihr entgegen, und nun streckte er doch die Hand aus, um ihr zu
helfen – um sich zu helfen –, denn er konnte nicht länger
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