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Loretta Chase

Loretta Chase

Titel: Loretta Chase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein skandalös perfekter Lord
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würde er sich jetzt keine Sorgen machen. Ein Entdecker
musste einfallsreich sein und durfte sich von derlei Kleinigkeiten nicht
entmutigen lassen.
    Er hätte
wahrscheinlich länger gebraucht, zu solchem Gleichmut zu finden, hätte Olivia
nicht alldieweil geschwiegen.
    Peregrine
war indes zu sehr mit Denken beschäftigt – und dann mit Essen –, als dass ihm
dies aufgefallen wäre. Erst nachdem er seinen Teller leer geputzt hatte, fiel
ihm auf, dass irgendetwas anders war. »Seit gestern Abend hast du kaum ein Wort
gesagt«, stellte er fest. »Geht es dir nicht gut?«
    »Ich habe
nachgedacht«, erwiderte sie.
    Ihm wäre es
ja lieber, wenn Olivia nicht nachdenken würde, doch wusste er nicht, wie er sie
davon abhalten konnte.
    Und so
nickte er nur und versuchte, nicht in furchtbarer Erwartung den Atem
anzuhalten.
    »Wie sollen
wir eine Fahrgelegenheit bis Bristol finden, wenn niemand mehr Mitleid mit uns
hat?«, fragte sie mit gesenkter Stimme. »Wenn es unsportlich ist, eine
sterbende Mutter zu haben, was sollen wir denn dann sagen? Du kannst wohl kaum
erwarten, dass wir die Wahrheit erzählen. Du weißt, dass man uns dann
geradewegs zurück nach London bringen würde.«
    Peregrine
überlegte. Gestern Abend noch war sein Ziel London gewesen, nicht Bristol.
Heute Morgen sah das schon ganz anders aus. Aber das konnte sie ja nicht
wissen.
    »Es wäre
nicht unsportlich, etwas zu sagen, dass der Wahrheit ähnlich ist«, meinte
er. »Wir könnten sagen, dass wir nach Bristol wollen, um unser Glück zu
machen.«
    »Und das ist nicht unsportlich?« Sie hob eine ihrer blassen
Augenbrauen.
    »Nun, in
deinem Fall stimmt es immerhin«, sagte er. »Und es würde
die Leute nicht unnötig zu Tränen rühren – so wie die alte Dame, die uns das
Geld bis Twyford gegeben hat. Das war gemein. Wahrscheinlich brauchte sie das Geld viel
dringender als wir. Woher wollen wir wissen, ob sie nicht von einer
kümmerlichen Witwenrente leben musste? Vielleicht kann sie sich diese Woche
kein Kotelett mehr leisten und muss von Wasser und Brot leben – und alles
unsretwegen.«
    Eine Weile
schaute Olivia ihn sprachlos an. Dann sah sie auf den Tisch, dann im gut
gefüllten Speiseraum umher.
    »Na
gut«, meinte sie schließlich achselzuckend. »Dann machen wir eben unser
Glück. Aber das Reden überläßt du lieber mir, du Schnösel. Dein Akzent verrät
dich.« Gegen seine distinguierte Aussprache konnte er nichts tun. Anders
als sie besaß er nicht das Talent, seine Rede den jeweiligen Umständen
anzupassen und jeden nachzuahmen, mit dem er sprach. »Du solltest lieber jetzt mitkommen,
um mit dem Wirt abzurechnen«, sagte er.
    Der Wirt,
der sie beide ausführlicher musterte, als Peregrine lieb war, fragte, ob sie
ein Pferd bräuchten.
    Fragend
schaute Olivia Peregrine an. Der schüttelte den Kopf.
    Als sie den
Gasthof verließen, sagte er: »Ich habe nur noch drei Shilling übrig. Die würde
ich gern für den Notfall aufheben.«
    Auf dem
Gehsteig blieb sie stehen und schaute die High Street hinunter. »Heute soll in
Reading Markttag sein, habe ich die Leute sagen hören«, meinte sie. »Vielleicht
finden wir da ja auch schon ein bisschen unser Glück. Aber es sind zwölf Meilen
bis dorthin. Seid Ihr schon mal zwölf Meilen gelaufen, Mylord?«
    »Nenn mich
nicht so«, wies er sie zurecht und sah sich um. Doch niemand stand in
Hörweite. »Natürlich kann ich zwölf Meilen laufen – mit Leichtigkeit.« Nie
zuvor war er in seinem Leben so
weit gelaufen, aber eher stürbe er, als dass er das vor ihr zugeben würde. Und
heute würde er seine Ausdauer auch nicht mehr unter Beweis stellen müssen, denn
keine vier Meilen die Straße hinab, bot ein junges Paar im Hundekarren ihnen
an, sie mitzunehmen.
    Wie schon
der Wirt schien auch die Dame ganz außerordentlich an ihnen interessiert. Immer
wieder drehte sie sich nach Peregrine um. Obwohl er ihr während der Fahrt den Rücken
zukehrte und so wenig wie möglich sagte, wuchs sein Unbehagen stetig. Sowie sie
Reading erreicht hatten, konnte er es kaum noch erwarten, von ihnen
wegzukommen.
    Zum Glück
war auch Olivia nicht entgangen, dass hier Ärger drohen könnte, und als das junge
Paar sich noch erbot, sie zu Tee und Keksen einzuladen, fielen ihr auf einmal
wichtige Besorgungen ein, die sie ganz vergessen habe.
    Es war
Nachmittag, und in Reading herrschte geschäftiges Treiben. In der Menschenmenge
war es ein Kinderspiel, ihre neuen Freunde zu verlieren.
    Olivia zog
Peregrine zu einer großen Gruppe, die

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