Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung
werden, aber mir graut davor«, »Ein Gespräch mit der Lehrerin meines Kindes ist fällig, aber … – Dieses Telefonat mache ich morgen, obwohl es heute besser wäre«, »Ich sollte eigentlich … mir etwas Bekömmliches kochen, nachdenken über ein Ereignis, etwas vorbereiten für …, aber …«
Da sitzen wir in unserem Gefängnis und sabotieren uns selbst. Wie haben wir das nur geschafft, uns so einzuengen? Was steckt hinter diesen »Aber-Sätzen« und hindert uns daran zu handeln?
Es ist am besten, wir begeben uns auf Motivsuche. In jedem einzelnen Fall können die Motive anders sein. Sie geben uns jedoch Antwort auf die Frage, was wir loslassen sollten, um handlungsfähig zu werden.
Bequemlichkeit ist eines der Hauptmotive. Sind Sie jetzt entsetzt? Das ist verständlich. Schließlich schuften Sie doch den ganzen Tag, von Bequemlichkeit ist da keine Spur. Uns Autorinnen geht es genauso. Wir sind auch entsetzt, wenn wir uns eingestehen müssen, dass wir aus Bequemlichkeit etwas nicht getan haben, was wichtig gewesen wäre oder Vorrang gehabt hätte.
Was kann uns da alles passieren? Wir haben uns kein ordentliches Frühstück gemacht, wir haben uns nichts zu trinken mitgenommen, wir kochen uns nichts, sondern essen nur Brot. Eigentlich wollten wir uns selbst beobachten. Das ist aber unbequem. Es ist viel bequemer, nicht darüber nachzudenken, was ein bestimmtes Ereignis zu bedeuten hat. Dann brauchen wir nichts an uns zu ändern. Warnsignale? Besser nicht hinhören, sonst müssten wir doch aktiv werden. Eine Krankheit? Nun ja, jeder hat mal was. Besonders ab einem bestimmten Alter stellen sich diese und jene Wehwehchen ein. Ich kann ja ein wenig jammern, aber viel darüber nachdenken? Nein.
Was können Sie tun, wenn Sie sagen: »So etwas passiert mir auch«? Fleiß ist der Gegenspieler der Bequemlichkeit. Sie können ihn einsetzen, wenn Sie jene falschen Motive loslassen, die oft mit Bequemlichkeit einhergehen. Sie sind lediglich Ausreden. Hören Sie auf zu denken, dass Sie für sich keine Zeit haben oder aufwenden dürfen. Machen Sie sich klar, dass Sie wertvoll sind und einmalig mit Ihren Talenten und Eigenschaften. Jeder Aufwand an Fleiß für Ihre Person ist gerechtfertigt.
Mit Bequemlichkeit meinen wir übrigens nicht die wohlverdienten und notwendigen Ruhepausen. Auch gezielte Entspannung ist Fleiß. Planen Sie dafür genügend Zeit ein.
Die zwar nicht weltbewegenden, aber doch recht unangenehmen Folgen von Bequemlichkeit erlebte eine Patientin. Sie wollte ein Visum bei einer Botschaft beantragen und brauchte dafür Fotos, die sie bei einem Automaten machen wollte. Solche Automaten befinden sich in großen U-Bahn-Stationen in der Innenstadt von München. Sie entschied sich, gegen ihre Intuition, für die Station, die der Botschaft am nächsten lag; ihr Verstand hatte ihr dazu geraten. Eine Station weiter zu fahren, fand sie unbequem, denn sie hätte dann auch wieder zurückfahren müssen. Also wieder die Rolltreppe rauf und runter, auf die U-Bahn warten und das alles in der viel weitläufigeren Station, wo sie noch dazu den Fotoautomaten erst hätte suchen müssen. Was geschah? Der Automat in der näher gelegenen Station nahm ihren Geldschein nicht an. Sie wollte es mit Münzen versuchen und bat in einem Geschäft um Wechselgeld. Die Verkäuferin weigerte sich standhaft, Geld zu wechseln, sodass die Patientin erst eine Kleinigkeit kaufen musste, um an Münzen zu kommen. Eine der Münzen blieb im Automaten stecken. So kam sie nicht zu ihrem Foto. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als doch zur nächsten U-Bahn-Station zu fahren. Dort klappte es mit dem Foto sofort, aber es war so viel Zeit vergangen, dass die Botschaft inzwischen geschlossen hatte. Die Patientin erkannte, dass sie sich die Schwierigkeiten durch Bequemlichkeit eingehandelt hatte. Außerdem hatte sie ihrer Intuition nicht vertraut.
Verschieben kostet Energie. Diese Erfahrung haben Sie gewiss schon gemacht. Je länger wir etwas vor uns herschieben, desto schwerer fällt es uns, diese Arbeit zu erledigen. Was wir sofort, zum richtigen Zeitpunkt, tun, bringt Energie in Form von Freude und Erleichterung darüber, dass wir es geschafft haben.
Warum schieben wir trotzdem so manche Angelegenheit oder Arbeit vor uns her? Das ist doch unbequem. Motive geben uns die Antwort.
Wenn Sie ein notwendiges Gespräch hinausschieben, haben Sie vielleicht Angst, etwas Unangenehmes zu hören oder dem Gesprächspartner nicht gewachsen zu sein. Lassen
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