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Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung

Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung

Titel: Loslassen - Als Lebenshilfe Und Heilung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfrida Müller-Kainz , Hedwig Hajdu
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Schuldgefühle finden ihren Ausdruck in Gewissensbissen und Selbstvorwürfen. Das Gewissen meldet sich, wenn wir uns nicht richtig verhalten haben. Häufig setzen Selbstvorwürfe ein: »Das hätte ich nicht tun/nicht sagen sollen«, »Ich hätte besser aufpassen müssen«, »Wäre ich doch still gewesen.« Streichen Sie die Wörter »hätte« und »wäre« aus Ihrem Wortschatz. Ein Sprichwort sagt: »Es hat keinen Sinn, über verschüttete Milch zu weinen.«
    Manche Menschen schlagen sich jahrelang mit Schuldgefühlen herum. Sie können nicht loslassen, weil sie sich selbst nicht vergeben können, einen Fehler gemacht zu haben. Bedenken Sie, dass wir Fehler machen dürfen, um zu lernen. Manchmal haben Menschen auch Schuldgefühle, wenn sie gar nichts falsch gemacht haben. Sie reden sich aber ein, einen Fehler gemacht zu haben, und können nicht loslassen.
    Um Schuldgefühle loszuwerden, sind ganz bestimmte Schritte notwendig.
    • Zunächst ist zu klären, ob es sich wirklich um ein schuldhaftes Verhalten handelt. Besonders nachts erscheint die vermeintliche Schuld riesengroß. Hier kann ein klärendes Gespräch helfen, um herauszufinden, ob im gegebenen Fall eine reale Schuld vorliegt.
    • Schuldgefühle stellen sich auch bei Fehlverhalten im zwischenmenschlichen Bereich ein. Ein Eingeständnis und eine Entschuldigung sind wohl der selbstverständliche Weg aus dieser Art von Schuldgefühlen. Die Lektion, die in einer solchen Situation steckt, sollten wir dankbar annehmen. Meist können alle Beteiligten aus dem Vorfall lernen.
    • Anders ist die Situation, wenn jemand durch fahrlässiges Verhalten Schaden angerichtet hat. Schuldgefühle, die eine so gravierende Ursache haben, sind nicht so einfach loszulassen. Materieller Schaden kann manchmal teilweise oder ganz wiedergutgemacht werden. Dann öffnet sich wahrscheinlich der Weg zur Selbstvergebung. Schuldgefühle als Folge von verursachtem Leid bedürfen der grundsätzlichen Durchleuchtung des Charakters, um herauszufinden, welche gravierende Schwäche zu einem Fehlverhalten mit so weitreichenden Folgen geführt hat. Wahrscheinlich sind einer solchen Situation schon Hinweise auf die entsprechende Schwäche vorausgegangen, die nicht verstanden und daher nicht beachtet wurden. Der Weg heraus führt über die intensive Bearbeitung der Schwäche, die als Ursache erkannt wurde. Anders ausgedrückt: Diese Schule muss sehr ernst genommen werden.
    Den letzten Punkt der vorangegangenen Aufzählung wollen wir mit einem Beispiel belegen. Es zeigt, wie eng verknüpft Verhaltensweisen untereinander sind und welche Folgen es haben kann, wenn ein Mensch fremdgesteuert ist.
    Eine junge Frau fuhr spät am Abend nach Hause. Sie wohnte bei ihren Eltern. Nach einem langen Arbeitstag hatte sie Gebäude und Betriebsgelände ihres Arbeitgebers ordnungsgemäß geschlossen. Die Straße zu ihrem Wohnort führte durch ein unbeleuchtetes Waldstück. Es war Winter und die Fahrbahn war glatt. Plötzlich lief ein Kind über die Straße. Die Frau konnte wegen der Straßenglätte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Das Kind war schwer verletzt. Für die herrschenden Witterungsverhältnisse war die Frau zu schnell gefahren, obwohl sie die vorgeschriebene Geschwindigkeit eingehalten hatte. Was war der Anlass und was war die Ursache, dass es zu dieser Situation gekommen war? Der äußere Anlass war beinahe lächerlich. Die Mutter der jungen Frau konnte es nicht akzeptieren, wenn ihre Tochter verspätet zum Essen kam. Deshalb wollte diese sich beeilen. Die Ursache ihres Verhaltens lag in ihren Mutproblemen, die zu Minderwertigkeitsgefühlen geführt hatten. Aus besonderen Lebensumständen heraus glaubte die Tochter immer, zu wenig zu leisten, und wollte ihren Eltern alles recht machen. Sie hatte es bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht geschafft, sich von Zwängen und Erwartungen zu lösen. Zu den vorhandenen Komplexen kamen durch den Unfall auch noch Schuldgefühle. Obwohl die junge Frau vom Gericht nur zu einer geringfügigen Strafe auf Bewährung verurteilt wurde, konnte sie die Schuldgefühle viele Jahre lang nicht loslassen.
    Die Erfahrung zeigt, dass es für junge Menschen sehr wichtig ist, ein selbstständiges Leben zu beginnen. Der Loslösungsprozess von den Eltern sollte spätestens mit dem zwanzigsten Lebensjahr vollzogen sein. Junge Menschen sollten dann das Elternhaus verlassen. Nur wenn wir ein eigenständiges Leben führen, können notwendige Lernprozesse, die Alltag und Lebensgestaltung

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