Lost in Ireland - Verschollen in Irland
Klischee einer Irin: blasse Haut, rote Haare, unendlich viele Sommersprossen.
“Welcome to Dublin”, sagte sie, “I hope you’ll have a pleasant stay. You’re in room 423, and you ...”
Ruth schaltete auf Durchzug und sah sich um. Mehrere Sitzgruppen und riesige Blumengestecke gaben der Eingangshalle eine gemütliche Atmosphäre. In einem Sessel saß ein Mann um die vierzig, der sie ungeniert anstarrte. Irritiert schaute Ruth weg.
Als sie erneut einen Blick in seine Richtung wagte, hatte er sich hinter einer Zeitung verschanzt.
“Idiot”, murmelte Ruth.
“Alles in Ordnung?”, fragte Conny besorgt.
“Ja, ja, alles in Ordnung”, gab Ruth zurück.
Conny reichte ihr eine Konferenzmappe – den conference folder.
“We’ve got three-quarters of an hour to relax – there’s even time for a → dip in the → tub ! The conference starts at ten thirty, and it’s down that → corridor .”
Sie deutete einen langen Gang hinunter.
Sie gingen zum Fahrstuhl und fuhren in den zweiten Stock, wo Ruth aussteigen musste. Conny hatte ein Zimmer in der vierten Etage.
Ruth schlenderte langsam den Gang entlang und suchte ihr Zimmer. Es war klein, aber sehr gemütlich. Der Blick ging auf die Straße, doch die Fenster schluckten den Verkehrslärm.
Ruth ließ sich auf das Bett fallen und streifte die Schuhe ab.
“Na dann”, murmelte sie. “Auf ins Abenteuer.”
Two
“Good morning, ladies and gentlemen. Welcome to Dublin. I’m glad to see so many → participants here today who wish to → attend our conference. I hope you all had a good trip to Dublin, and to those of you who have come here → from abroad , I hope you had a → smooth flight and no → hassle with the customs. I would like to start off with → introductions , so that we can get to know each other a bit better. My name is Frank McNamara and I → am responsible for ...”
Ruth hörte nur mit halbem Ohr zu. Eine Panikwelle durchflutete sie. Sie sollte jetzt vor allen Leuten hier Englisch reden ... Nein, das konnte sie nicht.
Hi, my name is Ruth Langner. Na, so schwer war das doch gar nicht. Ruth konnte sich eine Grimasse nicht verkneifen. War es nicht lächerlich, in ihrem Alter Angst vor einer Gruppe zu haben?
Frank war endlich fertig und forderte einen dicken, südländisch aussehenden Mann neben ihm auf, sich vorzustellen.
“Good morning”, begann der mit lautem Bass. “My name is Constantinos Manopulos, I am from Athens in Greece.”
Constantinos hatte einen starken Akzent und manches, was er sagte, konnte Ruth beim besten Willen nicht verstehen. Außerdem machte er ein paar grammatikalische Fehler. Aber es schien ihn nicht zu stören, dass sein Englisch nicht perfekt war. Ruth entspannte sich etwas. Es war wirklich nicht schwer.
Doch als Nächste war eine junge Frau an der Reihe, die so schnell sprach, dass offensichtlich kaum einer sie verstand. Die ältere Frau neben Conny hob kurz die Hand und sagte mit einem Akzent, der nach einem östlichen Land klang: “Could you please speak more slowly? I can’t understand a word.”
Einige der Teilnehmer nickten zustimmend.
Die junge Frau stoppte ihren Redefluss und hielt sich die Hand vor den Mund. “Oh, I am awfully sorry”, sagte sie, um eine deutliche Aussprache bemüht. “I’ll try again”, fuhr sie fort und lächelte verlegen.
Es ist nicht schlimm, wenn ich Fehler mache, sagte sich Ruth. Die anderen machen auch Fehler und keiner nimmt es ihnen übel. Und es ist auch in Ordnung, jemanden darum zu bitten, langsamer zu sprechen.
Doch so oft sie sich das auch sagte, Ruth blieb nervös. Sie wünschte, sie hätte sich nicht auf Connys Vorschlag eingelassen, nicht nebeneinander zu sitzen, dann hätte sie jetzt wenigstens die Freundin als moralische Stütze an ihrer Seite gehabt.
Ihr Nachbar stupste sie sacht an.
“It’s your turn”, flüsterte er und lächelte.
Verdammt, jetzt hatte sie ihren Einsatz verpasst. Ruth spürte, wie sie rot wurde.
“Sorry”, stotterte sie. “Sorry.” Sie räusperte sich. “Okay ... I am Ruth Langner and I am from Munich.” Sie stockte. Verdammt, was hieß noch mal Buchhaltung auf Englisch?
“You’re doing great”, sagte der Mann neben ihr leise. Sie schaute ihn unsicher an; er lächelte aufmunternd zurück.
“I live in Munich”, wiederholte Ruth, “and work → part-time in the → accounts department . I am married and I have two children: Susanne who’s 15, and Markus who’s 13 years old.”
Gehörte das überhaupt
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