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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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wollte. Dadurch war ein doppeltes Machtvakuum entstanden, das White Bear jetzt mit allen Mitteln ausfüllen wollte. Noch wusste Tom nicht, welche Rolle Preacher Jack dabei spielte, aber er und White Bear würden ein hervorragendes Team ergeben. Die Bewohner von Mountainside würden nichts tun, um sie aufzuhalten, so viel stand fest. Aber wer kam sonst noch infrage? Sally? J   -   Dog und Dr. Skillz? Basher? Solomon Jones? Es gab viele Kämpfer, die White Bear ernsthaft Widerstand leisten konnten, aber nur, wenn sie eine geschlossene Front bildeten, und das war mehr als unwahrscheinlich.
    Wut stieg in seiner Brust auf, er spürte, wie sein Körper zu zittern begann. Er wollte schreien, hatte das Bedürfnis, einen Schlachtruf auszustoßen, sein Schwert zu ziehen, in das Hotel zu stürmen und White Bear, Preacher Jack und so viele von deren Leuten zu töten wie nur möglich. Das würde sich gut anfühlen. Richtig anfühlen. Und es wäre glatter Selbstmord und würde Benny, Nix und Chong vermutlich nicht retten. Wut war manchmal ein nützlicher Verbündeter in der Hitze des Gefechts, aber sie war auch ein Betrüger und sorgte dafür, dass plötzlich alles möglich schien.
    Er musste ruhig und mit kühlem Kopf an die Sache herangehen. Also schloss er die Augen und murmelte die Worte, die er seinem Bruder und den anderen eingebläut hatte: »Klug wie ein Krieger.« Er atmete langsam ein und aus, befreite sich im Rhythmus dieses Atems von seinen dunklen Emotionen. Schuld und Wut, Hass und Angst führten zu Schwäche und waren schlechteRatgeber. Mit jedem Einatmen dachte er an glücklichere Zeiten, an Dinge, die sein Herz mit Frieden, Hoffnung und Optimismus erfüllt hatten. Benny und seine Zukunft. Jener Tag vor rund einem Jahr, als Tom erkannt hatte, dass Benny ihn nicht mehr hasste und dass sein Bruder ihn vielleicht verstand. Als sie Nix gerettet hatten. Die Suche nach Lilah. Das Training mit den Teenagern, wie er mit ihnen im Sonnenschein gelacht und in der Abendkühle Apfelkuchen gegessen hatte.
    Es waren einfache Momente, aber gerade in ihrer Einfachheit lag ihre Kraft. Als Tom sich an ihr vergnügtes Lachen und an Bennys dämliche Witze erinnerte, geriet die Wut in ihm ins Wanken. Als er daran zurückdachte, wie er aus der Ferne beobachtet hatte, dass Benny und Nix sich ineinander verliebten, bekam die blinde Wut Risse und brach entzwei. Und als ihm das Versprechen einfiel, dass er Jessie Riley gegeben hatte, während sie in seinen Armen gestorben war – dass er Nix beschützen würde –, stieg in ihm eine eiserne Entschlossenheit auf.
    Tief im Schatten verborgen, fand er wieder zu sich selbst, fand den Tom Imura, der er sein wollte und musste. Er holte noch einmal ganz bewusst Atem und behielt die Luft lange in den Lungen, bevor er sie sanft ausströmen ließ. Dann öffnete er die Augen und gab sich selbst ein Versprechen: »Diese eine Sache erledige ich noch und dann bin ich fertig. Ich erledige das hier und gehe dann mit Benny und den anderen nach Osten.«
    Tom richtete sein Schwert und überprüfte sein Messer und seine Pistolen. Wäre jemand dort gewesen, so hätte er das Gesicht eines Mannes gesehen, der mit sich und der Welt im Reinen war. Und wäre dieser Jemand klug gewesen, so hätte er gewusst, dass ein solcher Mann der gefährlichste Gegner ist, den es gibt – weiler kämpft, um die Liebe zu beschützen, anstatt den Hass zu schüren.
    Als Tom sich in Bewegung setzte, schien er mit der Dunkelheit zu verschmelzen.

Lou Chong hörte einen Schrei. Aber es war kein Kampfschrei, sondern ein spitzer, tränenerfüllter Schmerzensschrei, der abrupt endete. Gleich darauf folgten Gelächter und Rufe und übertönten den Schrei. Chong wusste, was das bedeutete: Jemand anders hatte gegen einen Zombie gekämpft – und verloren.
    Der Gedanke drohte, ihm die Kraft aus den Armen zu ziehen, aber er biss die Zähne zusammen und machte weiter. Während der letzten beiden Stunden hatte er mit dem schwarzen Metallrohr des Motor City Hammers Kerben in die Lehmwand der Grube gehauen. Es war wahnsinnig anstrengend, denn die Kerben mussten tief genug sein, um mit den Füßen darin Halt zu finden und weitere Kerben schlagen zu können. Seine Muskeln schmerzten und Schweiß lief ihm über den Körper. Seine Zehen waren taub von der Kälte des Lehms und sein Arm

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