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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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weggeführt, bevor das Feuer ihn erfasste. Benny hatte geglaubt, Charlie lächeln zu sehen, aber in Wahrheit hatte es sich um das Zähnefletschen eines hungrigen Zombies gehandelt.
    Das Ganze war grotesk. Schlimm genug, dass Charlie nicht Hunderte von Metern in die Tiefe gestürzt und am Fuß des Berges zerschmettert worden war. Ganz zu schweigen davon, dass ersich in eines der Monster verwandelt hatte, die er und der Motor City Hammer gejagt hatten. Das Allerschlimmste war, dass sein eigener Vater und sein eigener Bruder ihn nicht befriedet, sondern als Zombie wie einen Gladiator bewaffnet hatten und hier unten in der Finsternis als Hausmonster hielten. Er war der Todesengel ihres neuen und korrupten Eden. Obwohl Benny nur wenig von den Mysterien der verschiedenen Religionen verstand, wusste er doch sehr genau, dass dies eine Sünde darstellte, die auf keinerlei Vergebung hoffen konnte. Dies hier war Gotteslästerung.
    Â»Nix«, flüsterte Benny, »lauf!«
    Aber Nix bewegte sich nicht. Sie konnte nicht. Sie stand wie angewurzelt da und starrte entsetzt auf die albtraumhafte Monsterversion des Mannes, der ihre Mutter getötet hatte.
    Â»Charlie«, murmelte sie wieder.
    Als Benny ihr einen Blick zuwarf, wurde ihm das Herz schwer, denn er sah, dass der Wahnsinn, der in ihren Augen geflackert hatte, inzwischen vollständig von ihr Besitz ergriffen hatte. Der Anblick des Riesen vor ihr war genau das, wovor Nix sich immer gefürchtet hatte – Charlie, das Monster, das ihre Mutter umgebracht hatte. Charlie, ob nun lebendig oder untot, existierte noch immer, verfolgte sie noch immer. Irgendwie war Nix zu der Überzeugung gelangt, dass genau das passieren würde – dass genau diese Situation eintreten würde.
    Als Benny Charlie auf dem Bergkamm mit dem Rohr getroffen und ihn in die Dunkelheit hinabgestoßen hatte, war Nix nicht daran beteiligt gewesen. Charlie hatte sie und Lilah überwältigt, und eine Mischung aus schierem Glück und der Wut des Kriegers hatte Bennys Hand geführt, als er das Eisenrohr desMotor City Hammers schwang. Charlie war in die Tiefe gestürzt, aber sie hatten seine Leiche nicht gefunden. Er war nie befriedet worden. Für Nix gab es keinen Abschluss. In gewisser Hinsicht war Charlie entkommen, und das hatte etwas in Nix zerbrechen lassen – nicht nur in ihrem Kopf, sondern vermutlich auch in ihrer Seele. Blitzartig begriff Benny, dass Nix nicht nur deshalb aus Mountainside hatte fortgehen wollen, um ein neues Leben zu beginnen, sondern auch, um eine möglichen Begegnung mit Charlie zu vermeiden.
    Rotaugen-Charlie machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Benny knurrte und schob Nix hinter sich.
    Â»Mein Gott …«, brachte Nix mit dünner, zittriger Stimme hervor.
    Wutentbrannt stieß Benny einen Schrei aus, schwang sein Beil und versuchte, einen tödlichen Treffer in Charlies Augenhöhle zu platzieren. Stattdessen landete die Glasklinge jedoch in Charlies Wange und bohrte sich in seine Nebenhöhle. Die Zombies in der Sackgasse stöhnten hungrig und torkelten vorwärts, doch Charlies massiger Körper versperrte ihnen den Weg. Mit einem animalischen Knurren holte Charlie aus und schmetterte Benny zur Seite und gegen die Wand. Die Glasklinge des Beils brach ab und der Griff glitt Benny aus der Hand. Der Schlag kam so schnell und so heftig, dass Benny sich einen verrückten Augenblick lang fragte, ob Charlie vielleicht doch noch am Leben war. Aber das konnte nicht sein. Nein … nein, dieses Ding da war tot. Trotzdem war es schnell. Zu schnell. Und unglaublich stark!
    Kaum war Benny auf den Boden gerutscht, bückte Charlie sich auch schon, packte ihn an der Weste und zog ihn hoch. Seine messerscharfen Zähne blitzten im Licht der Fackeln wie Dolche.Als Charlie ihn näher zu sich heranzog, konnte Benny die funkelnden Spitzen der Nägel sehen, die den Körper des Monsters bedeckten und an ein Stachelschwein erinnerten. Benny zog das Knie an und manövrierte die flache Sohle seines Schuhs in den Unterleib des Zombies – die einzige Stelle, die nicht von der Nagelweste bedeckt war. Er verpasste ihm einen Tritt und versuchte, sich mit Schlägen, die auf den Kiefer oder den Hals des Monsters zielten, aus der Umklammerung zu befreien. Er probierte jeden Kampftrick und jede Körpertäuschung, die Tom ihm beigebracht hatte. Die Nagelspitzen ritzten seine Haut auf, und schon bald

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