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Lost Land, Der Aufbruch

Lost Land, Der Aufbruch

Titel: Lost Land, Der Aufbruch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Maberry
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dessen Kopf immer mindestens ein Dutzend Leute auf einmal schwatzten. Das hier war irgendwie anders. Benny erschien diese innere Stimme wie sein zukünftiges Selbst, das zu ihm sprach. Der Mensch, der er einmal sein würde, ein klügerer, reiferer Benny Imura mit mehr Selbstvertrauen,dessen Entwicklung kurz nach den Ereignissen in Charlies Lager begonnen hatte. Der aktuelle Benny war allerdings nicht immer einer Meinung mit der Stimme und wünschte oft, sie würde verstummen und ihn einfach nur 15 Jahre alt sein lassen.
    Nach dem Bad betrachtete er sich eine Weile im Spiegel und fragte sich, wer er war.
    Nach sieben Monaten wahnsinnigen Fitnesstrainings, das Tom mit ihnen als Vorbereitung auf die Expedition durchgezogen hatte, ähnelte er kaum noch dem mageren Jungen, der sich damals zum ersten Mal ins Leichenland gewagt hatte. Seine Muskeln waren gut ausdefiniert und an seinem Bauch ließen sich sogar schon die Ansätze eines Sixpacks erkennen. Er achtete darauf, dass er in Nix’ Gegenwart so oft wie nur irgendwie vertretbar sein T   -   Shirt auszog, meist nach harten Trainingseinheiten. Dabei gab er sich alle Mühe, das Ganze lässig aussehen zu lassen, aber es war entmutigend, wie oft Nix kicherte oder scheinbar keine Notiz davon nahm, statt vor Sinneslust in Ohnmacht zu fallen.
    Jetzt betrachtete er die Muskeln an Armen und Brust, die er durch das monatelange Training mit Schwertern, beim Jiu-Jitsu und Karate aufgebaut hatte, und musterte den Tonus, den er den endlosen Wiederholungen mit Gewichten verdankte, den fünfmal wöchentlichen Langstreckenläufen, den Kletterübungen an Seilen und Bäumen und den vielen Kampfspielen. Er beugte sich weiter vor und fragte sich, wie viel von diesem Gesicht bereits zu dem Mann gehörte, zu dem er sich entwickelte, und wie viel zu dem Jungen, für den er sich selbst noch immer hielt. Das Gesicht schien eher seiner inneren Stimme als der Wahrnehmung seines derzeitigen Selbst zu entsprechen.
    Genau das war das Problem, die Ursache all seiner Schwierigkeiten: Einerseits wollte er 15 sein, angeln gehen, Baseball spielen und Ärger bekommen, weil er Äpfel aus Snotty O’Malleys Obstgarten klaute. Andererseits wollte er ein Mann sein, so stark und auch so einflussreich wie Tom, und er wünschte sich, dass die Leute ihm mit der gleichen Ehrfurcht und Achtung begegneten wie seinem Bruder.
    Benny wusste, dass er taffer werden musste, sobald sie Mountainside verließen. Das Leichenland würde ihm Herausforderungen stellen, die ihn abhärten und seine »Legende« stärken würden, genau wie Tom dank seiner vielen Abenteuer als der gefürchtetste Zombiejäger der Gegend zur Legende geworden war. Und je weiter sie sich von der Stadt entfernten und je taffer er wurde, umso sexyer würde Nix ihn bestimmt finden.
    Denn für Nix war alles, was zählte, dort draußen.
    Benny war sich ziemlich sicher: Wenn Nix ihn tatsächlich liebte, dann lag das daran, dass er zugestimmt hatte, mit ihr durch das Leichenland zu ziehen. Vielleicht nicht ausschließlich, aber doch zum Großteil. Darauf hätte er alles gewettet. Und deshalb wagte er nicht, ihr mitzuteilen, dass er sich nicht sicher war, ob er wirklich weggehen wolle.
    Sag es ihr, mahnte die innere Stimme. Lüg sie nicht an. Benny ignorierte die Mahnung.
    Das Leichenland war gefährlich und unsicher, und alle, mit denen er in der Stadt gesprochen hatte, waren sich einig, dass noch niemand weiter als bis zum Yosemite-Nationalpark gekommen und auch wieder zurückgekehrt war. Wenn es sein musste, war Nix bereit, das ganze Land zu durchqueren, um den Jet zu finden. Genau wie Tom und Lilah.
    Benny starrte in seine braunen Augen und prüfte die Zweifelund die Angst, die er dort fand. »Schöner Held«, murmelte er. »Schöne Legende.«
    Nix war überzeugt, dass sie ersticken und hinter den Mauern der Stadt sterben würde, wenn sie hier blieb, und so ganz unrecht hatte sie nicht. Fast allen in Mountainside graute so sehr vor dem Leichenland, dass sie fast nie darüber sprachen, was jenseits des Zauns vor sich ging. Nur wenige wagten sich hinaus und besuchten andere Städte, aber selbst dann reisten sie in metallverstärkten Wagen mit geschlossenen Fensterblenden, um nichts vom Leichenland zu sehen. Nur die Fahrer und die berittenen Kopfgeldjäger, die sie als Wachen anheuerten, hielten sich außerhalb auf. Im Inneren dieser

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