Lost Land
Benny darauf hin und gemeinsam ahmten sie Lilahs vorsichtige Fortbewegungsweise nach, obwohl sie dadurch langsamer und weit weniger elegant vorwärtskamen als das gelenkige Mädchen.
Plötzlich hielt Lilah inne und lauschte angestrengt. »Verstecken!«, zischte sie leise und eindringlich und verschwand im nächsten Moment in einem Wildrosengebüsch.
Nix zog Benny hinter einen uralten Rhododendron und sie kauerten sich zusammen, in dem Versuch, sich so klein wie Kaninchen zu machen.
»Was ist los?«, flüsterte Benny, doch Nix versetzte ihm einen leichten Stoà in die Rippen und deutete in eine Richtung.
Von ihrem leicht erhöhten Standort aus hatten sie einen guten Blick auf die offene Fläche am Fuà des Turms und dieverschiedenen Wildwechsel, die davor verliefen. Zunächst konnte Benny überhaupt nichts entdecken, doch dann sah er, wie sich das hohe Gras auf der Lichtung bewegte und ein Mann sehr vorsichtig aus seinem Versteck heraustrat.
Charlie Matthias.
Nix stieà ein unterdrücktes Zischen aus und krallte sich mit solcher Kraft in Bennys Arm, dass dieser schon glaubte, sie würde ihm die Knochen brechen. Ihre Fingernägel gruben sich in seine Haut und er spürte, wie eine Mischung aus Abscheu und heiÃer Wut sie erfasste: Dort stand der Mörder.
Mit seiner freien Hand griff Benny nach der Pistole an seiner Hüfte. Doch Lilah tauchte wie aus dem Nichts auf und berührte seinen Arm. Als er sie anschaute, schüttelte sie den Kopf und deutete auf die andere Seite der Lichtung. Dort traten drei weitere Männer in das Sonnenlicht. Der Hammer und die Mekong-Brüder. Alle drei trugen Schusswaffen.
Die Männer schlichen zum Fuà des Turms, warfen prüfende Blicke in den Wald ringsum und suchten den Erdboden nach FuÃabdrücken ab. Als sie die Stelle passierten, an der Lilah Nix und Benny in den Hang geführt hatte, sahen die Männer nichts, was ihre Aufmerksamkeit geweckt hätte.
Am Fuà der Leiter legte der Hammer die Hände trichterförmig um den Mund und stieà einen kurzen, scharfen Pfiff aus, der an den Ruf eines Waldvogels erinnerte. Er wartete ein paar Sekunden und pfiff erneut. SchlieÃlich drehte er sich zu Charlie um und schüttelte den Kopf.
»Kletter rauf und sieh nach, was los ist«, befahl Charlie Vin in knurrigem Ton. Seine Stimme trug in der klaren morgendlichen Luft weit über die Lichtung.
»Ja klar â und vielleicht find ich da oben ja meine Glücksmünze«, erwiderte Vin und wandte sich der Leiter zu.
Doch Charlie packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn herum. »Wenn du etwas zu sagen hast, Kleiner, dann sag es mir ins Gesicht.«
Vin schaute Charlie schweigend an und einen Moment glaubte Benny, der kleinere Mann würde einen Versuch wagen: Der Vietnamese hielt seine Schrotflinte in der Hand â er hätte nur einen Schritt zurückgehen und die Waffe auf Charlies Gesicht richten müssen. Wenn er so etwas wie Mut oder Stolz besaÃ, wäre der Teufel dem Untergang geweiht.
Nix packte Bennys Handgelenk und drückte es, als würde dies Vin irgendwie ermutigen, das Richtige zu tun. Letztendlich aber überwog bei Vin die Feigheit. Er murmelte etwas vor sich hin und senkte sowohl den Blick als auch die Waffe.
»Dann mach dich an die Arbeit«, sagte Charlie ausdruckslos. »Beweg deinen dürren Arsch die Leiter rauf und sieh nach, was die beiden Trottel da oben veranstalten.«
Vin warf Joey Duk einen raschen Blick zu, wobei er seine Miene Charlie gegenüber jedoch sorgfältig verbarg. Er schulterte seine Schrotflinte und stieg die Leiter hinauf, während die anderen Männer ihre Waffen auf den Steg über ihnen richteten. Vin erklomm die Sprossen vorsichtig und langsam. Als er weit genug hinaufgeklettert war, um den Steg zu überblicken, erstarrte er.
»Was ist?«, fragte Charlie fordernd.
»Das musst du dir selbst ansehen, Boss.«
Böse knurrend kraxelten Charlie und der Hammer zum Steg hinauf, während Joey unten blieb, um die Leiter zu bewachen.
Benny musste leicht zur Seite kriechen, um weiterhinbeobachten zu können, wie die drei Männer vor der Hütte stehen blieben und die Leichen ihrer getöteten Kameraden untersuchten. Erst in diesem Moment begriff Benny wirklich, was er getan hatte.
Ich habe jemanden umgebracht.
Keinen Zombie ⦠sondern einen echten, lebenden Menschen.
Er lauschte in sich hinein,
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