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Lost on Nairne Island

Lost on Nairne Island

Titel: Lost on Nairne Island Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Cook
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Stripes wieder unter das Bett, damit man mich nicht des Plüschtierdiebstahls bezichtigen konnte. Dann packte ich eine Ladung Gemäldepostkarten aus, die ich im Kunstmuseum in Seattle und in verschiedenen Galerien gekauft hatte, und machte daraus über dem Bett eine Collage. Ich stapelte meine Bücher in die Regale und verstaute die restlichen Sachen, die ich mitgebracht hatte, damit es sich auch wirklich wie mein eigenes Zimmer anfühlte. Jetzt starrte ich vom Bett aus zum Fenster hinaus. Noch nie hatte ich ein Zimmer mit Aussicht gehabt, mal abgesehen von dem Ausblick in die Wohnung unseres Nachbarn zuvor. Mr Turken hatte sich immer gern in Boxershorts durch seine Zimmer bewegt, daher hatte ich die Vorhänge meist geschlossen. Ich bemerkte, dass der Wind etwas stärker wurde, und es sah ganz so aus, als würde sich ein richtiger Sturm zusammenbrauen.
    Â»Ich kann dich kaum verstehen«, brüllte Anita mir jetzt ins Ohr.
    Â»Ich weiß, der Empfang hier ist echt mies. Ich hab dich lieber nicht vom Festnetz angerufen, weil ich vermeiden wollte, dass Dick sich über meine Ferngespräche aufregt.«
    Â»Dick ist echt ein Blödmann. Reden wir lieber über jemand Interessanteren. Wie geht’s dem süßen Typen?«
    Â»Der süße Typ ist mein Stiefbruder, schon vergessen? In den meisten Staaten ist es verboten, Sex mit einem nahen Verwandten zu haben.«
    Â»Er ist ja nicht dein richtiger Bruder. Daher kannst du also jederzeit was mit ihm anfangen. Absolut legal. Außerdem, sieht er nicht verdammt gut aus? Wenn einer so scharf ist, dann ist er praktisch Freiwild. Wenn du ihn nicht willst, komm ich gern zu euch rübergeschwommen und übernehm ihn statt deiner.«
    Â»Da gibt es nichts zu übernehmen. Er kann mich nicht ausstehen.«
    Â»Dich nicht ausstehen? Bei all deinem Witz und Charme? Der macht dir doch nur was vor und spielt den Unerreichbaren.«
    Â»Das ist er auch. Er ist nun mal mein Stiefbruder. Ich hoffe nur, dass es irgendwo auf dieser Insel jemanden gibt, der einigermaßen attraktiv, halbwegs normal und nicht mit mir verwandt ist.«
    Â»Oh, ich empfange negative Energien! Schluss damit. Du solltest dir ein wenig positives Karma zulegen. Denk an weißes Licht. Hab glückliche Gedanken.«
    Mit einem Mal fehlte sie mir wahnsinnig. »Ich wünschte, ich wäre bei dir. Hier ist es echt beschissen.«
    Â»Denk daran, nächstes Jahr um dieselbe Zeit teilen wir uns ein Zimmer.« Wir hatten beschlossen, uns beide an der Universität von Washington zu bewerben und uns zusammen eine Wohnung in Campusnähe zu nehmen. »Du musst dein Ziel immer fest vor Augen haben, damit das Universum weiß, was du willst. Außerdem lebst du ja jetzt auf einer Insel mitten im Nirgendwo. Stell dir einfach vor, das wäre ein Rückzugsort für Künstler. Die Leute zahlen viel Geld, um an so was ranzukommen, und du darfst da umsonst wohnen. Nutz doch die Zeit, um an deinem Portfolio zu arbeiten, ohne dass du von der Zivilisation oder irgendwas anderem abgelenkt wirst.«
    Â»Meine Mom ist immer noch strikt dagegen, dass ich Kunst studiere.«
    Â»Du musst doch nicht alles machen, was deine Mom sagt. Nächstes Jahr wirst du achtzehn!«
    Â»Ja, achtzehn, aber mit gerade mal hundertfünfzig Kröten auf dem Konto. Ich bin mir fast sicher, dass das College ein bisschen mehr kostet als das.«
    Â»Deshalb gibt es ja auch eine Beihilfe für Studenten. Glaube an das Universum, und es wird für dich sorgen. Trotzdem musst du bereit sein, deinen Teil dazu beizutragen. Du kannst nicht erwarten, dass das Schicksal alles alleine stemmt. Geh Schritt für Schritt auf dein Ziel zu, um zu zeigen, dass du es ernst meinst. Ein Portfolio wäre genau der richtige Beweis. Male ein paar Bilder, inhaliere in vollen Zügen die gute Inselluft und lass dich inspirieren.«
    Â»Na ja, soweit man sich von einem alten, maroden Gebäude inspirieren lassen kann.«
    Als hätten meine Worte das Haus aufgebracht, rauschte es in dem Moment in der Leitung und ich riss das Handy weg von meinem Ohr. Ich hörte, wie Anita meinen Namen rief, doch ihre Stimme klang weit entfernt. Fast so, als würden wir über eins von diesen Joghurtbechertelefonen kommunizieren.
    Â»Anita? Kannst du mich hören?«
    Wieder war nur ein Rauschen in der Leitung zu vernehmen. Ich rief erneut ihren Namen, doch plötzlich wurde die Verbindung mit einem Klicken

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