Lost on Nairne Island
Höschen nicht zum Outfit passt.«
»Woher hätte ich das denn wissen sollen? Ich war doch noch nie Cheerleader.« Blinzelnd kämpfte ich gegen die Tränen an.
»Mädchen? Wir sind hier mitten in einer Choreographie«, ermahnte Miss Lancaster uns. »Nehmt bitte wieder eure Positionen ein.« Sie schenkte dem Publikum ein sprödes Lächeln und nickte kurz in Richtung von Mr Hoffman, um ihm zu signalisieren, dass sie alles unter Kontrolle hatte.
»Isobel, es tut mir leid«, entschuldigte sich Nicole, mit einem Mal ganz ernst. »Es sollte nur ein Witz sein. Ich wollte dich nicht in so eine peinliche Lage bringen. Ich fühle mich schrecklich.« Sie redete zwar mit mir, doch sah sie dabei die ganze Zeit Nathaniel an.
»Du hast mich nicht in eine peinliche Lage gebracht. Du hast mich total blamiert!« Am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht gespuckt. Das hatte ich nun davon, dass ich geglaubt hatte, ich könnte mich als Cheerleader ausgeben, dass ich geglaubt hatte, diese Mädchen wären tatsächlich meine Freundinnen. Der einzige Grund, aus dem Nicole sich mit mir abgab, war der, dass sie so in Nathaniels Nähe sein konnte. Ich hatte mir eingeredet, eine falsche Freundin wäre besser als gar keine, doch allmählich regte sich in mir der Verdacht, dass ich damit falsch gelegen hatte. Ich schluckte, um nicht in Tränen auszubrechen.
»Mädels. ReiÃt euch zusammen«, zischte Miss Lancaster uns von der Seitenlinie aus zu. Sie gab jemandem, der in der Nähe der Musikanlage stand, mit den Armen wedelnd ein Zeichen.
»Scheià drauf.« Nicht um alles Geld der Welt wäre ich noch länger geblieben und hätte das Ganze noch mal abgezogen. Ich rannte auf den Ausgang zu. Die Musik lief wieder, jagte mich nach drauÃen, und ich konnte hören, wie Nicole erneut mit dem Anfeuern loslegte.
Zum Glück war der Flur menschenleer. Ich trat so fest es ging gegen eins der SchlieÃfächer. Als dieses mich nicht um Gnade anflehte, verpasste ich ihm ein paar Extratritte und beschimpfte es noch obendrein.
»Alles in Ordnung?«
Ich fuhr herum. Nathaniel stand da und beobachtete mich.
»Die ganze Schule hat mich angeglotzt.«
»Es hätte schlimmer kommen können.«
»Ach, echt?«, fragte ich in möglichst ungläubigem Ton. »Wie kommst du denn da drauf?«
»Na, es hätte auch ein Stringtanga sein können.« Nathaniel schob sich die Haare aus der Stirn. »AuÃerdem, du hast ganz gut ausgesehen. Wenn man schon der ganzen Welt seine Unterwäsche präsentiert, dann sollte man wenigstens gut aussehen dabei.«
Hatte er mir allen Ernstes gerade ein Kompliment zu meinem Hintern gemacht? Bedeutete das etwa, er hatte meinen Hintern wahrgenommen ?
»Ich hätte es wissen müssen. Ich bin eben nicht zum Cheerleader geboren.« Zum millionsten Mal an diesem Tag zerrte ich den Sweater nach unten. »Ich wollte im Grunde nie Cheerleader sein.«
»Und warum hast du dann doch mitgemacht?«
»Keine Ahnung. Hier läuft irgendwie alles anders. Ich pass nicht hierher.« Ich sah ihm direkt in die Augen. »Nicht, dass ich auf Teufel komm raus dazupassen will. Es schien mir nur leichter, mich anzupassen und wenigstens dieses eine Jahr mal alles aus einer ganz neuen Perspektive zu erleben.«
»Das mit dem Cheerleaden war also eine Art soziales Experiment für dich?«
»Ganz genau. Ist wohl ganz schön in die Hose gegangen.« Ich biss mir auf die Lippe und wandte den Blick ab.
»Wenigstens bist du nicht so eine Zicke wie Nicole.«
»Du findest Nicole zickig?« Ich rieb mir die Nase und vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
»Ich finde das, was sie gemacht hat, echt beschissen. Sie hätte dich warnen sollen, bevor du da raus bist.«
»Ich dachte, du wärst total verrückt nach ihr.«
Nathaniel lachte. »Wie kommst du denn auf die Idee?«
»Du flirtest doch ständig mit ihr.«
»In letzter Zeit hing sie irgendwie oft bei mir zu Hause rum. Ich hab mich nur ein bisschen mit ihr unterhalten.«
»Das ist auch mein Zuhause.«
»Na schön. Sie ist oft bei uns daheim gewesen.«
»Du tust das also nur aus reiner Höflichkeit? Flirtest du denn mit jeder, die zufällig bei uns im Haus aufkreuzt?«, erkundigte ich mich. Nathaniel zuckte mit den Achseln. »Mit mir flirtest du aber nicht.« Sobald diese Worte über meine Lippen
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