Lost on Nairne Island
sie nicht nur enttäuscht, was die zweite Chance betrifft, nein, dann stehen sie auch noch vor ihren Freunden blöd da.«
»Genau, aber du machst dir nicht so viel daraus wie ich«, meinte er.
»Und was lässt dich glauben, dass es mir nicht so viel ausmacht?«
»Du ziehst dein eigenes Ding durch. Du versuchst nicht, der Klon deiner Mutter zu sein, nur um sie glücklich zu machen.«
»Hast du mal einen Blick auf mich geworfen? Ich trage ein Cheerleader-Outfit. Und jetzt sag mir bitte noch mal, ich würde mein eigenes Ding durchziehen.«
»Auch wieder wahr. Ich möchte bitte, dass du ab morgen wie üblich in schwarzen Klamotten rumläufst.«
»Darauf kannst du Gift nehmen.« Ich hatte vor, dieses Outfit zu verbrennen, sobald ich nach Hause kam.
»Den Rock könntest du aber behalten. Der ist schwarz.«
»Ja, und ungefähr zehn Zentimeter lang«, rief ich ihm in Erinnerung.
»Klar, aber du hast doch auch die Beine dafür.«
Ich klatschte mit der Hand auf meine Oberschenkel. »Stählerne Schenkel. Von dem vielen Radfahren und Laufen, das ich hier absolviere.«
»Womit wir wieder beim Autofahren wären.«
»Ich hänge die Schlüssel lieber ganz offiziell an den Haken.«
»Feigling.«
»Ich bin kein Feigling. Ich will nur nicht fahren.« Nathaniel entgegnete nichts. Er sah mich einfach nur an. Ich rieb mit den Händen über meinen Rock. »Okay, ich will deinen Wagen nicht ruinieren.«
»Nimm deinen Fuà dieses Mal einfach von der Bremse und lass das Auto ein Stück rollen. Dann versuchen wir es noch mal mit dem Gaspedal, schön langsam und vorsichtig.«
»Warum willst du das hier unbedingt durchziehen?«
»Reicht dir als Grund nicht, dass ich den Umweltschützern dazwischenfunke, indem ich einen weiteren Menschen zum sündigen Autofahren animiere?«
Dieses Mal war ich diejenige, die nichts darauf erwiderte.
»Okay, wenn ich ehrlich sein soll, will ich dir was Gutes tun. Irgendwas Nettes. Und was Besseres als das hab ich nun mal nicht zu bieten«, erklärte Nathaniel.
Ich spürte, wie das Adrenalin in meinen Adern aufwallte. »Dann lass es uns angehen.« Ich sah zu ihm rüber. »Nennt dich eigentlich irgendwer auch Nate? Nathaniel ist doch echt ziemlich förmlich.«
»Nathaniel kommt oft vor in unserer Familie. Ich glaube, mein Dad hat ihn ausgewählt, eben weil er so förmlich klingt.«
Ich lächelte. »Dann also Nate.« Erneut legte ich den Gang ein, dann löste ich den Fuà ganz vorsichtig von der Bremse. Langsam begann der Wagen vorwärtszurollen.
»Du hastâs raus. Schön langsam und vorsichtig.«
Behutsam trat ich aufs Gas und sofort legte das Gefährt an Geschwindigkeit zu. Ich hatte es echt raus. Da war kein Stottern zu hören und der Motor starb mir auch nicht ab. Wir kamen tatsächlich vorwärts. Und dann stieÃen wir beide im selben Moment einen Jubelschrei aus.
23
I ch schaffte es doch tatsächlich, den ganzen Nachmittag ohne Delle, Kratzer oder sonst einem Schaden an Nates Wagen rumzubringen. Auch um einen Unfall kamen wir drum herum. Einmal war es echt haarscharf, als auf einmal ein Briefkasten wie aus dem Nichts vor mir auftauchte, doch ich wich ihm in allerletzter Sekunde aus. Vielleicht war es einfacher, mich mit Nate hier im Wagen zu unterhalten, weil ich ihn dabei nicht ansehen musste, da ich mich ja auf die StraÃe konzentrieren musste. Vielleicht gab es aber auch gar keinen Grund mehr, irgendwelche Geheimnisse voreinander zu haben, seitdem ich ihm meine Unterhose präsentiert hatte. Oder aber es lag daran, dass mir klar geworden war, dass ich ihn bisher zu sehr nach seinem ÃuÃeren beurteilt hatte â und das, obwohl ich andere Leute genau dafür normalerweise verurteile. Das war mir bewusst geworden, als er davon sprach, eine Enttäuschung für seinen Dad zu sein. Was auch immer der Grund war, es stand fest, dass es keine Tabuthemen mehr zwischen uns gab, während wir so über die Insel kurvten. Wir redeten unter anderem über:
(a) Die Tatsache, dass wir beide in der Vergangenheit mit echten Losern zusammen gewesen waren, und wir stritten uns sogar, wer von uns beiden mit dem gröÃeren Loser liiert gewesen war. In diesem Punkt war Nate eindeutig der Sieger: Ein Mädchen, mit dem er damals im Internat zusammen gewesen war, hatte ihn mit dem Vertrauenslehrer betrogen.
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