Lost on Nairne Island
hoch. Er schob mit dem Fuà Sand aufs Feuer, während er sich das Sweatshirt schnappte, das ich achtlos zur Seite geschleudert hatte. Der Regen wurde heftiger.
»Das ändert alles, nicht wahr?«, fragte ich vorsichtig.
Nate, der sich vergewissern wollte, ob das Feuer auch wirklich aus war, hielt inne. Er nahm mich bei der Hand. Dann zog er mich an sich und küsste mich erneut. Unsere nassen Kleider klebten uns auf der Haut.
»Ich hoffe es. Denn ich würde es nicht rückgängig machen wollen.«
25
A ls ich am nächsten Tag zur Schule kam, hing an meinem SchlieÃfach eine riesengroÃe Unterhose, die mit Klebeband befestigt war. Sie hätte jemandem gepasst, der ungefähr ein so breites Fahrgestell hatte wie ein Volkswagen. Mit einem lauten Ratschen riss ich sie herunter. Mein SchlieÃfach war ganz klebrig von den Ãberresten des Klebebands. Wenn sich jetzt ein winziger Neuntklässler dagegenlehnte, würde er daran haften bleiben wie an einer übergroÃen Fliegenfalle. Gestern noch wäre ich darüber total ausgerastet. Doch am Tag, nachdem Nate mich geküsst hatte, konnte ich über diesen kindischen Streich nur lächeln. Nate hatte mich heute Morgen zur Schule gefahren und wir hatten in einer der hinteren Reihen geparkt, um vor Unterrichtsbeginn noch ein bisschen rumknutschen zu können. Seine Wirkung war besser als ein doppelter Espresso â ich vibrierte praktisch vor Energie. Wir hatten beschlossen, uns in der Schule nichts anmerken zu lassen. Es musste ja nicht gleich jeder über uns Bescheid wissen. Die Leute hatten auch so schon genug, worüber sie sich das Maul zerreiÃen konnten.
»Wo warst du denn gestern?«, erkundigte sich Sam, die von hinten an mich herantrat.
»Ich bin gegangen.« Mit diesen Worten reichte ich Sam die Riesenunterhose und angelte dann in meinem Spind nach meiner Ausgabe von The Crucible für den Englischunterricht. Als Sam erkannte, was sie in der Hand hielt, lieà sie es zu Boden fallen. Ich kickte die Unterhose in Richtung Mülleimer.
»Igitt. Wem gehört die denn?« Sam wischte sich ihre Hand an ihrem Sweater ab.
»Keine Ahnung.«
»Ich sollte dich wohl vorwarnen, Nicole ist leicht angesäuert«, sagte Sam, während sie ihre Bücher auf ihre andere Hüfte verlagerte.
»Sie ist sauer auf mich?«
»Auch wenn du nur Ersatzfrau bist, hättest du trotzdem runter zum Fähranleger kommen und das Team verabschieden sollen.«
Ich rammte die Tür von meinem SchlieÃfach zu und sah Sam an. »Willst du mich verarschen? Hat sie ernsthaft von mir erwartet, dass ich mich da hinstelle, als wäre nichts gewesen?«
Sam zuckte mit den Schultern, als würde sie das Gespräch etwas überfordern. Sie konnte echt froh sein, dass sie so hübsch war, denn sie hatte nicht unbedingt »collegetauglich« auf der Stirn stehen.
»Ich schmeià das mit dem Cheerleaden hin«, sagte ich.
Sam klappte die Kinnlade runter, als hätte ich ihr soeben gestanden, dass ich mit Direktor Hoffman schlief. »Du kannst aber nicht einfach so aussteigen.«
»Bin ich aber schon.« Ich hatte meine Uniform oder zumindest die paar Teile, die man mir zur Verfügung gestellt hatte, an diesem Morgen in Miss Lancasters Zimmer abgegeben. »Wollen wir doch mal ehrlich sein, Sam, das Cheerleaden war nie so recht mein Ding.«
»Nicole wird total ausrasten.«
»Warum das denn? Was kümmert sie das überhaupt?« Ich setzte mich in Richtung Klassenzimmer in Bewegung. Sam folgte mir.
»Sie ist es eben gewöhnt, dass die Leute machen, was sie sagt.«
»Tja, dann weht wohl jetzt ein anderer Wind.«
Sam packte mich am Arm, damit ich langsamer wurde. »Mit Nicole sollte man sich besser nicht anlegen.«
»Was willst du mir damit sagen? Soll ich mich vor ihr fürchten?«
Sam kaute auf ihrer Unterlippe herum. »Ich will das ja nicht überdramatisieren, aber Nicole kann echt krass drauf sein. Einmal hat ein Mädchen, das hier auf der Schule war, Nicoles Exfreund geküsst. Nicole war total sauer, weil sie und dieser Typ erst ein paar Tage zuvor Schluss gemacht hatten. Sie hielt die andere für âne fiese Schlampe, die nur auf eine passende Gelegenheit gewartet hatte.«
»Und was ist dann passiert? Hat Nicole sie aus dem Weg geräumt und sie im Schein des Vollmonds unter dem Footballplatz verscharrt?«
»Ich meinâs ernst.
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