Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
litt. Sie war hier. Aus irgendeinem Grund war dieses Miststück hier auf MacKenzie Manor, und Hepburn wusste das ganz genau. Eigentlich hätte Ogley nichts anderes erwarten sollen. Hepburn war eifersüchtig und gierte nach den Ehrungen, die Ogley sich angeeignet hatte und die eigentlich Hepburn zustanden. Deshalb planten Waldemar und er irgendwelche Ränke.
Sollten sie doch! Oscar Ogley ließ sich nicht so leicht hereinlegen. Er würde die beiden aufhalten, bevor ihr Plan Früchte tragen konnte.
Und wenn sie es gar nicht gewesen war, wenn nur seine Gewissensbisse dazu führten, dass er Carmen sah, obwohl sie gar nicht hier war...? Dann führten sie zweifellos dennoch etwas anderes im Schilde. Ein Mann wie Ogley konnte immer von der Bosheit eines anderen Mannes profitieren.
Brenda unterbrach seine Gedanken. »Oscar, du lächelst ja so besonders.«
»Ja. Danke, es ist schön, nicht wahr?« Er redete wirres Zeug und stellte sein Champagnerglas vorsichtig auf ein Tablett. Vielleicht hätte er sich nicht so viel von diesem wirklichen ausgezeichneten Jahrgang genehmigen sollen. »Wenn du mich entschuldigst, ich schnappe etwas frische Luft.«
Sie zupfte ihre Handschuhe zurecht. »Ich begleite dich.«
»Nein!«, herrschte er sie an. Als seine Gemahlin erstaunt zurückzuckte, fuhr er sanfter fort: »Ich wollte sagen, du kannst nicht dorthin mitkommen, wohin ich gehe, Brenda.«
»Ah.« Sie nickte wissend. »Ich hoffe, du fühlst dich besser, wenn du zurückkommst.«
Er wollte das richtigstellen, aber manchmal, wenn Brenda ihn ansah, hatte er das Gefühl, als würde sie tiefer in seine Seele blicken, als ihm lieb war.
Also verschwand er mit einer knappen Verbeugung aus dem Ballsaal und kam gerade noch rechtzeitig zur Tür, um zu sehen, wie Hepburn und Waldemar um eine Ecke in dem dunkleren Inneren des Hauses verschwanden. Er folgte ihren Stimmen durch finstere Korridore und hielt genug Abstand, damit sie ihn nicht bemerkten.
Schließlich waren sie nicht die einzigen fähigen Kundschafter hier!
Sie verschwanden in Roberts von Kerzen erleuchtetem Arbeitszimmer, und zu Ogleys Glück schloss dieser Idiot Waldemar die Tür nicht gänzlich hinter sich.
Ihre Stimmen wurden lauter, aber sie redeten nicht miteinander. Sie sprachen mit jemand anderem, jemandem, den sie einzuschüchtern suchten.
Interessant, wirklich sehr interessant. Ogley schlich sich näher.
Dann erkannte er die Stimme. Er hatte sie seit einem Jahr nicht mehr gehört und hatte inständig gehofft, sie nie wieder hören zu müssen.
Es war eine warme, weibliche Stimme. Sie klang etwas heiser von den dünnen, spanischen Zigarren. Und sie hatte einen starken, spanischen Akzent. Es war zweifellos Carmens Stimme!
»Ihr wollt mir sagen, dass ich nicht auf den Ball gehen darf! Aber welchen Grund hätte ich, ihm fernzubleiben?«
Ogley stolperte entsetzt zurück an die Wand und presste seine Hand auf sein wild pochendes Herz.
Sie redete weiter. »Ich werde zu ihr gehen und mit ihr sprechen, mit seiner dürren, blassen Ehefrau. Ich werde ihr erklären, was er mir angetan hat!«
Ogley schlich durch den Flur, bis er durch den Türspalt spähen konnte. Er versuchte, sich zu beruhigen. Sie wird es nicht tun. Doch dann erinnerte er sich wieder daran, wie sie ausgesehen hatte, als er ihr mitgeteilt hatte, dass er nach England zurückkehren würde und es ihm egal wäre, was mit ihr oder ihrem Kind passieren würde. Sie war elend gewesen und außer sich vor Kummer. Sie werden es nicht zulassen!, sagte er sich. Aber Hepburn und Waldemar verachteten ihn. Er rang nach Luft, und seine Hand zuckte zu seinem Dolch, den er für genau solche Gelegenheiten immer bei sich trug. Ich werde sie aufhalten.
Es war Carmen. Sie stand in ihrem roten Schlampenkleid da, ihr Haar zu dem vertrauten Knoten zurückgebunden,
und der unausweichliche Spitzenschleier fiel über ihre nackten Schultern und verhüllte ihr Gesicht. Es war zwar dämmrig, aber er sah, wie sie mit diesem ruhigen, zielstrebigen Gang an den Schreibtisch trat, vor dem Hepburn stand. Ogley wäre am liebsten mit erhobenem Dolch in das Zimmer gestürzt und hätte ihre Rippen zerfetzt, bevor sie sein Leben zerstören konnte. Nur ein, nein, zwei Dinge hielten ihn davon ab. Weder Waldemar noch Hepburn würden ihm erlauben, der Gerechtigkeit den verdienten Lauf zu lassen.
»Er hat mir nichts gelassen. Ich bin von vornehmer Herkunft, aber meine Familie will nichts mehr mit mir zu tun haben, weil ich entehrt bin.« Ogley hörte,
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