Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Lady aus guter Familie ruiniert habt«, fuhr Hepburn nachdrücklich fort. »Dass Ihr Carmen angelogen habt, was Euren Ehestand angeht, dass Ihr sie einfach habt sitzen lassen und ihr nichts hinterlassen habt als ein uneheliches Kind.«
»Es war doch nur eine Tochter.« Töchter waren wertlos.
Hepburn klopfte auf den Rand seines Schreibtisches. »Ihr habt Eurer Frau absichtlich kein Kind geschenkt, stimmt’s?«
Ogley wischte sich den Mund und versuchte, gewandt und souverän zu wirken, obwohl er verzweifelt war. Vielleicht half ja ein Appell von Mann zu Mann. »Ich hätte Carmen eine Summe ausgesetzt, aber ich kontrolliere die Geldbörse unserer Familie nicht. Ich muss jedes Jahr zu Brendas Vater gehen, um meine Apanage abzuholen. Ihr versteht doch sicherlich, dass ich es mir nicht leisten konnte, Carmen zu bezahlen.«
Doch Hepburn, das vornehme, reiche Schwein, kannte keine Gnade. »Ihr hättet ihr die Tantiemen aus dem Verkauf Eurer Heldensagen geben können, die Ihr veröffentlicht habt.«
Ogley saß in der Falle. Er war von einer kleinen Pussy hereingelegt worden, die er sich nur genommen hatte, weil er sie wollte. Weil er das Recht dazu hatte!
Er verlor vor Zorn die Beherrschung, schlug mit der Faust gegen die Wand, und schob die schmerzenden Finger unter die Achseln, während er wutentbrannt hin und her ging.
Hepburn stand da, als würde Ogleys Rage ihn nicht im Geringsten beeindrucken.
»Lügt mich nicht an, Hepburn.« Ogley deutete auf ihn. »Ihr habt das geplant. Ihr habt diesen Ball geplant, um mich zu ruinieren.«
Hepburn stritt es nicht mal ab. Das Schwein! Dieses verrückte, undankbare Schwein!
Ogley stürmte wütend auf ihn zu. »Ihr beneidet mich, weil ich Euren Heldenmut und Eure Taten als die meinen ausgegeben habe!«
»Es interessiert mich nicht im Geringsten, ob jemand weiß, wer das französische Munitionsdepot gesprengt hat. Aber ich habe eines mit Carmen gemeinsam.«
»Ja«, höhnte Ogley verächtlich, »ich habe Euch beide flachgelegt!«
Hepburn zuckte nicht mit der Wimper. »Viel schlimmer. Ihr habt mich angelogen. Ihr habt mir ein Versprechen gegeben, das Ihr nicht gehalten habt.«
Einen Augenblick lang wusste Ogley nicht, wovon Hepburn redete. Dann erinnerte er sich, und ihm ging ein Licht auf. »Es geht um Waldemar?« Er konnte es kaum fassen. »Ihr wollt, dass ich Waldemar freigebe?«
Hepburn nickte. Es war eine vornehme, hoheitsvolle Geste, für die Ogley ihn am liebsten hätte erschießen mögen. »Ich will nicht nur, dass Ihr ihn freigebt. Ich will, dass Ihr ihm alles gebt, was Ihr versprochen habt. Eine Belobigung für Tapferkeit im Feld und seine endgültige Freiheit.«
»Er ist ein Dieb. Ein verdammter Straßenbettler. Ein Bastard, der nicht einmal weiß, wer seine Eltern sind.« Ogley konnte kaum fassen, dass ein Mann von Hepburns Herkunft ein solch albernes Ansinnen an ihn stellen konnte. »Er ist nichts! Ihr dagegen seid ein Earl! Warum kümmert Euch so jemand überhaupt?«
»Warum fragt Ihr das jetzt? Ihr habt das noch nie verstanden.« Hepburn wirkte unendlich aristokratisch, und er verzog die Nase, als würde Ogley stinken. Mit dieser höhnischen Geste schien er andeuten zu wollen, dass er etwas
über Anstand wusste, was Ogley vollkommen entgangen war.
»Er hat Euer Leben gerettet. Deshalb macht Ihr Euch diese Mühe, stimmt’s? Habt Ihr nicht auch Waldemar das Leben gerettet? Also? Ihr seid quitt. Er hat Euer Leben gerettet, na und?« Ogley schnaubte. »Ihr wart sein Vorgesetzter. Es war seine Pflicht.«
»Vielleicht.« Hepburn bedachte Ogley mit einem Blick, der dem Colonel unmissverständlich zu verstehen gab, welches Schicksal ihn erwartet hätte, wäre Ogley jemals in Gefahr und auf ihn angewiesen gewesen. »Aber ich lege trotzdem sehr großen Wert auf mein Leben.«
»Ihr schätzt es zu hoch ein. Nicht mal Eurem Vater hat etwas an Euch gelegen. Wisst Ihr, was er mir schrieb, als Ihr in mein Regiment versetzt wurdet?« Hepburn zeigte keinerlei Interesse, aber Ogley wusste es besser. »Er sagte, Ihr wäret zwar sein Erbe, aber Ihr wäret nutzlos. Er hatte Euch das Offizierspatent gekauft, damit Ihr auf Vordermann gebracht würdet, und ich sollte tun, was ich für richtig hielt, um das zu erreichen. Es interessierte ihn nicht, was ich Euch angetan habe. Es war ihm sogar gleichgültig, ob Ihr dabei den Tod finden würdet.« Erneut sammelte sich Speichel in Ogleys Mundwinkeln, aber er achtete nicht darauf. »Ihr habt ihn gedemütigt.«
»Ja, das weiß ich.
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