Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
dem Ball, den Ihr zu geben gedenkt.«
Millicent gab sich keine Mühe, ihren Stolz zu unterdrücken, als sie antwortete. »Mein Bruder gibt einen Ball für Colonel Oscar Ogley.«
»Den Kriegshelden?« Prinzessin Clarice klang beeindruckt, und das nicht ohne Grund. Über Colonel Ogleys wagemutige Heldentaten war in jeder Zeitung ausführlich geschrieben worden. Sein Name war in aller Munde. Seine Größe, sein gutes Aussehen, seine Vornehmheit hatten sich im ganzen Land herumgesprochen, und man munkelte, dass der Prinz von Wales seinen Rat einholte und die königliche Familie einen Titel für den Colonel erwog, der seinen Verdiensten angemessen war. Colonel Ogley hatte sogar ein Buch geschrieben, das Millicent erworben und in feinstes Leder hatte binden lassen. Es stand an einem Ehrenplatz in ihrem Regal. »Colonel Ogley kommt hierher?«
»Er war mein kommandierender Offizier auf der Iberischen Halbinsel«, erklärte Robert knapp. »Seine Rückkehr gebührend zu feiern ist das Wenigste, was ich nach seinen … glorreichen Heldentaten tun kann.«
Prinzessin Clarice klang noch beeindruckter, als sie antwortete. »Was für ein Coup, dass Ihr ihn zum Kommen bewegt habt!«
Robert schaute zu Boden und lächelte unmerklich. Millicent wusste, was er dachte. Seiner Meinung nach sollte Colonel Ogley die Ehre zu schätzen wissen, die ihm die Hepburns erwiesen. Sie versuchte, das der Prinzessin unauffällig beizubringen. »Wir sind natürlich sehr erfreut, dass der Colonel uns besucht. Es ist der einzige Ball in Schottland, bei dem er sein Erscheinen zugesagt hat.«
Noch bevor Millicent zu Ende gesprochen hatte, begriff
Prinzessin Clarice, worauf sie hinauswollte. »Ja, und was für eine Ehre für Colonel Ogley, dass die Hepburns seine Rückkehr feiern.«
Mit ihren Worten stellte Prinzessin Clarice erneut unter Beweis, wie vornehm und höflich sie war.
Millicent wusste nicht, warum Robert darauf bestanden hatte, dass die Prinzessin auf MacKenzie Manor logierte, aber sie hatte gewagt, ihre eigene, natürlich in weit weniger bestimmendem Ton vorgebrachte Einladung zu der ihres Bruders hinzuzufügen, und sie war von der freundlichen Reaktion der Prinzessin angenehm überrascht. Normalerweise schüchterten schöne Frauen Millicent ein. Doch trotz ihrer Schönheit war die Prinzessin umgänglich und wirkte keine Spur herablassend. Und als sie über Millicents kleinen Scherz über ihre Schwester Prudence gelacht hatte… Kurz gesagt, Millicent konnte sich vorstellen, dass sie sogar Freundinnen würden.
Nur war Prinzessin Clarice eben, was sie war, eine Prinzessin. Vielleicht war Millicent ein wenig anmaßend, wenn sie glaubte, dass sie jemals etwas gemein haben könnten.
»Liebe Lady Millicent«, sagte Prinzessin Clarice, »ich bin schon erschöpft, wenn ich nur daran denke, einen solch großartigen Ball vorbereiten zu müssen! Bitte, Ihr müsst mir sagen, was ich für Euch tun kann. Ich helfe Euch gern, wo ich nur kann.«
Noch bevor Millicent ihr danken konnte, mischte sich Robert ein. »Indem Ihr daran teilnehmt.«
Prinzessin Clarice’ Kopf ruckte herum. »Unmöglich!«, erwiderte sie wie aus der Pistole geschossen.
Als würde sie eine Partie Tennis verfolgen, drehte Millicent ihren Kopf zwischen ihrem Bruder und Prinzessin Clarice hin und her, verblüfft über ihren plötzlichen Widerspruch.
»Ich bestehe darauf«, erklärte Robert.
»Ich nehme nicht an Bällen teil«, konterte Prinzessin Clarice.
»Ihr seid eine Prinzessin«, gab er zurück.
»Ihre Hochwohlgeboren, die Prinzessin Fahrende Händlerin.« Prinzessin Clarice lächelte, aber nicht so liebenswürdig wie zuvor. »Ich fürchte, dass zwar die meisten Eurer Gäste meine Ratschläge annehmen, sich aber keineswegs bereitwillig mit mir unterhalten würden. Ich verspreche Euch, Mylord, dass ich darüber nicht beleidigt bin.«
Robert gab nicht auf. »Aber ich werde beleidigt sein, wenn Ihr nicht teilnehmt.«
Die Prinzessin verlor allmählich ihre Fassung. »Ich habe keine angemessenen Gewänder für einen Ball, und ich habe nicht die Absicht...«
»Millicent wird Euch eines besorgen«, unterbrach er sie.
»Das wird Sie auf keinen Fall«, antwortete Prinzessin Clarice verschnupft.
»Sie wird entzückt sein«, meinte Robert. »Das stimmt doch, nicht wahr, Millicent?«
Millicent schrak zusammen, als sie plötzlich von zwei Augenpaaren förmlich durchbohrt wurde. »Gewiss. Ich kann … ich kann mit Leichtigkeit eines von Prudence’ Gewändern finden, das
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