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Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin

Titel: Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin Kostenlos Bücher Online Lesen
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leblosen Augen geworden, der die Welt mit wissendem Überdruss betrachtete und niemanden an sich heranließ. Sie hatte versucht, mit ihm über seine Zeit in der Armee zu sprechen, aber er wechselte stets das Thema, wenn auch höflich, und fragte sie dann mit geheucheltem Interesse nach den Geschehnissen in Freya Crags. Dabei spürte sie, dass es ihn nicht im Geringsten interessierte.
    »Ich bin weit im Land herumgekommen«, erklärte er.
    Was auch keine besonders zufriedenstellende Antwort war. Millicent sank enttäuscht in sich zusammen.
    Prinzessin Clarice jedoch schien sich nicht entmutigen zu lassen. Stattdessen lächelte sie unmerklich. Es war ein Lächeln, das schöne Frauen zeigen, weil sie wissen, dass sie unwiderstehlich sind.
    Millicent war klar, dass man ihr selbst sehr wohl widerstehen konnte. Das beste Zeugnis dafür waren ihr unseliges Debüt und auch die vielen Bälle in den folgenden Jahren, auf denen sie vor allem mit älteren Ladys geplaudert hatte, die nach Gesellschaft verlangten. Ein weiterer Beweis waren ihre langen Jahre der unerfüllten Sehnsucht nach Corey
MacGown, dem Earl von Tardew, der kaum ihren Namen kannte.
    Doch wenn Robert Prinzessin Clarice ansah, veränderte sich etwas in seinem Gesicht. Millicent war zwar eine Jungfer, aber sie bemerkte, wenn jemand Interesse an einer anderen Person zeigte, und sie sah auch, dass ihr Bruder beinahe gegen seinen Willen auftaute.
    Jetzt beobachtete sie fasziniert, wie Prinzessin Clarice Robert weiterhin zusetzte. »Mylord, ich bin sicher, dass Eure Abenteuer auf der Halbinsel immer höchst heldenhaft und Eure Reisen lehrreich und aufregend waren.«
    Schmeichelte die Prinzessin Robert etwa?
    Clarice fuhr fort. »Vielleicht könntet Ihr uns ja heute Abend mit Euren Geschichten unterhalten. Was Ihr tatet, wen Ihr saht... und wo Ihr überall gewesen seid.«
    Robert antwortete mit einer Klugheit, die Böses für die Prinzessin und ihre neugierigen Fragen ahnen ließ. »Fragt Ihr vielleicht, weil Euer Königreich in diesem Teil der Welt liegt? Seid Ihr eine Prinzessin aus Portugal? Oder Andalusien? Der Baminia? Oder Serephinia? Oder...?«
    Prinzessin Clarice hob lachend die Hand. »Ich kenne die meisten königlichen Familien in Europa und bin mit vielen Herrscherhäusern verwandt. Ich muss zugeben, dass ich neugierig war, was Ihr mir wohl von ihnen berichten könnt.«
    »Ihr haltet Euch sehr bedeckt, was Eure eigene Herkunft angeht.« Roberts Worte klangen liebenswürdig, aber Millicent nahm den harten Unterton wahr.
    Falls Prinzessin Clarice die unbeugsame Härte in diesen Worten ebenfalls wahrgenommen hatte, ließ sie es sich jedenfalls nicht anmerken. »Revolutionen erschweren Prinzessinnen ihre Rolle nicht nur, sondern machen sie häufig sehr gefährlich.«

    »Dennoch trompetet Ihr Eure königliche Herkunft auf einem Dorfanger heraus«, bemerkte Robert.
    Prinzessin Clarice lächelte, aber sie biss dabei die Zähne zusammen. »Ich muss Cremes verkaufen, und die Frauen probieren sie nicht aus, wenn sie keinen guten Grund dafür haben. Wenn sie wissen, dass sie dieselben Emulsionen benutzen wie die alten Königinnen, ist das eine Versuchung, der sie nicht widerstehen können. Also nutze ich diese Möglichkeit, verkünde meinen Titel und reite anschließend weiter, um Entführern zuvorzukommen. Oder Meuchelmördern.«
    »Sehr bequem«, meinte Robert.
    »Sehr notwendig«, konterte die Prinzessin.
    Auch sie gab keine befriedigende Antwort auf intime Fragen. Der verbale Schlagabtausch zwischen ihrem Bruder und der Prinzessin faszinierte Millicent. Sie selbst hätte es nie gewagt, sich Robert zu widersetzen, ganz gleich, bei welcher Gelegenheit. Sie hatte sich sehr auf Roberts Rückkehr gefreut, doch nachdem sie einige Monate lang mit diesem höflichen Fremden geredet hatte, dessen Lächeln nie seine Augen erwärmte, hatte sie alle Hoffnung verloren, je wieder ihren geliebten Bruder zu finden.
    Bis heute.
    Prinzessin Clarice hatte Robert aus seinem selbstauferlegten Exil wieder in die Welt der Menschen gelockt, deshalb wollte Millicent, dass Prinzessin Clarice in seiner unmittelbaren Nähe blieb, wo er sie nicht einfach ignorieren konnte. Und wo die Prinzessin diesen besonderen Ausdruck von Schmerz und Verblüffung auf seine ansonsten so ernste Miene zu zaubern vermochte.
    Wie er sie jetzt zur Schau trug, als er sie reiten sah.
    Mit einer Bewegung, die ihn abtat und Millicent ins Gespräch
zog, drehte sich Prinzessin Clarice zu ihr herum. »Erzählt mir von

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