Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Prinzessin Clarice kleiden würde. Selbstverständlich ein ungetragenes, Eure Hoheit. Ich würde Euch niemals zumuten, die abgelegte Kleidung von jemand anderem zu tragen. Prudence hat so viele Gewänder, dass sie nicht einmal merkt, wenn ihr eines fehlt.«
Die Prinzessin streckte die Hand nach Millicent aus. »Ihr seid sehr freundlich, und ich danke Euch von ganzem Herzen. Bitte missversteht mich nicht…« Sie schaute Robert wieder an. »Aber ich nehme keine wohltätigen Gaben an.«
Erneut flogen die Funken. »Das hat mit Wohltätigkeit
nichts zu tun«, knurrte er. »Dieses Entgelt steht Euch für Eure Mühe rechtmäßig zu.«
Prinzessin Clarice schenkte sich jede Finesse, als sie antwortete. »Mein Entgelt hätte ich lieber in Goldguineen.«
»Ich zahle, was Ihr wollt.« Er lächelte wie ein Raubtier. »Glaubt mir, Ihr werdet Euch jeden Pence sauer verdienen.«
Selbst in Millicents Ohren klang das unschicklich. »Robert!«, tadelte sie ihren Bruder.
Die leichte Röte in Prinzessin Clarice’ Wangen vertiefte sich zu einem glühenden Rosa, und sie zügelte ihr Pferd vor den großen Toren von MacKenzie Manor. »Vielleicht sollte ich etwas klarstellen, Mylord. Ich sorge dafür, dass Menschen gut aussehen. Davon verstehe ich einiges, aber das ist meine einzige Mission. Ungeachtet der Umstände und möglicher Erfordernisse werde ich nichts tun, was meinen Ruf oder meine Selbstachtung kompromittiert.«
Robert wendete sein Pferd und stellte Helios so, dass er der Prinzessin den Fluchtweg die Straße hinunter abschnitt. »Meine Worte waren überstürzt und unhöflich. Lasst Euch versichern, Prinzessin Clarice, dass ich keinerlei Absichten auf Eure königliche Person hege.«
Millicent hoffte inständig, dass er log. »Und ich werde nichts tun, was Euren Ruf auch nur im Entferntesten in Mitleidenschaft ziehen könnte.« Er klang aufrichtig und sah auch so aus.
»Hausierer haben keinen Ruf…« Prinzessin Clarice rutschte unbehaglich in ihrem Sattel hin und her. »Deshalb achte ich so sorgfältig auf meinen.«
Blaize missfiel es sichtlich, dass er gezügelt wurde, und als Robert den Weg freimachte, um dem jungen Hengst mehr Raum zu geben, drängte er sich an Roberts Pferd vorbei auf die offene Straße.
Es war ein Trick von Prinzessin Clarice gewesen, das wurde Millicent klar, um sich Roberts Falle zu entziehen. Diese Prinzessin war Robert ebenbürtig. Wenn er jetzt nur noch aus dem Mausoleum steigen würde, in das er sich selbst versenkt hatte, und diese Gelegenheit beim blonden Schopf packen würde.
Und genauso sah es aus, als er seinen riesigen Wallach mit einem kurzen Schenkeldruck zwischen die Prinzessin und das Dorf manövrierte. »Prinzessin Clarice, Ihr seid nicht verehelicht, deshalb entschuldige ich Euer Misstrauen. Aber selbst wenn Ihr mir nicht glaubt, bedenkt bitte Folgendes: Mit meinen beiden Schwestern im Haus und ganzen Wagenladungen von weiblichen Verwandten, die uns heimsuchen werden, dürfte ich schwerlich die Zeit oder auch nur den geeigneten Ort finden, um einen weiblichen Gast zu verführen, so schön der auch sein mag. Und schon gar nicht würde ich das bei einem Gast versuchen, der so... ehrbar ist wie Ihr.«
»Zeit? Und Ort?« Prinzessin Clarice tätschelte Blaize’ Hals, um ihn zu beruhigen. »Nach allem, was ich im Dorf gehört habe, lebt Ihr allein in einer Kate.«
Er erklärte der Prinzessin sein merkwürdiges Verhalten ebenso wenig, wie er es Millicent oder Prudence gegenüber getan hatte. »Seit meiner Rückkehr aus dem Krieg bevorzuge ich die Zurückgezogenheit.«
Meine Güte. Wenn er die Prinzessin wirklich überzeugen wollte, dann waren dieser schneidende Tonfall und die überhebliche Miene ganz gewiss nicht die probaten Mittel!
Aus irgendeinem Grund jedoch schienen seine Worte Prinzessin Clarice zu beruhigen. »Einverstanden. Ich akzeptiere, dass Eure Absichten ehrenhaft sind. Aber ich werde dennoch nicht an Eurem Ball teilnehmen.«
»Millicent«, sagte er, ohne seinen Blick von Clarice abzuwenden, »ich würde es begrüßen, wenn du vorausreiten und
ein Gemach für die Prinzessin vorbereiten würdest. Die Bettkammer der Königin wäre wohl die beste Wahl. Sie liegt nahe an deinem und Prudence’ Schlafraum, und diese höchst präsentable Suite wird unseren anderen Gästen verdeutlichen, wie hoch wir unseren königlichen Besucher schätzen.«
Er schob sie ab. Das begriff Millicent, aber sie fürchtete, dass er Prinzessin Clarice verscheuchen könnte. Und sie wollte, dass
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