Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
schüttelten die Alten die Köpfe.
»Sie braucht dringend etwas Honig«, bemerkte Gilbert.
»Besser gleich den Imker«, meinte Hamish.
»Einen Ehemann!«, stimmte Tomas ihnen zu.
Doch dann verloren sie ihr Interesse an Hughina, denn die Prinzessin trat zu ihnen und lächelte die Alten fröhlich an. Sie standen mühsam auf. »Lord Hepburn«, sagte Clarice. »Wärt Ihr so freundlich, mich diesen gutaussehenden Gentlemen vorzustellen?«
Farbe rötete die pergamentene Gesichtshaut der Männer. Gilbert hätte bei seiner tiefen, eleganten Verbeugung beinahe das Gleichgewicht verloren, als Robert ihn vorstellte.
Clarice stützte Gilbert am Arm und tat, als bemerke sie seine Unsicherheit nicht. »Guten Tag, Gentlemen«, sagte sie. »Wie steht es beim Damespiel?«
»Gut.« Tomas warf sich in seine schmale Brust. »Ich habe gewonnen.«
»Falls man betrügen gewinnen nennen kann«, konterte Benneit.
Die Prinzessin reichte Tomas die Hand. »Ich habe schon seit langem kein spannendes Damespiel mehr erlebt. Vielleicht kann ich ja auf eine Partie vorbeikommen, falls Lord Hepburn mir ein wenig Freizeit von meinen Pflichten gewährt.«
»Das wäre großartig, Eure Hoheit.« Tomas streichelte unbewusst mit seinen arthritischen Fingern ihre zarte Hand.
»Ich, zum Beispiel, bin kein gemeiner Betrüger, Eure Hoheit«, behauptete Henry.
Sie warf den Kopf zurück und lachte. Es war ein fröhliches,
ungekünsteltes Lachen, und die Augen der Alten glühten.
»Mylord«, wandte sich Benneit flehentlich an Robert, »Ihr erlaubt ihr doch hierherzukommen, nicht wahr?«
Niemals. Niemals würde Robert sie allein herumstreifen lassen. Er würde sie bestechen, das gewiss, und sie verführen und sie erpressen, falls es nicht anders ging, aber sie könnte vielleicht ihre Rolle in seinem kleinen Plan verweigern, und er konnte es sich nicht leisten, noch eine Frau zu verlieren. Nicht so kurz vor dem Ball. »Ich werde sie sogar höchstpersönlich hierherbegleiten.«
Clarice warf ihm einen verächtlichen Blick zu.
»Die Straßen zwischen MacKenzie Manor und Freya Crags können sehr... einsam sein«, erklärte er freundlich.
Sie befreite ihre Hand behutsam aus Tomas’ Griff und trat vor Robert. Sie sah zu ihm hoch, und ihr Blick war offen und anklagend, als sie sagte: »Vielleicht, Mylord, solltet Ihr die Straße bewachen lassen, sowohl um der Sicherheit Eurer Schutzbefohlenen willen, als auch um der Eurer Familie.«
Sie hatte keine Angst vor ihm. Sie hatte gar keine Angst. Roberts Blut erwärmte sich wie Brandy über einer Flamme, und er fühlte die Hitze des Rausches. Er hatte geglaubt, dass die nächsten Tage die reinste Hölle werden würden. Das mochte so sein, aber wenigstens hatte er seinen eigenen, privaten Engel, der mit ihm im Fegefeuer schmorte.
Sie griff nach Blaize’ Zügeln.
Robert zog seine Hand nicht weg, so dass ihre Finger die seinen berührten. »Euer Rat ist sehr klug. Ich werde ihn in Betracht ziehen.«
Als er sie musterte und ihre Berührung nicht unterbrach, sah er, wie sie schluckte. Aber sie wandte ihren Blick nicht ab.
Gut. Sehr gut.
Dann liebkoste Blaize ihr Ohr, als würde er ihr ein Geheimnis einflüstern, und sie führte den Hengst ein paar Schritte zur Seite. Sie hinterließ einen angenehmen Duft, nach... frischen Blumen und wohlriechenden Gewürzen. Robert gefiel ihr Parfüm.
»Ach, Eure Hoheit, so schlimm ist es gar nicht.« Henry stützte sich schwer auf seinen Krückstock. Der runzlige, gebeugte Mann war einmal Bürgermeister von Freya Crags gewesen. »Zwei Strauchdiebe haben gelegentlich Reisende überfallen, und auch ein paar Bauern. Üble Schläger, das waren die beiden, aye, und sie verstanden es, mit dem Knüppel umzugehen. Solange sie in der Übermacht waren, hatten sie keine Angst, sich zu zeigen. Aber Lord Hepburn hat Patrouillen eingesetzt, und die haben sie auf die Straße nach Edinburgh vertrieben.«
Clarice lächelte Robert triumphierend an. »Dann kann ich ja ohne Sorge nach Freya Crags reiten.«
»Ich fürchte, wenn erst die prächtigen Kutschen auf der Straße nach MacKenzie Manor eintreffen, werden sie diese Beute unwiderstehlich finden und zurückkehren.« Robert befürchtete das tatsächlich. Allerdings hoffte er auch, dass die Strauchdiebe zurückkehrten, und das möglichst in einer dieser vielen Nächte, in denen er keinen Schlaf finden konnte. Dann würde er ihnen gern begegnen und ihnen haarklein und bis ins peinlichst schmerzhafteste Detail verdeutlichen, warum sie sich
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