Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Südhang beschien die Sonne einen kleinen Garten, und Hühner pickten in dem frischen grünen Gras.
Die Tür der Kate hing schief in den Angeln. Eine Frau lag leblos im Garten, und unter ihrem ausgestreckten Körper hatte sich eine leuchtend rote Blutlache gebildet. Zwei schweißbedeckte Pferde waren an einem Apfelbaum angebunden. Einer der Reiter verprügelte mit gnadenlosen Hieben einen Mann, der von dem anderen Strauchdieb festgehalten wurde.
Ein dunkles, bedrohliches Knurren drang aus Hepburns Kehle. »Abschaum.«
Clarice riss ihren Blick von der Szene los und schaute ihn an. Noch während sie das tat, veränderte sich plötzlich seine Haltung. Er fletschte seine weißen, kräftigen Zähne, blähte die Nasenflügel und betrachtete aus zusammengekniffenen Augen die beiden Marodeure.
Blaize bäumte sich bei dem klatschenden Geräusch auf, das zu hören war, wenn die Fäuste des Schlägers sich in den Magen des Bauern gruben, auf seinem Gesicht landeten, wenn das scharfe Brechen der Knochen und die schwachen, kläglichen Schreie des Mannes herüberschallten.
Clarice mühte sich, ihr Pferd unter Kontrolle zu halten, und kämpfte gleichzeitig gegen ihren eigenen Wunsch an zu fliehen.
Diese Männer waren erbarmungslose Mörder, die einen Menschen mit einem Lachen im Gesicht totprügelten.
Schließlich hatte sie Blaize wieder im Griff. »Mylord«, sagte sie, weil es ihre Pflicht war, »sie sind zu zweit. Ich kann helfen. Sagt mir, was ich tun soll!«
Der Blick, den er ihr zuwarf, machte ihr mehr Angst, als die beiden Mörder dort unten es vermocht hätten. Hepburn stieß einen Schlachtruf aus, der ihr einen Aufschrei entlockte und bei dem Blaize erneut scheute. Dann spornte er sein Pferd an. Das Schlachtross reagierte, machte einen gewaltigen
Satz und donnerte mit der gleichen unbändigen Zuversicht den felsigen Abhang hinab, die es wahrscheinlich auf dem Schlachtfeld gezeigt hätte.
Bei dem gellenden Schrei hatten die Schläger überrascht aufgeblickt, doch als sie merkten, dass sich ihnen nur ein Mann näherte, schlug ihre Beunruhigung in höhnisches Gelächter um. Provozierend lässig hob einer seine Pistole und zielte auf Hepburn.
Vor Angst und Wut sah Clarice beinahe rot. Sie schrie Hepburns Namen, spornte ihren Hengst an und galoppierte ebenfalls den Hang hinunter. Blaize’ Hufe schlugen Funken auf dem felsigen Boden.
Aber Hepburn lenkte sein Pferd nach rechts und sprang mit einem mächtigen Satz auf den Mann mit der Waffe los, in dessen Gebiss schwarze Lücken gähnten.
Der Halunke kreischte auf, als die Hufe des Pferdes gegen seinen Schädel krachten, flog zur Seite und rollte über den Boden. Die Pistole krachte, und als der Kerl sich wieder aufrichtete, erwartete Clarice, Blut zu sehen. An ihm oder an Hepburn.
Doch der Schuss hatte sein Ziel verfehlt. Clarice zügelte Blaize und überlegte, was sie tun sollte, um Hepburn zu helfen. Sollte sie weiterreiten und die Mörder ablenken? Oder sich lieber abseits halten?
Mit einem lauten Wutschrei warf der Mörder seine rauchende Pistole zur Seite.
Sein Freund war breitschultrig und hatte einen mächtigen Schmerbauch. Er ließ den übel zugerichteten Bauern los, schnappte sich einen derben Stock von einem Holzstoß und wirbelte ihn pfeifend über seinem kahlen Kopf durch die Luft. Dann rannte er zu seinem Pferd.
Hepburn jedoch wendete und schnitt ihm mit Helios den
Weg ab. In meisterlicher Beherrschung seines Pferdes galoppierte er mit seinem Wallach zwischen die Gäule der Schurken und riss dabei ihre Zügel los. Clarice stockte fast der Atem. Erneut stieß er diesen markerschütternden Schlachtruf aus, und die Pferde der Halunken galoppierten erschreckt davon.
Die Mörder brüllten ihre Wut heraus, und ihre Panik. Hepburn saß zu Pferde, sie nicht. Er würde sie niederreiten...
Doch das tat er nicht.
Er galoppierte in einem engen Kreis um den kahlköpfigen Mann, der seinen Prügel schwang, zwang ihn, sich zu drehen und zu wenden, und als er sein Gleichgewicht verloren hatte, griff Hepburn an und entriss ihm den Knüppel.
Der Kahlkopf fiel auf die Knie, und seine Flüche hallten laut durch das Tal.
Clarice hielt Blaize mitten auf dem Hang an. Hepburn wusste, was er tat. Sie nicht, und sie wollte ihm nicht in die Quere kommen.
Sie hatte Angst davor, ihn aus Versehen zu behindern.
Hepburn schleuderte den Prügel wie einen Speer auf den ersten Mann, ritt an dem kahlköpfigen Räuber vorbei, sprang in vollem Galopp aus dem Sattel und stürzte
Weitere Kostenlose Bücher