Lost Princesses 01 - Der Lord Und Die Rebellin
Kahlkopf.
»Allerdings, nie wieder!« Hepburn bückte sich, zerrte ihn am Hemd hoch und prügelte weiter auf ihn ein.
Clarice konnte es nicht mehr ertragen. Sie trieb Blaize an und ritt neben ihn. »Lord Hepburn!« Sie glitt aus dem Sattel. »Lord Hepburn!« Sie fiel ihm in den Arm, als er den Bewusstlosen erneut schlagen wollte. »Haltet ein, Lord Hepburn! Ihr müsst aufhören!« Ihr war fast schlecht, und ihre Stimme zitterte vor Entsetzen.
Hepburn hob den Kopf und starrte sie an, als hätte er sie noch nie im Leben gesehen. Sein Haar stand ihm zu Berge, ein Ärmel war von dem Messer aufgeschlitzt worden, und sein Arm war blutüberströmt. Er sah aus, als hätte der Teufel selbst seine Seele in den Klauen, und Clarice fürchtete einen Moment, er würde auch sie schlagen.
Dann atmete er tief durch. Seine Miene entspannte sich, er
ließ den Arm sinken und den Kahlkopf los. »Eure Hoheit.« Seine Stimme klang beinahe furchteinflößend ruhig und normal. »Reitet zurück nach MacKenzie Manor und schickt jemanden zu MacGee, der sich seiner annehmen soll. Bis dahin kümmere ich mich um ihn«, befahl er ihr.
»Aber...« Sie deutete auf die Wunde. »Mylord, Ihr seid verletzt.«
Er schaute gleichgültig auf seinen Arm. »Ich habe schon schlimmere Verletzungen davongetragen. MacGee dagegen nicht, der arme Kerl.« Er pfiff nach Blaize, und der Hengst kam gehorsam angetrabt.
Hepburn hob Clarice in den Sattel. Sie erschauerte vor Schreck unter seiner Berührung. Aber es war kein Widerwille oder Ekel, Gott sei ihr gnädig! Es war alles andere als das.
»Wenn wir MacGee nicht versorgen, stirbt er.« Hepburn versetzte Blaize einen aufmunternden Schlag mit der flachen Hand. »Beeilt Euch.«
15
Eine Prinzessin übt sich in Nadelarbeiten, um ein schönes Produkt
herzustellen und um ihre ebenmäßigen Hände und eleganten
Gesten zu präsentieren.
DIE éKöNIGINWITWE VON BEAUMONTAGNE
C larice stand am Fenster von Hepburns Arbeitszimmer und beobachtete, wie er in den Hof ritt. Er war blutüberströmt von seiner Verletzung und ganz offenkundig kein bisschen erschüttert. Sie hörte an den weiblichen Entsetzensschreien und seinem leisen, beruhigenden Murmeln, dass er sich dem Arbeitszimmer näherte. Sie stand im Schatten, als er das Zimmer betrat. »Es geht mir gut, Millicent«, sagte er in der Tür. »Für eine solch kleine Wunde brauche ich keinen Chirurgen. Ich muss die Post durchsehen, die heute Nachmittag gekommen ist. Danach, das verspreche ich dir, lege ich mich zur Ruhe. Geh zurück zu deinen Gästen. Sie brauchen dich weiß Gott mehr als ich.« Er schlug seiner besorgten Schwester die Tür vor der Nase zu und ging zu seinem Schreibtisch, wo die Post auf einem silbernen Tablett lag.
Clarice nutzte den Moment, um ihn zu betrachten. Seine Augen waren etwas aufgequollen, und sein Kiefer war wund, aber alles in allem wirkte er für einen Mann, der erst vor wenigen Stunden in einen mörderischen Kampf verwickelt gewesen
war, sehr erholt. Bis auf die Wunde an seinem Arm, sie musste versorgt werden.
»Drückt Euch nicht dahinten im Schatten herum, Hoheit«, sagte er, ohne den Kopf zu heben. »Kommt und verbindet mich. Denn das wollt Ihr doch, richtig?«
Er hatte sich nicht anmerken lassen, dass er den Tisch gesehen hatte, auf dem sie ihre Schere, ihr Nähzeug und die Schale mit heißem Wasser aufgebaut hatte. Ebenso wie er sich nicht hatte anmerken lassen, dass er sie wahrgenommen hatte. Als Clarice jetzt ins Licht trat, blickte er sie direkt an.
Seine Augen waren immer noch rot gerändert.
Und er war immer noch wutentbrannt.
Ihr Herz schlug schneller, und sie wäre am liebsten weggelaufen. Doch gleichzeitig wollte sie bleiben. Sie musste sich vergewissern, dass es ihm gut ging. Dabei kümmerte es sie eigentlich gar nicht. Sie hatte seine schlimmste Seite gesehen, ihn in einer unkontrollierten Wut erlebt, einer so maßlosen und mörderischen Wut, dass er beinahe freudig getötet hätte. Und gleichzeitig hatte sie die beste Seite seines Charakters erlebt, denn was auch immer geschehen war: Er hatte es getan, als er sich für seine Schutzbefohlenen einsetzte.
Aber die Selbstbeherrschung und das Mitgefühl, das ihre Großmutter sie gelehrt hatte, war so tief in ihr verwurzelt, und er...
Er schien sich zu zwingen, den Blick von ihr abzuwenden, und schuf so Abstand zwischen ihnen beiden.
Dadurch fiel es ihr leicht, beiläufig zu fragen: »Wie geht es MacGee?«
»Seine Frau ist tot, aber er wird
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